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Higg-Index: Wie der Nachhaltigkeitsindex funktioniert und Kritik daran

higg index
Foto: CC0 / Pixabay / Pexels

Der Higg-Index soll für mehr Transparenz in der Textilindustrie sorgen und es ermöglichen, die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu messen. Wir haben uns angeschaut, wie aussagekräftig dieser Index wirklich ist.

Die „Sustainable Apparel Coalition“ (SAC) hat den Higg-Index speziell für die Textilindustrie entwickelt. Das Ziel dabei war es, einen branchenweiten und globalen Parameter für Nachhaltigkeit zu schaffen.

Der Higg-Index dient als Instrument, um die Nachhaltigkeit von Unternehmen, Marken und Produkten in der Textilindustrie zu messen. Dabei werden Umweltaspekte und soziale Themen entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfasst und bewertet. Auf dieser Grundlage lässt sich der CO2-Fußabdruck des Unternehmens bestimmen.

Der ganzheitliche Ansatz des Higg-Index soll Unternehmen dazu anregen, ihre Umweltverträglichkeit und die Arbeitsbedingungen ihrer Fabrikarbeiter:innen zu verbessern. Der Higg-Index ist in der Textilbranche aktuell das erste und einzige Instrument, das gemeinsame Kriterien für Ökobilanzen festlegt.

Wie der Higg-Index im Detail funktioniert und welche Aussagekraft er wirklich hat, erfährst du hier.

Wie funktioniert der Higg-Index?

Alle Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungs- und Lieferkette können den Higg Index zur Messung der Nachhaltigkeit einsetzen.
Alle Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungs- und Lieferkette können den Higg Index zur Messung der Nachhaltigkeit einsetzen.
(Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Grundsätzlich kann sich jedes Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette – egal ob Lieferant, Materialhersteller oder Produzent – für den Higg-Index entscheiden. Dazu muss das Unternehmen einen Account auf der Plattform von SAC anlegen. 

Der Higg-Index setzt sich aus drei verschiedenen Kategorien mit einzelnen Tools zusammen. Jede einzelne Kategorie stellt die sozialen und ökologischen Leistungen in der Wertschöpfungskette und die Umweltauswirkung der Produkte dar. Je nachdem, an welcher Stelle das Unternehmen in der Lieferkette steht (Hersteller, Lieferant, Produzent), eignen sich unterschiedliche Bewertungskategorien mit unterschiedlichen Bewertungskriterien. 

Die drei Kategorien umfassen:

1. Facility Tools

Die Facility Tools erfassen die Umweltauswirkungen von Herstellern und Lieferanten an ihren jeweiligen Standorten. Dadurch ergibt sich für Marken und Einzelhändler eine größere Transparenz über die Umweltauswirkungen der Produkte, die sie beziehen. 

Zu den Facility Tools zählen das Environment Module und das Facility Social Labor Module. Im Social Labor Module dreht sich alles um die Sicherheit und die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter:innen. Das Environment Modul dagegen bewertet die Kategorien Wasser, Energie und Chemikalien.

2. Product Tool

Zum Product Tool gehört der Higg Materials Sustainability Index (MSI). Dieser stellt die Ergebnisse aus den bewerteten Umweltauswirkungen von Materialien dar.

Dieses Tool nutzen Hersteller zur Bewertung der Rohstoffe, die in ihr Produkt mit einfließen. Dazu zählen die Umweltauswirkungen der Materialproduktion. Diese reicht von der Gewinnung oder Herstellung von Rohstoffen bis hin zur Fertigung, Veredelung und Vorbereitung für die Montage.

Die Umweltauswirkungen werden in fünf Bereichen gemessen: Globale Erwärmung, Nährstoffverschmutzung im Wasser, Wasserknappheit, Erschöpfung der abiotischen Ressourcen, Nutzung fossiler Brennstoffe und Chemie. Für jedes Material gibt der MSI Punkte für jeden der bewerteten Wirkungsbereiche an. Mithilfe des MSI können Designer und Produktentwickler Materialien mit besserer Nachhaltigkeitsleistung auswählen.

3. Brand and Retail Tool

Marken und Einzelhändler spielen eine Schlüsselrolle bei der Förderung nachhaltiger Praktiken in der Bekleidungs-, Schuh- und Textilindustrie. Dieses Modul bewertet das Unternehmen und die Marke selbst. Im Fokus stehen dabei soziale und ökologische Auswirkungen in den Kategorien Betrieb, Geschäfte und Lieferkette. 

Der Mehrwehrt des Higg-Index

Der Higg-Index hilft Unternehmen, den ökologischen Fußabdruck Ihrer Produkte transparenter zu machen.
Der Higg-Index hilft Unternehmen, den ökologischen Fußabdruck Ihrer Produkte transparenter zu machen.
(Foto: CC0 / Pixabay / geralt)

Da immer mehr Verbraucher:innen großen Wert auf nachhaltig und fair produzierte Produkte legen, stehen Unternehmen in der Pflicht, diesen Anforderungen gerecht zu werden. So profitieren sowohl Produzent:innen als auch Verbraucher:innen vom Nachhaltigkeitsindex.

Anhand der dokumentierten Punkte hilft der Higg-Index Unternehmen, die Gesamthöhe des ökologischen Fußabdrucks in der Lieferkette und dessen Zusammensetzung im Einzelnen besser nachzuvollziehen. Daraus können Unternehmen Möglichkeiten entwickeln, ihren Fußabdruck zu verringern und Produkte auf alternative Wege herzustellen. Auch Verbesserungen der Arbeitsbedingungen von Fabrikarbeiter:innen und Arbeiter:innen in der Rohstoffproduktion sollen dadurch vorangebracht werden.

Für Verbraucher:innen bietet der Higg-Index die Möglichkeit, sich ein Bild von der sozialen und ökologischen Verantwortung zu machen, die hinter einzelnen Produkten steht. 

Higg-Index: Kritik daran

Anders als das Lieferkettengesetz ist der der Higg-Index bisher nicht verpflichtend. Er setzt auf die freie Bereitschaft von Unternehmen, die Umweltauswirkungen ihrer Prozesse zu dokumentieren. 

Die exakten Umweltauswirkungen der einzelnen Produktionsschritte sind oft schwierig messbar. Zudem beruhen die Werte auf Selbsteinschätzungen der Unternehmen. Diese werden zwar noch von Dritten gegengeprüft, jedoch gibt es keine standardisierten Kontrollen und auch kein Siegel für geprüfte Textilien. Zusätzlich stellt es für die Unternehmen einen großen Aufwand dar, die vielen Daten zu sammeln. 

Der Higg-Index ist bisher noch nicht branchenweit vertreten. Seit dem 27. Mai 2021 läuft eine Testphase zum öffentlichen Austausch der Daten von Einzelhändlern, Marken und Herstellern für die Verbraucher. Eine Übersicht über teilnehmende Marken, Händler und Hersteller findest du auf der Seite von der Sustainable Apparel Coalition.

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