In Deutschland heimische Orchideen stehen wegen ihrer zurückgehenden Bestände unter Naturschutz. Wir zeigen dir, welche Arten hierzulande wachsen und was du beim Umgang mit heimischen Orchideen beachten solltest.
Es gibt weltweit ungefähr 30.000 Orchideenarten. Zum größten Teil wachsen sie in tropischen Gebieten, kommen aber auch in anderen Klimazonen vor. Laut NABU sind sogar in der Antarktis einige Sorten zu finden.
Bei uns in Deutschland gibt es ungefähr 60 bis 70 Arten heimischer Orchideen. Sie stehen nahezu alle unter strengem Schutz, da sich die meisten Arten bei uns immer weniger vermehren und die Bestände somit zurückgehen.
Wo du heimische Orchideen in der Natur findest, warum du sie auf keinen Fall pflücken solltest und wie du im eigenen Garten heimische Arten kultivieren kannst, erfährst du in diesem Artikel.
Heimische Orchideen: Diese Arten kannst du in Deutschland finden
Der Großteil unserer heimischen Orchideen wächst in Mittel- und Süddeutschland, zum Beispiel in den Buchenwäldern des Rhöngebirges oder im thüringischen Rothenstein. Sie lassen sich laut NABU insbesondere zwischen Mai und Juni vermehrt beobachten. Zu den bekannstesten heimischen Orchideenarten gehören:
- Knabenkräuter wie das weit verbreitete Bleitblättrige Knabenkraut oder das Fleischfarbene Knabenkraut, das sogar im Nordosten und am Alpenrand zu finden ist.
- Ragwurze, zum Beispiel die Bienen-Ragwurz, die in Mittel- und Süddeutschland wächst oder die Hummel-Ragwurz, die stark rückläufig ist.
- Stendelwurze, etwa der eher seltene Rotbraune Stendelwurz oder der Sumpf-Stendelwurz, der im ganzen Land vorkommt.
- Das Weiße, das Rote und das Schwertblättrige Waldvöglein, die alle in der Mitte und im Süden des Landes zu finden sind – besonders in lichten Wäldern mit kalkreichen Böden.
- Der Frauenschuh – laut MDR benötigt dieser ganze 15 Jahre, bis er blüht. Findest du einen Frauenschuh mit 15 Blüten, handelt es sich dabei höchstwahrscheinlich um eine bereits 60 Jahre alte Pflanze.
Heimische Orchideen einfach pflücken?
Der NABU rät strengstens davon ab, wildwachsende heimische Orchideen einfach zu pflücken oder auszugraben. Das liegt zum einen daran, dass sie unter besonderem Artenschutz stehen – insbesondere Arten wie der ausgesprochen langsam wachsende Frauenschuh. Ein anderer Grund ist, dass heimische Orchideen wie auch andere Arten sehr „wählerisch“ sind, was ihren Standort betrifft. Nach einem Umzug gedeihen sie oft nicht so gut wie zuvor.
Laut NABU benötigen die heimischen Orchideen einen kargen Boden in idealer Umgebung, zum Beispiel mit Rasen, Feuchtwiesen und Bächen. Außerdem sind sie auf einen bestimmten Wurzelpilz (Mykorrhiza) angewiesen, der die jungen Samen mit Nährstoffen versorgt. Möchtest du heimische Orchideen also ausgraben und bei dir im Garten einpflanzen, wird das höchstwahrscheinlich nicht gelingen.
Der Naturschutzbund warnt sogar davor, dass schon kleinere Umweltveränderungen am Standort der wilden Orchideen langfristig zu einer Zerstörung der heimischen Vorkommen führen kann.
Heimische Orchideen für dein Zuhause
Trotzdem ist es möglich, heimische Orchideen im Garten anzupflanzen. Das gelingt aber nur mit solchen, die im Handel angeboten werden und speziell für den Garten präpariert sind. Laut MDR wurden bereits 16 Arten unserer heimischen Orchideen auf diese Weise kultiviert. Jedoch haben nur wenige ausgewählte Betriebe die Erlaubnis zur Kultivierung.
Die im Handel erhältlichen heimischen Orchideen sind nicht so empfindlich wie die wildwachsenden. Doch solltest du auch hier Dinge beachten:
- Pflanze die Orchideen am besten im Herbst (Anfang September bis Mitte November, noch vor der Frostphase).
- Wähle zum Einpflanzen einen halbschattigen Platz im Garten aus.
- Setze die heimischen Orchideen niemals heißer Mittagssonne aus. Gut geeignet sind Standorte an der Ost- oder Nordseite des Hauses.
- Lockere die Erde besonders gut auf, bevor du die Orchideen einpflanzt.
- Kalkreiche Böden eignen sich besonders gut.
- Ideal für die heimische Orchidee: ein Mykorrhiza-Pilzsubstrat (erhältlich zum Beispiel auf **Amazon).
- Gieße die Pflanzen zu Beginn stärker, halte sie danach feucht, aber nicht zu feucht. Staunässe solltest du unbedingt vermeiden.
- Sei vorsichtig mit Dünger – diesen vertragen die Orchideen meist nicht.
- Da heimische Orchideen auch in kalten Gebieten wachsen, macht ihnen ein kalter Winter in den meisten Fällen nicht allzu viel aus. Frag bei Fachverkäufer:innen am besten nach, ob die Art, die du bei dir einpflanzen möchtest, besondere Frostvorkehrungen benötigt. Um deine Pflanzen vorsichtshalber zu schützen, kannst du sie in der kalten Zeit mit Mulch, Stroh oder Tannenreisig abdecken und solltest – bis es wieder etwas wärmer und trockener wird – aufhören, sie zu gießen.
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