Fisch gilt als gesund – aber nicht als nachhaltig. Der Fischratgeber der Verbraucherzentralen gibt Empfehlungen, welche Fischarten man aus Umweltsicht noch kaufen kann.
Kann man Fisch überhaupt noch guten Gewissens essen? Dazu gibt es verschiedene Meinungen. Organisationen wie der WWF oder Greenpeace haben in der Vergangenheit Fischratgeber veröffentlicht, die einen Überblick darüber verschaffen, wie überfischt bestimmte Arten sind und wie groß die Umweltauswirkungen.
Die neueste Kaufempfehlung stammt von den Verbraucherzentralen Hamburg und Berlin. Sie haben gemeinsam mit Manfred Krautter von der unabhängigen Nachhaltigkeitsberatung EcoAid ihren Fischratgeber aktualisiert. Dieser teilt Meerestiere in die Kategorien „zu empfehlender Wildfang“, „bedingt zu empfehlender Wildfang“ und „nicht zu empfehlender Wildfang“ ein. Auch Tiere aus Aquakultur wurden eingeordnet, zum Beispiel Lachs, Garnelen und Forellen.
Das ausklappbare Booklet kannst du kostenlos auf der Website der Verbraucherzentrale Hamburg herunterladen und ausdrucken. Gegen zwei Euro Versandkosten erhältst du auch eine gedruckte Fassung der Broschüre.
Welcher Fisch ist ökologisch vertretbar?
Mit dem Fischfang sind viele Probleme verbunden: Tierleid, Umweltzerstörung, Überfischung. Es gibt zwar Ansätze für nachhaltigere Methoden und auch Siegel, doch Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg warnt: „[M]anchmal versprechen die Label auf den Verpackungen mehr als sie halten“.
Aquakulturen sollen Bestände schonen, stehen aber ebenso in der Kritik. „Die Aufzucht erfolgt […] oft in weit entfernten Ländern und als Futtermittel kommt Fischmehl aus bedenklichem Wildfang zum Einsatz“, so Valet. Nicht jedes Produkt aus Aquakultur sei daher zu empfehlen.
- Grünes Licht erteilt die Verbraucherzentrale Hamburg zum Beispiel für Forelle aus Aquakultur mit Biosiegel (EU, Naturland). Atlantischer Lachs aus geschlossenen landbasierten Systemen bzw. Kreislaufanlagen sei ebenfalls zu empfehlen. Stammt er aus Europa, dann empfiehlt der Ratgeber auch Lachs aus Netzkäfiganlagen mit EU-Bio- beziehungsweise Naturlandsiegel.
- Hat der beliebte Fisch aus europäischer Aquakultur (Netzkäfiganlagen) nur ein Siegel der Aquaculture Stewardship Council (ASC) oder gar keines, ist er laut Ratgeber bedingt zu empfehlen.
- Stammt der Lachs aus Aquakultur in Chile, so rät die Verbraucherzentale vom Kauf ab.
Bei Fisch aus Wildfang wurden unter anderem Hauptfanggebiet, Teilfanggebiet und Fangmethoden untersucht. Außerdem berücksichtigt der Fischratgeber, ob der Fisch über ein Zertifikat verfügt.
- Als empfehlenswert stuft der Fischratgeber unter anderem Alaska-Seelachs aus dem Nordwestpazifik (Fangzone FAO 61) und Nordostpazifik (FAO 67) ein, wenn dieser mit einem MSC-Siegel ausgezeichnet ist.
- Ohne entsprechendes Siegel ist Alaska-Seelachs nicht zu empfehlen. Zu der Kategorie gehören beispielsweise auch Kaisergranat und Scampi (alle Sorten außer Skagerrak und Kattegat) aus dem Nordostatlantik, die mit Grundscherbrettnetzen und Baumkurren gefangen wurden.
- Bedingt empfehlenswert ist dagegen Rotbarsch aus dem Nordatlantik, aus Island, wenn dieser das MSC-Siegel trägt.
Laut Website sind die Empfehlungen bis spätestens August 2023 gültig.
Fischratgeber: Nach welchen Kriterien hat die Verbraucherzentrale bewertet?
Was macht einen Fisch empfehlenswert? Der Fischratgeber der Verbraucherzentralen Hamburg und Berlin beruht auf den bisherigen Bewertungen von den Institutionen
- WWF
- Monterey Bay Aquarium
- Marine Conservation Society
- Fishsource, einer Plattform der NGO Sustainable Fisheries Partnership
Laut Pressemitteilung wurden im Bedarfsfall auch Bewertungen von International Union for Conservation of Nature (IUCN) und NABU berücksichtigt.
Die Bewertungen, auf die sich der Ratgeber stützt, müssen wissenschaftlich fundiert sein, die Auswirkungen auf die Meeresumwelt mitberücksichtigen und einmal jährlich aktualisiert werden, um berücksichtigt zu werden. Durchgeführt wurde die Bewertung von Manfred Krautter, einem unabhängigen Nachhaltigkeits-Berater. Wie einzelne Faktoren – beispielsweise Tierwohl oder der Grad der Überfischung – gewichtet wurden, dazu konnten wir keine genaueren Informationen finden.
Noch transparenter ist da der Fischratgeber des WWF. In Dokumenten wird hier genau aufgeschlüsselt, wie die Bewertung der einzelnen Arten abläuft. Außerdem bietet der Fischratgeber ausführliche Informationen zu jeder Fischart, auch bezüglich ihrer Problematiken. Der WWF listet insgesamt 44 Arten als „gute Wahl“, wenn auch meist nur unter bestimmten Bedingungen. Auch der Fischratgeber der Verbraucherzentralen gibt insgesamt 14 Empfehlungen für Fischsorten aus Wildfang und acht für solche aus Aquakultur – jeweils ebenfalls mit Einschränkungen.
Utopia meint: 31 Prozent der weltweiten Fischbestände sind überfischt, 58 weitere Prozent werden bis an die Grenzen befischt. Dazu kommen zahlreiche weitere Probleme, die die Lust auf Fisch vergehen lassen: Zerstörung wertvoller Lebensräume durch Schleppnetze und Aquakultur, Verschmutzung von Gewässern, die Bedrohung anderer Tierarten durch Beifang (allein dieser macht pro Jahr 38 Millionen Tonnen aus, also 40 Prozent des weltweiten Fischfangs).
Weil die Situation so komplex ist, reichen einzelne Siegel oft nicht aus, um Kund:innen umfassend beim Einkaufen zu beraten. Wer „besseren“ Fisch kaufen will, sollte sich deshalb unbedingt im Vorhinein genau informieren.
Oder noch besser: auf Fisch verzichten und dafür eine vegetarische Alternative ausprobieren. Für die Gesundheit brauchen wir Fisch nicht: Unseren Bedarf an Omega-3-Fettsäuren können wir auch über andere Lebensmittel wie zum Beispiel Algenöl, Walnüsse oder Leinöl decken.
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