Die Pink Tax diskriminiert Frauen tagtäglich. Wir erklären dir, welche Bereiche davon betroffen sind und was gegen diese Ungerechtigkeit helfen kann.
Hinter der „Pink Tax“ – auch „Gender Pricing“ genannt – verbirgt sich eine unsichtbare Frauensteuer. Das bedeutet, dass Frauen laut der Verbraucherzentrale Hamburg für gleichwertige Produkte im Bereich Kosmetik sowie für Dienstleistungen wie zum Beispiel beim Friseur und in der Reinigung mehr bezahlen müssen als Männer. Bei dieser „pinken Steuer“ handelt es sich aber nicht um eine Steuer, sondern um einen Aufpreis, den Firmen auf weiblich vermarktete Produkte schlagen.
Warum funktioniert die Pink Tax?
Man geht davon aus, dass Frauen mehr Geld in ihr Äußeres investieren würden als Männer. Mit einem Aufpreis für sogenannte weibliche Produkte wird dieser Umstand ausgenutzt. Eine derartige Diskriminierung geht nach einer Studie im Auftrag der Antidiskriminierungsstelle des Bundes oft wie folgt einher: Produktname, Gestaltung und Verpackung sollen Frauen besonders ansprechen, während die Männerartikel fast identische Eigenschaften aufweisen.
Die Pink Tax in Zahlen
Die Pink Tax zeigt sich besonders deutlich an den Zahlen, die die Verbraucherzentrale Hamburg im Jahr 2019 ermittelt hat. Demnach liegen die Preise für Rasierprodukte für Frauen etwa 38 Prozent höher als die Männervarianten. Eine Stichprobe desselben Instituts im Februar 2023 stellt zum ersten Mal eine Besserung fest. Einwegrasierer und Rasiergele sind inzwischen für Männer und Frauen gleich teuer. Lediglich Rasierschaum ist noch bis zu 80 Prozent teurer. Bei Parfüm besteht ebenso noch ein deutlicher Preisunterschied.
Auch die Reinigung von Blusen ist im Schnitt etwa 60 bis 80 Prozent teurer, als es bei einem Männerhemd der Fall ist. Dieser Aufschlag kann sogar über 100 Prozent betragen – wodurch die Produkte oder Leistungen mehr als das Doppelte kosten.
Laut der oben erwähnten Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gibt es bei 62 der 1682 untersuchten Produktvarianten einen erhöhten Preis für frauenspezifische Artikel. Das sind in diesem Fall 3,2 Prozent der Produkte. Bei den 381 untersuchten Dienstleistungen allerdings haben bereits 59 Prozent der Leistungen einen unterschiedlichen Preis für Männer und Frauen. Diese Daten stammen aus dem Jahr 2017 und wurden seither nicht aktualisiert.
Mögliche Maßnahmen gegen die "Pink Tax"
Die Pink Tax bedeutet eine große Benachteiligung von Frauen, zumal diese laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Durchschnitt ohnehin weniger Geld verdienen als Männer. Auch wenn es sich bei den Preisunterschieden meist nur um harmlos erscheinende Centbeträge handelt, «Gender Pricing» trägt zur finanziellen Benachteiligung von Frauen bei und belastet zusätzlich.
Es bedarf eines Umdenkens innerhalb der Gesellschaft. Folgende Maßnahmen wären denkbar, um die Pink Tax auf lange Sicht abzuschaffen:
- Leistungen nach Aufwand statt Geschlecht anbieten: Sowohl für Dienstleistungen bei:m Friseur:innen als auch in der Reinigung dürfte es keine Preislisten nach Geschlecht geben. Stattdessen müssten der tatsächliche Aufwand und die Materialkosten für einen fairen Preis berechnet werden.
- Mehr Aufklärung über „Gender Marketing“: Vielen Konsument:innen sind die Pink Tax und die damit verbundene Ungerechtigkeit sicherlich nicht bewusst. Daher bedarf es noch einiges an Aufklärung an Schulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen. Daran kannst auch du mitwirken, indem du Freund:innen, Bekannte und Verwandte informierst.
- Studien in regelmäßigen Abständen: Um gezielter gegen das Phänomen der Pink Tax vorgehen zu können, ist noch einiges an Forschung nötig. Die aktuellsten Zahlen liegen aus dem Jahr 2017 vor. Lediglich für Pflegeprodukte wurde 2019 ein Update veröffentlicht. Für eine umfangreiche Untersuchung wäre es wichtig, regelmäßige Studien durchzuführen.
- Geschlechtsneutrale Produkte vorziehen: Auch als Verbraucher:in kannst du dich gegen eine Benachteiligung von Frauen einsetzen, indem du bewusst konsumierst. Informiere dich vorab über Preise und Inhaltsstoffe und unterstütze lieber geschlechtsneutrale Produkte, die von einer „Frauensteuer“ absehen.
Dieser Text wurde mithilfe der dpa ergänzt.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Duftmarketing: Wie uns die Industrie mit Düften zu mehr Konsum verleiten will
- BB Cream: Besonderheiten und empfehlenswerte Naturkosmetik
- Haarparfum: Warum du es nicht verwenden solltest
English version available: Pink Tax: 7 Wacky Examples That Show It Still Exists
Überarbeitet von Lena Kirchner
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?