Hafermilch ist nicht nur für Veganer:innen eine beliebte Alternative zu Kuhmilch. Aber wie gut sind Haferdrinks aus dem Handel? Nun hat sich Öko-Test 32 Produkte genauer angesehen.
Hafermilch schmeckt gut im Kaffee, Müsli oder Milkshake – wobei streng genommen gar nicht von „Hafermilch“ die Rede sein darf: Die Bezeichnung „Milch“ ist nämlich laut EU-Gesetzgebung für tierische Produkte reserviert.
Hafermilch im Test bei Öko-Test
Öko-Test hat sich 32 ungesüßte Hafermilch-Produkte mit einem Preis zwischen 95 Cent und 2,65 Euro genauer angesehen. Unter den geprüften Produkten befanden sich zum Beispiel Biomarken wie Alnatura, BioBio, dm Bio, Oatly Bio und Rewe Bio. Weitere untersuchte Marken sind konventionelle Marken wie zum Beispiel Alpro Hafer ohne Zucker, Alpro Hafer original und Oatly! Hafer Calcium. Alle Haferdrinks wurden hinsichtlich folgender Kriterien geprüft:
- Sensorik
- Geschmack
- Aussehen
- Belastung mit Schwermetallen (Cadmium)
- Belastung mit Pestiziden (Glyphosat)
- Rückstände von Desinfektionsmitteln (Chlorat und Perchlorat)
- Verpackungsangaben
Glutenfrei und gut im Geschmack
Hafer enthält von Natur aus kein Gluten, wie dies zum Beispiel bei Getreide wie Dinkel, Roggen oder Weizen der Fall ist. Die Drinks aus Haferbasis explizit als glutenfrei auszuloben ist faktisch richtig, aber im Grunde nicht zwingend nötig. Was die Hersteller dadurch jedoch gewährleisten ist, dass der Hafer während des Produktionsprozesses nicht mit glutenhaltigen Stoffen in Berührung kam bzw. dass der Haferdrink nicht während der Herstellung durch Gluten „verunreinigt“ wurde. Fakt ist, dass Hafer eine gute glutenfreie Milchalternative ist.
Außerdem kann Hafermilch durch Geschmack punkten. Zwar sind sich die Tester:innen bei Öko-Test einig, dass Haferdrinks sich geschmacklich deutlich von Milch oder von anderen pflanzlichen Milchalternativen unterscheiden, doch sie sind sich ebenfalls einig: Hafermilch schmeckt!
Die Ergebnisse von Öko-Test: Bio überzeugt
- Bio-Produkte sind im Test die großen Gewinner und fast alle (bis auf eines) erhielten von Öko-Test eine Gesamtbewertung von „sehr gut„, darunter auch Alnatura Haferdrink ungesüßt und Voelkel.
- Einziges Manko bei Bio-Produkten: 4 der 28 Bio-Produkte hatten im Geschmackstest eine leicht bittere Note.
- Konventionelle Haferdrinks schnitten insgesamt schlechter ab. Zwei Produkte erhielten das Gesamturteil „gut“ und zwei Produkte waren nur „befriedigend“, nämlich Hafermilch von Alpro und Oatly! Hafer Calcium. Beide Schlusslichter der Liste enthielten Phosphat.
- Während Otaly! Hafer Calcium nur mit „befriedigend“ bewertet wurde, schnitt das Bio Produkt von Oatly! (Oatly! Hafer Bio) mit „sehr gut“ ab.
Vitamin- und Nährstoffzusätze: nicht notwendig oder nicht zulässig
Vitaminzusätze halten die Tester:innen von Öko-Test insgesamt für überflüssig. Vitamin B2 (Riboflavin) und Vitamin D waren in drei der vier Nicht-Bio-Produkte enthalten. Vor allem Vitamin B2 hält Öko-Test für einen unsinnigen Zusatz, denn dieses nehmen Veganer:innen auch mit pflanzlichen Lebensmitteln auf, zum Beispiel mit Getreideprodukten oder grünem Gemüse wie Brokkoli.
Der Zusatz von Calcium hingegen ist für pflanzliche Alternativen zu Milch sinnvoll, so Öko-Test. Im Test befanden sich zusätzlich 6 Bio-Haferdrinks mit Calcium, jedoch wurde kein Gesamturteil gefällt. Der Grund: Möglicherweise darf Bio-Hafermilch mit Calcium künftig nicht mehr verkauft werden. Abhängig ist dies von einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, die derzeit noch aussteht (Stand: Oktober 2021). Die Produkte mit Calcium hätten zumindest geschmacklich allesamt überzeugt, so die Tester:innen.
Alle Details findest du im Jahrbuch Kinder und Familie von Öko-Test sowie online auf www.ökotest.de.
Hafermilch im Test der Stiftung Warentest
Das Verbraucherschutz-Magazin hat sich im Jahr 2020 Haferdrinks genauer angesehen und für seinen Test 18 Produkte geprüft. Mit dabei waren Haferdrinks von Supermärkten und Drogerien sowie Marken wie Alpro oder Oatly. 14 der 18 Drinks waren bio-zertifiziert. Stiftung Warentest unterschied außerdem zwischen Hafermilch mit und ohne zugesetztem Kalzium. Die Ergebnisse wurden im „test“-Magazin Ausgabe Mai 2020 veröffentlicht.
Das wichtigste Kriterium im Test war das „sensorische Urteil“, also Geschmack, Geruch, Mundgefühl und Nachgeschmack der Hafermilch. Außerdem beauftragte Stiftung Warentest ein Labor damit, die Nährstoffe zu analysieren und die Produkte auf Schadstoffe sowie Keime zu prüfen. Auch die Nutzerfreundlichkeit der Verpackung floss in die Bewertung mit ein.
Insgesamt fielen die Ergebnisse positiv aus. „Bei der Verkostung waren alle fehlerfrei – das gibt es selten“, schreibt Stiftung Warentest. Keine getestete Hafermilch enthielt außerdem Keime, Hefen oder Schimmelpilze. Die schlechteste Note im Test war „befriedigend“.
Die Ergebnisse im Überblick:
- Keine Hafermilch wurde mit „sehr gut“ bewertet.
- Testsieger war die Bio-Hafermilch „Smellk Hafer Liebe Klassik Bio“ von Smöllk (ohne Kalziumanreicherung). Bei den Pflanzendrinks mit Kalzium gewinnt eine konventionelle Hafermilch: die Hafer Barista Edition“ von Oatly.
- Ebenfalls „gut“ waren unter anderem Drinks von Provamel, Aldi, Alnatura und dm.
- Vier Produkte waren nur „befriedigend“, darunter Hafermilch von Netto und Kaufland. In der Milch von Kaufland fand Stiftung Warentest Nickel.
Schade ist, dass Stiftung Warentest ausgerechnet bei der beliebten Marke Oatly nur die konventionellen Varianten getestet und die Bio-Drinks außer Acht gelassen hat.
Nährstoffe im Hafermilch-Test
Stiftung Warentest stellte außerdem Interessantes zu den Nährstoffen von Hafermilch fest:
- Bei Haferdrinks mit angereichertem Kalzium deckt ein Glas etwa ein Drittel des täglichen Kalziumbedarfes von Erwachsenen. Das entspricht in etwa dem Gehalt von einem Glas Milch.
- Der durchschnittliche Kaloriengehalt von Hafermilch ist vergleichbar mit dem von fettarmer Milch.
- Allerdings enthält Hafermilch deutlich weniger Eiweiß als Milch – höchstens ein Drittel so viel.
- In den Drinks von Oatly steckt Rapsöl statt Sonnenblumenöl, weshalb sie zusätzlich Omega-3-Fettsäuren enthalten.
- Nur eine Hafermilch im Test war zuckerfrei: „Alpro Hafer ungesüßt, milder Geschmack ohne Zucker“. Der Zucker in den anderen Haferdrinks wurde aber nicht extra hinzugefügt – er entsteht bei der Herstellung von Hafermilch: Enzyme bauen die Stärke im Hafer zu Zucker ab.
Stiftung Warentest: Hafermilch ist nachhaltiger
Stiftung Warentest hat außerdem geprüft, woher der Hafer für die jeweiligen Drinks stammt. Sieben Hersteller nutzen Hafer aus Deutschland, darunter Alnatura, Kölln, Rewe und Berief. Die Anbaugebiete der restlichen Drinks liegen immerhin innerhalb Europas.
Außerdem bestätigt Stiftung Warentest erneut: Hafermilch ist nachhaltiger als tierische Kuhmilch. Ein Liter Hafermilch produziert demnach 0,6 Kilogramm CO2-Äquivalente, bei Kuhmilch sind es 2,2 Kilogramm.
Beim Wasserverbrauch ist der Unterschied noch deutlicher: Ein Liter Hafermilch verbraucht in der Herstellung 3,4 Liter Wasser, Kuhmilch enorme 248 Liter. Außerdem werden die Gewässer durch Hafermilch deutlich weniger mit Phosphat belastet. Für die Umwelt ist Hafermilch also eindeutig die bessere Wahl – hinzu kommt, dass für Pflanzendrinks auch keine Tiere ausgebeutet werden.
Eine Übersicht über alle getesteten Haferdrinks und die Ergebnisse im Detail gibt es im test-Magazin von Mai 2020 oder online bei Stiftung Warentest.
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