Wenn du von einer infizierten Zecke gestochen wirst, besteht die Gefahr, dass du dich mit Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Borreliose-Bakterien ansteckst. Hier erfährst du, was die typischen Symptome für die beiden Krankheiten sind und was bei Symptomen zu tun ist.
Die gute Nachricht vorab: Dass dir eine Zecke auf den Leib gerückt ist, heißt nicht automatisch, dass sie dir eine Krankheit hinterlässt. Für eine Infektion muss die Zecke die Bakterien oder Viren, die diese Erkrankung auslösen, erst einmal in sich tragen – und weitergeben.
Zu den Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden können, zählen Borreliose (auch Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit genannt) und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Borreliose ist eine bakterielle Infektion, die laut Robert-Koch-Institut (RKI) verschiedene Organsysteme befallen kann. FSME wird über Viren übertragen – es handelt sich um eine Entzündung des Hirns oder der Hirnhäute. Borreliose kommt dabei häufiger vor als FSME.
So haben immerhin rund drei Prozent der Zeckenstiche eine Borreliose zur Folge, so die Deutsche Hirnstiftung. FSME-Viren kommen hauptsächlich im süddeutschen Raum vor. Hierzu veröffentlicht das RKI jährlich eine Karte der Haupt-Endemiegebiete. Im Mittel tragen in FSME-Risikogebieten 0,1 Prozent bis 5 Prozent der Zecken FSME-Viren in sich, erklärt das Robert Koch-Institut (RKI).
Wichtig ist zu wissen, wie sich die Erkrankungen zeigen – und wie man sich vor ihnen schützt.
Welche Beschwerden bringt eine Frühsommer-Meningoenzephalitis mit sich?
FSME zeigt sich zuerst einmal durch Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, also ein allgemeines Krankheitsgefühl. Die Beschwerden ähneln denen einer Grippe und werden oft fehlgedeutet. Mit dem Abklingen der Symptome ist für viele die Erkrankung überstanden – aber nicht für alle.
Bei einem Teil der Infizierten entzünden sich etwa eine Woche später in einer zweiten Krankheitsphase die Hirnhäute, das Gehirn oder das Rückenmark. Das kann mit Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit einhergehen. „Erkrankte sind zudem häufig lichtempfindlich“, sagt Kristina Huber, Ärztin in der Ambulanz der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am LMU Klinikum München.
Bei einem schweren Verlauf sind Krampfanfälle, Lähmungserscheinungen – etwa an Armen und Beinen – und auch Schluck- und Sprechstörungen möglich. Folgeschäden, wie etwa eine dauerhafte Beeinträchtigung der Fein- oder Grobmotorik, sind nicht ausgeschlossen. Wer FSME hat, ist übrigens nicht ansteckend.
Übrigens: Unmittelbar nach einem Zeckenstich kommt es häufig zu einer juckenden Rötung der betroffenen Stelle – das ist normal. Sie verschwindet meist innerhalb einiger Tage. Und wenn sich ein roter, sich ausbreitender Fleck mehrere Tage nach dem Zeckenstich zeigt? Dann ist das ein Anzeichen für Borreliose, nicht für FSME. Sinnvoll ist, damit zum Arzt zu gehen.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts wurden im Jahr 2023 in Deutschland 475 FSME-Erkrankungen gemeldet. Nahezu alle Erkrankten waren nicht oder nur unzureichend geimpft.
Borreliose: Was sind die Anzeichen?
Neben FSME ist Borreliose die zweite Erkrankung, die von Zecken übertragen werden kann. Eine Borreliose kann ganz unterschiedliche Verläufe haben. Das liegt daran, dass die Erkrankung verschiedene – und oft auch mehrere – Organsysteme betrifft. Das können etwa die Haut, die Nerven, die Gelenke oder das Herz sein, wie die Deutsche Hirnstiftung erklärt.
Die Infektion kann aber auch unbemerkt verlaufen. Verursacht sie allerdings Beschwerden, ist die Wanderröte typisch.
Typische Wanderröte erkennen
So erkennst du die Wanderröte („Erythema migrans“): Rund um die Einstichstelle bildet sich dabei eine kreisrunde Rötung mit mindestens fünf Zentimetern Durchmesser. Das kann schon drei Tage nach dem Zeckenstich der Fall sein, sie kann sich aber auch erst nach rund 30 Tagen zeigen. Die Rötung breitet sich immer weiter aus, und kann dabei einen Durchmesser von bis zu 20 Zentimetern erreichen.
Allerdings geht nicht jede Borreliose mit einer Wanderröte einher. Der Deutschen Hirnstiftung zufolge tritt dieses Symptom nur bei drei von vier Betroffenen, die Symptome zeigen, auf.
Weitere Anzeichen für Borreliose sind Fieber, Schüttelfrost und/oder Abgeschlagenheit. Auch Muskel- und Gelenkschmerzen können in den Tagen oder Wochen nach dem Stich auftreten. Befällt die Borreliose das Nervensystem, kann es zu Nervenreizungen kommen, zu Taubheitsgefühlen, Seh- oder Hörstörungen oder Lähmungserscheinungen.
Wichtig zu wissen: Eine Borreliose kann eine zweite Krankheitsphase haben, die mitunter erst Monate nach der Zecken-Begegnung einsetzt. Dabei kann es etwa zu einer Hirnhautentzündung kommen, die sich unter anderem durch ein- oder beidseitige Lähmungen des Gesichts bemerkbar macht.
Ich glaube, ich bin betroffen. Und jetzt?
Wer den Verdacht hat, von einer Borreliose betroffen zu sein, sollte den Hausarzt oder die Hausärztin aufsuchen. Die gute Nachricht: Die Erkrankung lässt sich gut mit Antibiotika in den Griff bekommen, die zudem vor schweren Verläufen schützen können.
Eben weil es so lange dauern kann, bis sich eine Borreliose zeigt, rät die Deutsche Hirnstiftung: Behalte im Hinterkopf, dass du von einer Zecke gestochen wurdest – am besten notierst du dir das Datum.
Wie kann ich einer Borreliose vorbeugen?
Gut zu wissen: Es dauert einige Stunden, bis die Borrelien (d.h. die Erreger der Borreliose) bei einem Zeckenstich in den Körper übergehen, erklärt die Deutsche Hirnstiftung. „Bis zu 12 Stunden nach dem Stich ist die Wahrscheinlichkeit, dass Borrelien übertragen werden, noch sehr gering. Wer also in diesem Zeitraum den Zeckenstich entdeckt und die Zecke vollständig entfernt, muss in der Regel keine Borreliose befürchten.“
Daher ist wichtig, den Körper direkt nach Ausflügen gründlich abzusuchen und Zecken zügig zu entfernen – etwa mit einer Zeckenkarte oder -zange oder auch einer Pinzette.
Am besten ist natürlich, wenn die Zecke erst gar keine Gelegenheit bekommt, zuzustechen. Daher sollte man bei Ausflügen ins Grüne eine lange Hose tragen – am besten auch lange Ärmel. Auch Anti-Zecken-Lotionen und -Sprays können dabei helfen, sich die Tiere vom Leib zu halten. Übrigens: Anders als bei FSME gibt es gegen Borreliose keine Impfung.
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