Super- und Gartenmärkte locken derzeit mit fröhlich-bunten Tulpensträußen, die für Frühlingsgefühle in den eigenen vier Wänden sorgen sollen. Ist es aber wirklich eine gute Idee, jetzt schon Tulpen zu kaufen? Sind sie eine bessere und nachhaltigere Alternative zu den oft pestizidverseuchten Rosen? Wir haben nachgefragt.
Blumen machen glücklich! Kaum nähert sich der Winter seinem Ende, gibt es in Supermärkten und Gartencentern Schnittblumen in rauen Mengen: Rosen, aber auch Tulpen und die ersten Narzissen. Die farbenfrohen Sträuße sorgen im oft noch tristen März für fröhlich-bunte Frühlingsgefühle in der Wohnung. Und günstig zu haben sind die bunten Sträuße allermeist auch.
Über Rosen und die vielen Probleme (Umweltbilanz, Arbeitsbedingungen und Pestizideinsatz), die sie verursachen, haben wir berichtet. Was aber ist mit der zweitliebsten Schnittblume der Deutschen, der Tulpe? Wie sieht es hier mit der Umweltbilanz und mit dem Einsatz von Pestiziden aus? Wir haben bei zwei Expertinnen nachgefragt.
Energiebedarf, Pestizide und Monokulturen: Die Probleme von Tulpen
Vor lauter Freude über die farbenfrohen Blumen vergisst manch eine:r gerne, dass auch Tulpen nicht ganz unproblematisch sind:
- Freilandtulpen gibt es frühestens ab Ende März. Die Tulpen, die es davor zu kaufen gibt, stammen in der Regel aus den Niederlanden – und haben damit lange Transportwege hinter sich.
- Die Tulpen, die aktuell verkauft werden, stammen aus Gewächshäusern mit einem enormen Energiebedarf. „Die Ökobilanz von Tulpen aus dem Gewächshaus ist denkbar schlecht“, erklärt Emma Auerbach, Sprecherin der Slowflower-Bewegung, im Gespräch mit Utopia.
- Konventionelle Tulpen aus den Niederlanden werden mit Pestiziden behandelt (mehr dazu erfährst du weiter unten im Text).
- So schön die riesigen Tulpenfelder leuchten: Hier handelt es sich um Monokulturen – mit allen damit verbundenen Problemen wie dem Verlust der Biodiversität und dem Auftreten von resistenten Schädlingen und Krankheiten.
- Tulpen aus den Niederlanden sind Massenware: Mehr als zwei Milliarden Tulpen werden jährlich in den Niederlanden produziert, die Hälfte der Tulpen geht nach Deutschland.
Niederländische Tulpen sind pestizidbelastet
Konventionelle Tulpen aus den Niederlanden werden mit Pestiziden behandelt. „Beim Tulpenanbau werden je nach Schädlingsdruck und Pilzbefall auch chemisch-synthetische Pestizide eingesetzt“, erklärt Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin. „In der EU gibt es aber eine strengere Pestizidregulierung als in Ländern des Globalen Südens. Das ist unabhängig von der Blumenart. Blumen aus Nicht-EU Ländern sind daher oft stärker pestizidbelastet.“
Woher kommen Tulpen im Winter?
Woher die Rosen, Tulpen und andere Blumen, die es im Winter und Frühling bei uns zu kaufen gibt, kommen, sieht man ihnen nicht an und es gibt auch keine Statistiken dazu. „Der Pflanzenpass zeigt nur den Ort des letzten Kultivierungsschrittes an“, erklärt Corinna Hölzel. „Wenn die Pflanze in den Niederlanden umgetopft wurde oder noch ein paar Wochen wachsen konnte, dann steht dort Niederlande und nicht das Herkunftsland.“
Bei Tulpen kommt ein Großteil aus Gewächshäusern aus den Niederlanden. Aber nicht alle. Corinna Hölzel gibt zu bedenken: „Es gibt so viele Tulpen, die können rein mengenmäßig nicht alle aus den Niederlanden kommen. Und selbst wenn, dann kommen die Jungpflanzen beziehungsweise Zwiebeln aus dem Globalen Süden. Ein kleiner Hinweis, der diese These stärkt, ist unser Zierpflanzentest von 2022. Die Tulpe im Topf von Dehner enthielt Prochloraz, ein in der EU nicht zugelassenes Pestizid.“
Tipps für den Tulpenkauf im März
Wer sich jetzt einen blühenden Farbklecks in die Wohnung holen möchte, sollte Tulpen aus einer regionalen Gärtnerei kaufen. Ansonsten sind Tulpen mit Bio-Siegel oder Slowflower-Siegel die beste Wahl. „Von allen anderen würde ich aktuell noch abraten, streng genommen ist einfach noch keine Tulpenzeit“, erklärt Emma Auerbach.
Besser Tulpen als Rosen kaufen?
Jetzt stellt sich die Frage: Sind Tulpen aus den Niederlanden besser als Rosen aus Ostafrika? Diese Frage haben wir auch Corinna Hölzel vom BUND gestellt. Ihre Antwort: „Ja, Tulpen aus den Niederlanden sind besser als Rosen aus Afrika, schon allein, weil sie kürzere Transportwege haben und mit dem Lkw statt mit dem Flugzeug kommen (zumindest Schnittrosen).“
Emma Auermach rät vom Blumenkauf im Februar und März generell ab, egal ob Tulpen oder Rosen. „Eine Fair-Trade-Bio-Rose kann nachhaltiger sein als eine Gewächshaus-Nicht-Bio-Tulpe aus den Niederlanden, genauso funktioniert das aber auch andersherum.“
Wann sind Tulpen nachhaltig?
Utopia rät: Die nachhaltigste Tulpe ist und bleibt die aus dem eigenen Garten oder Balkon. Im Herbst kannst du Bio-Tulpenzwiebeln einpflanzen, sie treiben dann im kommenden Frühling aus.
Wenn du das Setzen von Zwiebeln im Herbst versäumt hast, kannst du auch im Frühling Tulpen als vorgezogene Pflanzen im Topf kaufen und im Garten oder in Kübeln anpflanzen.
Wenn du Tulpenzwiebeln oder vorgezogene Tulpen kaufst, achte auf bienenfreundliche Sorten. Hochgezüchtete Gartentulpen sind für Bienen und andere Insekten wertlos, da sie keine Pollen und Nektar bilden. Kleine Wildtulpen mit ihren offenen Blüten blühen wunderschön – und liefern hungrigen Insekten im Frühling wertvollen Pollen und Nektar.
Tulpen wachsen in Deutschland im Freiland ab Mitte März/April, natürlich regional abhängig von der Wetterlage.
Nachhaltige Alternativen zu Tulpen und Rosen
Blumen im Topf haben den Vorteil, dass man sie in den Garten oder auf den Balkon pflanzen kann und sie so ein längeres Leben haben. Auch hier ist wichtig, regionale und/oder biozertifizierte Zwiebeln zu kaufen.
Als Alternative empfiehlt Emma Auermach unbehandelte Trockenblumen (wenn es trotzdem ein Strauß sein soll), Gutscheine für einen schönen Blumenstrauß oder einen Besuch auf einem Blumenfeld im Sommer. „Wenn es frische Blumen sein sollen, dann solche, die tatsächlich auch im Winter in unseren Regionen blühen, wie zum Beispiel Christ- und Lenzrosen in Kombination mit winterlichem Grünschnitt oder in der Wohnung vorgetriebene Äste von Laubbäumen für den ersten Hauch Frühling.“
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