Das Siegel des Forums für Nachhaltige Geldanlagen gibt dir schnell einen Überblick mit welchen Fonds du in Umweltschutz oder Menschenrechte investieren kannst. Es bewertet Fonds und macht Nachhaltigkeit so für alle transparent.
Bei Lebensmitteln oder Kleidung kannst du dich an zahlreichen Bio- und Fair-Trade-Siegeln orientieren. Doch wie sieht es bei Geldanlagen aus? Wer privat in einem Fonds anlegt, hat meistens keine Informationen, was mit dem Geld passiert. Der Fonds hält Wertpapiere von verschiedenen Unternehmen. Doch wie erwirtschaften die ihre Gewinne, achten sie auf Umweltschutz und erhalten die Arbeiter auch einen gerechten Lohn?
Bessere Vergleichbarkeit: Das Siegel "Forum für Nachhaltige Geldanlagen"
Vor dem Kauf von Fonds-Anlagen kannst du dich beim Forum für Nachhaltige Geldanlagen e.V. (kurz FNG) informieren. Seit 2015 prüft und zertifiziert das FNG-Forum nachhaltige Fonds. Zusammen mit Finanzfachleuten und Experten aus Sozial- und Umweltorganisationen erarbeitet das Forum detaillierte Kriterien, um die Nachhaltigkeit von Fonds zu bewerten und vergleichbar zu machen. Entsprechend der Bewertung erhalten Fonds Sterne, wobei drei Sterne die beste Bewertung ist.
Das FNG-Forum will mit dem Siegel folgende Ziele erreichen:
- Einen Qualitätsstandard für Geldanlagen bei Fonds setzen.
- Dem Kunden eine übersichtliche Orientierungshilfe für Geldanlagen geben.
- Die Qualität von nachhaltigen Geldanlagen sichern.
- Den Wettbewerb zwischen den Anbietern fördern.
- Nachhaltige Investmentansätze im Finanzmarkt etablieren.
Die jährlichen Prüfungen und Beurteilungen der Fonds übernimmt die „Research Group on Sustainable Finance“ der Universität Hamburg.
Das FNG-Siegel fördert Nachhaltigkeit in Unternehmen
Wer Aktien oder andere Wertpapiere in einem Fonds kauft, möchte sein Geld sicher und gewinnbringend anlegen. Für Unternehmen sind Fonds ein Weg viel Geld über den Aktienmarkt zu erhalten. Das Geld aus dem Aktienverkauf verwenden Unternehmen, um ihre Geschäfte zu finanzieren. Mit dem Geld, dass du in einem Aktienfonds angelegt hast, finanzierst du also die Unternehmen im Fonds-Portfolio.
Von deiner Entscheidung, Geld in einen nachhaltigen Fonds anzulegen, profitieren daher nur Unternehmen, die auch nachhaltig arbeiten. Dadurch rückt nachhaltiges Wirtschaften mehr ins Blickfeld von Unternehmen, da sie dadurch einen Wettbewerbsvorteil am Geldmarkt erhalten.
- Je mehr wir bewusst nachhaltige Fonds nachfragen, desto mehr Unternehmen haben einen Vorteil davon, sich nach Nachhaltigkeitsstandards zu richten.
- Wenn mehr Unternehmen nachhaltig agieren, können Fonds die Kursschwankungen am Aktienmarkt besser ausgleichen und deine Rendite steigt.
Das FNG-Siegel gibt dir Orientierung, wie nachhaltig ein Fonds ist!
- Das FNG-Siegel kann dir jedoch nicht den zu erwartenden Gewinn prognostizieren oder angeben wie sich der Kurs entwickelt.
- Es kann nicht bewerten, ob das Risiko dieser Geldanlage zu deinen persönlichen Erwartungen passt.
Diese Fragen solltest du unbedingt mit deinem Bankberater besprechen, am besten bei einer nachhaltigen Bank. Ein persönliches Beratungsgespräch ist vor jeder Fonds-Geldanlage vorgeschrieben.
FNG-Siegel prüft die Auswahlkriterien der Fonds und deren Engagement
Ein Fonds-Portfolio setzt sich meistens aus Aktien oder anderen Wertpapieren von Unternehmern zusammen. Bei einem nachhaltigen Fonds sind die Auswahlkriterien neben der Rendite auch Kriterien zur nachhaltigen Unternehmensführung. Diese Kriterien legt jede Fondsgesellschaft erst einmal selbst fest.
Die Bewertung der nachhaltigen Fonds durch das FNG-Forum erfolgt in zwei Schritten:
- Das FNG-Forum prüft, ob diese Auswahlkriterien der Fonds den Mindestanforderungen an nachhaltige Unternehmensführung entsprechen. Die Nachhaltigkeit-Kriterien an Unternehmen in nachhaltigen Fonds decken die Bereiche Umweltschutz sowie sozialer und verantwortungsvoller Unternehmensführung ab, kurz ESG–Kriterien. ESG steht für die englische Bezeichnung für Umwelt, Soziales und ethische Unternehmensführung – Environmental, Social and Governance.
- Bei der FNG-Zertifizierung prüft das Siegel, wie sehr sich die Fonds-Gesellschaften für Nachhaltigkeit engagieren und sich den Standards verpflichtet fühlen. Dafür steht auch im Deutschen die englische Bezeichnung „Sustainable and Responsible Investment“ oder kurz SRI. Hierbei fließt in die FNG-Bewertung ein, ob der Fondsmanager strengere Ausschlusskriterien anwendet oder ob er selbst im Dialog mit Unternehmen steht und so Nachhaltigkeit fördert.
1. Schritt – das FNG-Siegel prüft die Nachhaltigkeitskriterien
Bei der Fonds-Zertifizierung prüft der FNG wie gründlich der Fondsmanager bei der Bewertung vorging.
1) Diese Nachhaltigkeits-Standards müssen Unternehmen erfüllen:
- keine Beteiligung an verbotener Waffenproduktion, dazu zählen ABC-Waffen (atomar, biologisch, chemisch), Streubomben und Minen.
- keine Beteiligung an Kernenergie, Rohöl-Gewinnung aus Fracking oder Ölsand (ab 2019 wird auch Kohle kritisch gesehen)
- Die Unternehmen müssen die Richtlinien der UN Global Compact befolgen. Schon 1999 stellt die UNO 10 Prinzipien für Konzerne auf, um damit die Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten. Sie regeln die Bereiche Menschenrechte, Arbeitsrecht, Umweltschutz, Korruption und Bestechung.
2) Nachhaltige Fonds können auch in Wertpapiere von Staaten investieren, den sogenannten Staatsanleihen. Auch für Staaten gelten Nachhaltigkeitskriterien:
- demokratische Staatsordnung
- Menschenrechte
- Unterzeichnung der UN Biodiversitäts-Konvention – ein internationales Umweltabkommen zum Schutz der Artenvielfalt
3) Ebenfalls durch das FNG-Forum geprüft wird der Transparenz Kodex – Eurosif. Damit verpflichten sich nachhaltige Fonds ihren Anlegern gegenüber offen, ehrlich und verständlich über den Fonds zu informieren.
Jeder mit dem FNG-Siegel zertifizierte Fonds besitzt ein FNG-Nachhaltigkeitsprofil. Diese Fondsprofile kannst du auf der FNG-Website abrufen und zu einem Beratungsgespräch mit deinem Bankberater mitnehmen. Sie geben dir einen Überblick über die Unternehmen im Fonds-Portfolio und in welchem Umfang die ESG-Kriterien erfüllt sind.
2. Schritt – das FNG-Siegel prüft, wie Fonds die Nachhaltigkeit fördern
Wie wählt der Fondsmanager die Aktien aus?
- Erfolgt die Auswahl der Aktien, Themen oder Branchen bezogen. Sogenannte Themenfonds investieren zum Beispiel ausschließlich in erneuerbare Energien oder Elektro-Mobilität.
- Best-in-Class Auswahl, dabei nimmt der Fonds die jeweils besten Unternehmen pro Branche auf. Je Branche erstellt die Nachhaltigkeits-Analyse eine Top-Ten Liste und daraus wählt der Fonds die besten Aktien aus.
- Gibt es zusätzliche, strengere Kriterien außer den ESG-Ausschlüssen? (Zum Beispiel: ist fossile Energie gesamt ausgeschlossen oder die Waffenindustrie allgemein.)
Wer führt die Analyse durch?
- Ein eigenes Expertenteam der Fonds-Gesellschaft
- externe Ratingagenturen, die auf ESG-Analysen spezialisiert sind
Wie weit geht die Nachhaltigkeitsanalyse?
- Wird nur das Unternehmen selbst bewertet, welches die Aktien ausgibt?
- Bezieht die ESG-Analyse den ganzen Konzern mit ein? (Zum Beispiel: Audi und VW oder Google und Alphabet Group)
- Wird auch die Lieferkette von Subunternehmen und Zulieferern analysiert? Zum Beispiel kann bei Textilunternehmen die Prüfung der Lieferkette zu kritischen Ergebnissen kommen.
Inwiefern nimmt der Fondsmanager Einfluss auf die Unternehmen?
Wer Aktien besitzt, hat auch ein Stimmrecht auf den Aktionärsversammlungen. Mit dem Kauf von Fonds-Anteilen überträgt sich das Stimmrecht der Aktien auf den Fondsmanager. Damit tritt der Fondsmanager als institutioneller Anleger auf und kann somit seiner Stimme wesentlich mehr Gewicht verleihen. Die Teilnahme an Aktionärsverhandlungen kann unterschiedlich stark ausfallen.
Kritik am FNG-Siegel
Im Test „Grüne Aktienfonds“ kritisierte Öko-Test in Ausgabe 11/2018 viele Fonds. Dabei fiel speziell auf, dass bei der Hälfte der untersuchten Aktienfonds die FNG-Profile noch aus den Jahren 2015/16 stammten – also längst nicht mehr aktuell waren.
Kritisiert wird zuweilen auch, dass das FNG letztlich eine Plattform ist, die Banken und Fondsgesellschaften gehört. Das sollte an dieser Stelle zumindest kritisch erwähnt werden – und man sollte es im Hinterkopf behalten.
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