Hundewolle gilt bislang als Abfallprodukt. Dabei lässt sich das Unterfell von Hunden vielseitig in der Mode einsetzen. Wir erklären dir, wie nachhaltig der Stoff ist.
Hundewolle: Was ist das eigentlich?
Mit dem Begriff „Hundewolle“ ist das ausgekämmte Unterfell von Hunden gemeint. Dabei handelt es sich um eine sehr feine, fluffige und weiche Wolle, die laut Deutschlandfunk Nova qualitativ mit Kaschmir zu vergleichen sein soll. Sie hält nicht nur wärmer als Wolle, sondern passt sich durch ihre klimaregulierende Eigenschaft auch an die jeweiligen Wetterverhältnisse an.
Hinweis: Hundewolle findest du auch unter dem Namen „Chiengora„. Dies ist ein Produkt mit geschütztem Markennamen des kleinen Unternehmens YarnSustain Schönrock Uhl, das mit dem Verein modus intarsia e.V. Hundewolle sammelt, an die Textilindustrie verkauft und den Erlös an den Tierschutz spendet. Das französische „chien“ bedeutet im Deutschen „Hund“. Dieser Stoff stammt in erster Linie von Langhaarhunden, wie beispielsweise Huskys, Samojeden oder Australian Shepherds.
Bei der Fellpflege müssen Hundebesitzer:innen die Unterwolle, also das Winterfell der Hunde, regelmäßig herauskämmen. Nur so lassen sich Verfilzungen vermeiden. Die Hundewolle beschreibt Franziska Uhl von modus intarsia im Gespräch mit Deutschlandfunk Nova folgendermaßen: „Die Unterwolle vom Hund ist superfein, weich, fast noch weicher und feiner als Kaschmir oder Mohair“. Daher empfehlen sie auch, die Produkte aus Chiengora nur per Hand zu waschen.
Von der Hundewolle zum fertigen Produkt
Bei modus intarsia handelt es sich um das erste Unternehmen, das Chiengora-Produkte in Deutschland vertreibt. Das Angebot umfasst zum Beispiel Stirnbänder, Cardigans oder Kissen. Für die Produktion sind die beiden Frauen auf Spenden von Hundebesitzer:innen und Züchter:innen angewiesen, die das überschüssige Fell ihrer Haustiere per Post ins Lager des Unternehmens schicken können. Für jede Einsendung spenden die Unternehmer:innen an Tierschutzorganisationen, wie beispielsweise „SOS Dogs Romania“, und zahlen den Spender:innen eine kleine Entschädigung, um keinen Gewinn daraus zu ziehen.
Das Material besteht allerdings nicht nur aus reiner Hundewolle. Stattdessen wird diese auch mit dem Fell von Alpakas und Merinoschafen gemischt. Bevor Uhl und Schönrock die Hundewolle verarbeiten, lassen sie diese zwei Mal in Wasser einweichen und waschen sie anschließend bei 40 Grad. Dann sei der Stoff nämlich geruchsneutral und auch für Allergiker geeignet, da die Verunreinigungen, die eine Tierhaar-Allergie auslösen können, auf der Faser entfernt werden. Je nach Verarbeitungszweck landet die Chiengora anschließend in der Handstrick- oder Industrie-Spinnerei, wo sie weiterverarbeitet wird.
So nachhaltig ist Chiengora
Indem sie die Hundewolle als Nebenprodukt der Fellpflege weiterverwerten, wollen die beiden Gründerinnen ein Umdenken in der Textilindustrie anstoßen. Sie wollen nicht nur die Wertigkeit von Abfallprodukten neu verhandeln, sondern auch das Wohl der Tiere in den Vordergrund rücken. Folgende Aspekte sprechen dafür, dass es sich um Chiengora um ein nachhaltiges Material handelt:
- Ressourcen schonen: Die Idee hinter modus intarsia ist, dass überschüssige Hundewolle nicht im Müll landen muss. Das Unternehmen fertigt daraus stattdessen Kleidungsstücke und schont auf diese Weise Ressourcen.
- Kein Tierleid: Anders als beispielsweise Kaschmir verursacht die Produktion von Hundewolle kein Tierleid. Zum Wohl des Tieres ist eine regelmäßige Fellpflege sogar zwingend notwendig. Die Abfallprodukte, die dabei entstehen, werden lediglich weiterverarbeitet. Ann Cathrin Schönrock und Franziska Uhl möchten allerdings in jedem Fall auf Massentierhaltung verzichten.
- Regionale Produktion: Mit Ausnahme einer Spinnerei in Norditalien produziert die Firma modus intarsia ihre Produkte ausschließlich in Deutschland. Spenden nehmen Uhl und Schönrock aber auch aus den Nachbarländern Schweiz und Österreich an. Die Transportwege bleiben dennoch vergleichsweise kurz und verursachen infolgedessen weniger CO2 als andere Stoffe.
Chiengora ist ein Stoff, dessen Ausgangsmaterial bisher kaum Beachtung bekam: Hundehaare. Diese jetzt sinnvoll zu verwerten, schont Ressourcen und durch den Kauf von regionalen Produkten unterstützt du kurze Transportwege. Indem du deine Kleidung nachhaltig wäschst und anschließend an der Luft statt im Trockner trocknest, hast du lange Freude an ihr.
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