Bookitgreen, Ecobnb, Good Travel und Treeday: Schon vier Öko-Buchungsplattformen wollen dir die mühsame Suche nach nachhaltigen Reisezielen abnehmen und helfen, eine nachhaltige Unterkunft zu finden. Utopia stellt sie dir vor.
Die Lust am Reisen ist nach wie vor ungebrochen. Allerdings haben sich in den letzten Jahren die Ansprüche verändert. Der All-inclusive-Boom scheint vorbei. Bettenburgen sind out. Und wie die Ölsardinen am Strand zu liegen, reizt auch nur noch wenige. Individualität, Originalität, und Abgeschiedenheit sind angesagt – und zunehmend auch Nachhaltigkeit.
Immerhin blättert laut Studien der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen bereits jeder fünfte Deutsche in Katalogen nach umweltverträglichen Reisen und nachhaltigen Unterkünften. Dementsprechend steigt das Angebot nachhaltig geführter Reiseziele.
Immer mehr Hotels, B&Bs, Ferienhäuser und Campingplätze bieten umwelt- und sozialverträgliche Urlaubserlebnisse an und legen in ihrer Unterkunft Wert auf frische Bio-Küche, schonenden Umgang mit Ressourcen oder engagieren sich für Natur und Menschen in der Region.
Unterkunft finden: grüne Anbieter im Vergleich
Doch wie findet man diese Refugien im Überangebot, ohne stundenlang im Internet zu suchen und die Lust am Reisen zu verlieren? Die Lösung bieten Online-(Buchungs)plattformen, die einem die mühsame Sucherei abnehmen und mit denen man eine erlesene Auswahl von Unterkünften hübsch und übersichtlich finden kann. Utopia hat sich vier Plattformen genauer angesehen: Bookitgreen, Ecobnb, Good Travel und Treeday.
Bookitgreen: nachhaltige Ferienunterkünfte entdecken
Auf der Plattform Bookitgreen kann man sich durch die Kategorien „Ostsee“, Alpenraum“, „In der Natur“, „Am Wasser“, „Familien“, „Deutschland“, „Österreich“, „Nordeuropa“, „Südeuropa“ und „Mittelmeer“ für den nächsten Urlaub inspirieren lassen. Natürlich gibt es auch die Direktsuche nach Ort, Reisezeitraum und Anzahl der Reisenden. Es gibt Unterkünfte auf Bio-Bauernhöfen, in Hotels und Pensionen, in Ferienhäusern und auf Camping- und Zeltplätzen.
Die Plattform bewertet ihre Unterkünfte nach vier Punkten:
- bestehenden Zertifikaten im Tourismus (z. B. EU-Siegel für Nachhaltigkeit, deutsches Bio-Siegel, Viabono, Fairstay)
- den eigenen 15 Nachhaltigkeitskriterien (jede Unterkunft muss mindestens vier der 15 Kriterien erfüllen, Kriterien u.a. Ökostrom, Bio-Lebensmittel, Abfallvermeidung)
- Bewertungen der Gäste (neben Sauberkeit, Freundlichkeit auch Nachhaltigkeit)
- Siegel „bestätigt durch bookitgreen“ (Unterkünfte müssen mindestens 10 der 15 Nachhaltigkeitskriterien erfüllen)
Derzeit befindet sich der Großteil der auf bookitgreen buchbaren Unterkünfte im deutschsprachigen Raum, in Portugal, Spanien, Frankreich und Italien. Das Ziel ist es jedoch, das Angebot europaweit deutlich auszubauen.
Die Buchungsanfragen für die Unterkunft werden direkt über bookitgreen an den Gastgeber geschickt.
Ecobnb: das EU-Projekt zum Unterkunft-finden
Ecobnb will umweltbewusste Urlauber mit nachhaltigen Anbietern einer Unterkunft zusammenzubringen. Die jeweiligen Unterkünfte präsentiert Ecobnb mit kurzer Beschreibung, einigen Fotos, Landkarte, Angaben zur Umweltfreundlichkeit, Preisliste und Service-Leistungen. Auch hier schickt man wie bei anderen Buchungsportalen eine Buchungsanfrage an Unterkunftsbetreiber.
Alle Locations erfüllen nach Ecobnb-Angaben mindestens 5 von 10 als wichtig definierten Kriterien zur Nachhaltigkeit (100% erneuerbare Energie, biologische oder lokale Lebensmittel, autofreie Erreichbarkeit, Verwendung ökologischer Reinigungsprodukte, mindestens 80% Abfallrecycling, Energiesparleuchten, ökologische Bauweise, Solarthermiemodule für Warmwasserbereitung, Wasserdurchflussreduzierer, Rückgewinnung & Wiederverwendung von Regenwasser), über deren Sinn man durchaus streiten kann.
Econbnb will nach eigenen Angaben 3000 Unterkünfte in ganz Europa im Programm haben. Bei jedem Anbieter zeigt die Seite die Einhaltung der Nachhaltigkeitskriterien an. Grüne Blattsymbole sollen zudem die Nachhaltigkeit des jeweiligen Anbieters veranschaulichen.
Die Unterkünfte, die alle 10 wichtigsten Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen, haben 5 grüne Blätter, die mit nur 5 Anforderungen 2,5 grüne Blätter. Viele Anbieter sollen eine Öko-Zertifizierung haben, etwa das EU Ecolabel. Schade: Die deutsche Version wurde automatisch – und daher leider schlecht – übersetzt.
Good Travel: vom Stadthotel zum Baumhaus
Good Travel wurde 2016 von den Berlinerinnen Franziska Diallo und Judith Hehl gegründet. Die Plattform bietet ihren Kunden eine handverlesene Auswahl an nachhaltigen Unterkünften. Good Travel hat sich auf individuelle, liebevoll gestaltete und nachhaltige Angebote spezialisiert. Hehl und Diallo wollen Anbietern, die sich für nachhaltigen Tourismus einsetzen, eine schön gestaltete Bühne zur Verfügung stellen. Und das gelingt ihnen ausgesprochen gut.
Die Website von Good Travel ist übersichtlich gestaltet und besticht mit ihren traumhaft schönen Bildern, die sofort Lust aufs Verreisen machen. Neben den klassischen Suchkriterien wie Land, Region oder Hotelnamen sollen fünf (durch Symbole dargestellten) Nachhaltigkeitskriterien dem Kunden dabei helfen, genau die Unterkunft zu finden, die seinen persönlichen Ansprüchen an Nachhaltigkeit entspricht.
So steht das Kriterium Umwelt für Ressourcenschonung, Architektur für naturnahe Bauweise, Food für regionale Bioküche, Soziales für ein soziales Miteinander und Well-Being für Entschleunigung. Die Unterkünfte müssen nicht allen Kriterien nachkommen; die Umsetzung wird für jeden Betrieb individuell erläutert. So lassen sich schnell und einfach die Angebote finden, bei denen die jeweiligen Präferenzen im Vordergrund stehen.
Die jeweiligen Unterkünfte präsentieren sich auf Good Travel mit geschmackvollen Fotos, ausführlichen Beschreibungen und Preisliste. Ein Steckbrief hebt die jeweiligen Vorzüge noch einmal kurz hervor. Außerdem findet man Anfahrtsplan, Auszeichnungen und Besucherstimmen.
Ist die Entscheidung gefallen, schickt man eine Buchungsanfrage an den jeweiligen Anbieter und hofft darauf, dass zum gewünschten Zeitpunkt noch ein Zimmer frei ist. Das ist auch das einzige Manko an Good Travel. Man bucht nicht über die Plattform selbst, sondern über den jeweiligen Anbieter; dadurch entstehen aber eben auch keine zusätzlichen Kosten.
Treeday: Unterkunft mit Nachhaltigkeit auf einen Blick
Treeday ist keine Buchungsplattform wie Good Travel, sondern versucht, Nachhaltigkeit zu veranschaulichen, um Nutzern einen besseren Überblick zu bieten. „Das Schwierige ist, die Dinge einfach zu machen“, sagt Andreas Miedaner, Gründer von Treeday. Er hat es geschafft, Nachhaltigkeit durch den dafür entwickelten Treeday-Index auf einen Blick erkennbar zu machen und zu beziffern.
Dabei wird der „Grad der Nachhaltigkeit“ ermittelt und auf einer Skala von 0 bis 100 ausgewiesen. Grundlage für den Index sind etwa 30 Indikatoren wie bauökologische Standards, energie-, und ressourcenschonende Betriebsführung. In der Praxis ist es aber noch so, dass viele der vorgestellten Unternehmen keine oder nur unvollständige Angaben gemacht haben, sodass die Indexwerte bislang nicht wirklich vergleichbar sind (siehe den Screenshot oben).
Mit einer Landkarte für nachhaltigen Konsum bietet das Wiener Startup Treeday nun die Möglichkeit, via App die grünsten Unternehmen in der Umgebung auszumachen, von Restaurants über Friseure und Weinbauern bis hin zu Hotels. Will man gezielt suchen, braucht man einfach nur Ort und Branche einzugeben.
Insgesamt wirkt Treeday sehr hilfreich, überschaubar und überaus ansprechend – hat aber, zumindest in Bezug auf Urlaubsbuchungen, ein paar Schwachpunkte. Zum einen steckt Treeday noch in der Entwicklungsphase und ist sehr stark österreichbezogen. Im gesamten deutschsprachigen Raum sind derzeit erst an die 2.000 Unternehmen erfasst, was sich in den nächsten Jahren laut Betreiber möglichst rasch ändern soll. Zum anderen ist Treeday nicht darauf ausgelegt, Nutzern Urlaubsziele vorzuschlagen. Sie kann zwar dabei helfen, Hotels ausfindig zu machen, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, doch dies ist nur eine Kategorie unter vielen. Daneben fehlen entsprechende Suchkriterien, die das Feld eingrenzen.
Außer Konkurrenz: Kloster-Unterkünfte finden
Nicht ausdrücklich nachhaltig, aber sicher eine spannende Alternative ist stillefinden.org. Hier findest du gastfreundliche evangelische oder katholische Klöster zum persönlichen Auftanken in ruhiger Atmosphäre. Menschen, die eine Auszeit im Kloster verbringen möchten, bietet die umfassende Datenbank mit zahlreichen Filtern einen schnellen Überblick, welche Klöster den Vorlieben des Nutzers entsprechen.
So kann im Umkreis eines Ortes gesucht werden oder der Nutzer kann gezielt nach Häusern suchen, die z. B. Yoga, Meditation oder Fasten anbieten. Eine Seminarsuche und eine Ausweitung auf Österreich und Schweiz sind in Planung. Daneben führen Themenseiten in die Möglichkeiten und Besonderheiten einer Kloster-Auszeit ein und beantworten häufig gestellte Fragen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle vorgestellten Plattformen, da sie neu am Markt sind, noch an Kinderkrankheiten leiden – die eine mehr, die andere weniger. Transparente Nachhaltigkeitskriterien wie bei bookitgreen helfen den Gästen, den „grünen Anstrich“ der Unterkünfte besser nachzuvollziehen. Bei Good Travel kann man spüren, dass den Betreiberinnen nachhaltiger Tourismus eine Herzensangelegenheit ist. Plattformen wie Treeday verhelfen nicht nur zu einer umweltverträglichen Unterkunft, sondern erschließen zusätzlich grüne Restaurants, Supermärkte und Carsharing-Standorte in unmittelbarer Umgebung.
Insgesamt sind die vier Buchungsplattformen auf dem richtigen Weg. Jetzt liegt es an uns, diese Angebote auch zu nutzen, darüber zu berichten, im Idealfall davon zu schwärmen und damit aus einer Tourismusnische eine selbstverständliche Form des Urlaubs zu machen. Es lohnt sich übrigens, die jeweilige Location nochmal direkt im Web zu suchen und daraufhin zu prüfen, ob man sich dort auch noch Nachhaltig präsentiert – oder das Thema in Wirklichkeit keine Rolle spielt und man sich nur in ein nachhaltiges Verzeichnis eingetragen hat.
Mitarbeit: V.Scherff/A.Winterer
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