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Invasive Arten: Eigenschaften, Gefahren und wie sie zu uns kommen

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Foto: CC0 / Pixabay / Alexas_Fotos

Seit dem 16. Jahrhundert sind vermehrt Arten von anderen Kontinenten nach Deutschland gekommen. Einige Tiere und Pflanzen bedrohen unsere einheimischen Arten massiv. Wenn das geschieht, bezeichnen wir sie als invasive Arten.

Invasive Arten sind Pflanzen und Tiere, die ursprünglich nicht in einer bestimmten Region vorkommen und ungewollt oder absichtlich in neue Gebiete eingeführt werden. Dort können sie erheblichen Schaden anrichten – sowohl für die Umwelt als auch für die Wirtschaft und die menschliche Gesundheit. Diese Eindringlinge breiten sich oft rasch aus, verdrängen einheimische Arten, verändern ganze Lebensräume und bringen das ökologische Gleichgewicht ins Wanken.

Was sind invasive Arten?

Seit der Mensch mobil geworden ist, sind mit ihm auch Tiere und Pflanzen mobiler geworden: Durch Transport, Handel und Verkehr wurden besonders seit der Kolonisierung Amerikas ab 1492 immer wieder neue Arten in unsere heimischen Ökosysteme gebracht. Das geschieht absichtlich – wie beispielsweise bei der Kartoffel oder der Tomate – oder unabsichtlich, indem zum Beispiel Samen am Transportgut haften bleiben.

Viele dieser Arten können sich bei uns nicht gut entwickeln, weil sie sich gegen die heimischen Pflanzen nicht behaupten können. Andere Pflanzen und Tiere wiederum sind bei uns überlebensfähig und wachsen hier ebenfalls. Sie werden dann als Neophyten (Neu-Pflanzen) und Neozoen (Neu-Tiere) oder zusammengefasst als Neobiota bezeichnet.

Als invasive Arten gelten laut dem Bundesamt für Naturschutz diejenigen Arten, die unerwünschte Auswirkungen auf unser Ökosystem haben. Das sind ungefähr zehn Prozent der Arten, die sich hier überhaupt etablieren konnten.

Was ist das Problem mit invasiven Arten?

Die Auswirkungen, die invasive Arten auf unsere Ökosysteme haben, können vielfältig sein:

  • Die eingeschleppten Pflanzen oder Tiere können in Konkurrenz um Lebensraum und Nähr- und Mineralstoffe mit den einheimischen Lebewesen treten und einheimische Arten verdrängen.
  • Oft sind eingeschleppte Tiere auch neue Fressfeinde für Pflanzen und Tiere und gefährden sie dadurch, dass sie die einheimischen Arten unkontrolliert auffressen.
  • Dazu kommt, dass es ihnen oft selbst an natürlichen Fressfeinden fehlt, weshalb sie sich unkontrolliert ausbreiten können. Ein prominentes Beispiel ist die Kaninchenplage in Australien. Schon seit Jahren suchen Wissenschaftler:innen nach Lösungen, die Kaninchenmasse, die Land zerstört, einzudämmen. 
  • Als Hybridisierung wird der Prozess bezeichnet, in dem sich fremde Arten mit den einheimischen kreuzen und so nach und nach deren Erbgut verändern. Manchmal setzt sich auch das fremde Erbgut durch und das einheimische geht verloren.
  • Invasive Arten kommen oft nicht allein: Sie können auch Krankheiten und Schädlinge einschleppen, die ebenfalls einheimische Arten gefährden.
  • Durch andere Ansprüche können invasive Arten auch nachhaltig auf Ökosysteme einwirken. Zum Beispiel können sie den Wasserhaushalt oder Vegetationsstrukturen stark verändern.

Das Bundesamt für Naturschutz bezeichnet invasive Arten als die zweitgrößte Bedrohung für Artenvielfalt nach dem Verlust natürlicher Lebensräume.

Begünstigt werden invasive Arten häufig noch durch den Klimawandel, der ihnen einen Konkurrenzvorteil gegenüber den einheimischen Arten verschafft. Die einheimischen Arten sind in der Regel an die ursprünglichen Klimabedingungen angepasst, während invasive Arten, die aus einer ohnehin schon wärmeren Klimazone kommen, sich leichter auf die Veränderungen einstellen können, erklärt das Bundesamt für Naturschutz.

Beispiele für invasive Tierarten

Ein wahrer Vielfraß: Der Harlekin-Marienkäfer aus Asien
Ein wahrer Vielfraß: Der Harlekin-Marienkäfer aus Asien
(Foto: CC0 / Pixabay / Myriams-Fotos)

Asiatischer Marienkäfer

Zu den Arten, die hierzulande bereits mit Argwohn beobachtet werden, gehört zum Beispiel der asiatische Harlekin-Marienkäfer. Er frisst deutlich größere Mengen und vermehrt sich viel rascher als unser einheimischer Käfer mit den sieben Punkten. Laut NABU sind die Bestände einheimischer Marienkäfer bereits drastisch zurückgegangen und der asiatische Verwandte ist hierzulande bei weitem am häufigsten anzutreffen. Wegen seines großen Appetits wurde er in den 1980ern als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt.

Waschbär

Auch der Waschbär zählt laut der EU-Liste der invasiven Arten zu den Eindringlingen. Ursprünglich wurde er als Pelzlieferant aus Nordamerika hierhergebracht und später bewusst ausgesetzt. Eine Zeit lang stand er unter Naturschutz, mittlerweile darf er gejagt werden. Ob er mittlerweile als eingebürgert angesehen werden kann oder lieber bekämpft werden sollte, ist laut NABU umstritten. Problematisch wird der Waschbär oft für Amphibien oder Bodenbrüter wie den Kiebiz.

Varroamilbe

Die Varroamilbe ist ein Beispiel für eine Art, die zusammen mit einer anderen eingeschleppt wurde: Wahrscheinlich kam die Milbe zusammen mit Bienenvölkern in den 70er-Jahren aus Ostasien zu uns nach Europa. Seitdem hat sie ein Massensterben unter den Bienenvölkern verursacht. Laut ARD alpha weisen neue Erkenntnisse darauf hin, dass die Milbe den Fettkörper unserer Bienen anzapft und nicht wie ursprünglich gedacht die Hämolymphe, also das Bienenblut aussagt.

Dadurch greift die Milbe Nahrungsspeicher, Entgiftungsorgan und Immunsystem gleichzeitig an, was die Biene enorm schwächt. Eine ideale Bekämpfungsmethode gegen die Milbe ist noch nicht bekannt. Bisher werden die Milben vor allem mit Ameisen-, Milch- und Oxalsäure bekämpft. Nennenswert zurückgegangen ist der Milbenbestand dadurch bisher aber nicht.

Beispiele für invasive Pflanzenarten

Der Kirschlorbeer ist eine invasive Pflanzenart.
Der Kirschlorbeer ist eine invasive Pflanzenart.
(Foto: CC0 / Pixabay / Janvanbizar)

Robinie

Die Robinie ist ein invasiver Neophyt mit großem Verdrängungspotenzial. Ihre Fähigkeit, Luftstickstoff zu binden und den Boden zu überdüngen, bedroht besonders artenreiche Magerstandorte. Durch ihre Verschattung gehen lichtbedürftige Pflanzen und die auf sie angewiesenen Tiere verloren.

Japanische Zeder und Olivenbaum

Die Japanische Zeder und der Olivenbaum sind beliebte Gartenpflanzen, bergen jedoch gesundheitliche Risiken. Beide Arten sind starke Allergieauslöser. In Japan ist die Zeder eine Hauptquelle für Allergien und auch in Mitteleuropa können ihre Pollen ähnliche Reaktionen hervorrufen. Der Olivenbaum verursacht in seinem südeuropäischen Ursprungsgebiet häufig Heuschnupfen und Asthma. Diese allergenen Eigenschaften könnten auch hierzulande zunehmend zum Problem werden.

Kirschlorbeer und Sommerflieder

Kirschlorbeer eignet sich mit seinen dichten, immergrünen Blättern ideal als Heckenpflanze. Doch er breitet sich invasiv in Wäldern aus und verdrängt dort lichtbedürftige Pflanzen. Die Pflanze ist giftig, schwer kompostierbar und erfordert viel Pflege. 

Der Sommerflieder ist wegen seiner attraktiven Blüten, die viele Schmetterlinge anlocken, in Gärten beliebt. Doch seine Samen verbreiten sich leicht und können heimische Pflanzen verdrängen. In der Schweiz ist ab September 2024 ein Verbot des Verkaufs und Imports dieser Pflanzen geplant. 

Was kann oder sollte man gegen invasive Arten tun?

Das Bundesamt für Naturschutz schlägt verschiedene Maßnahmen gegen invasive Arten vor:

  • Vorsorge: Auch wir als Privatmenschen sollten darauf achten, keine Gartenabfälle in der Landschaft zu entsorgen oder neue Arten in die Natur auszubringen. Forstwirt:innen, Garten- oder Landschaftsbauer:innen oder Imker:innen sollten darauf achten, nur einheimische Arten zu verwenden. Außerdem gibt es gesetzliche Regelungen, die versuchen, das Einschleppen fremder Arten einzudämmen.
  • Monitoring und Sofortmaßnahmen: Wichtig ist es vor allem, die Bestandsveränderungen eingeschleppter und betroffener einheimischer Arten zu beobachten und, falls nötig, rasch einzugreifen. So lassen sich eingeschleppte Arten schnell erkennen und bei Bedarf beseitigen oder eindämmen, um Schäden zu vermeiden.
  • Akzeptanz, Kontrolle oder Beseitigung: Für Arten, die sich hierzulande bereits etabliert haben, muss eine Einzelfallentscheidung getroffen werden: Ist ihre Ausbreitung noch zu kontrollieren, ist es besser, sie zu beseitigen oder überlässt man sie sich selbst?

Alle Maßnahmen sollten im Einklang mit den Umweltbedingungen vor Ort stehen und dem Erhalt der Natur dienen. Auch die Kosten, die mit einer Maßnahme einhergehen, müssen abgewogen werden.

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Überarbeitet von Annika Reketat

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