Jute ist eine vielgenutzte Naturfaser. Hier erfährst du mehr über Eigenschaften, Verwendung und Nachhaltigkeit des Stoffes.
Jute ist eine Naturfaser, die aus der Corchorus-Pflanze gewonnen wird. Die Pflanze zählt zu den Malvengewächsen und kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Von dort aus hat sie sich weiter nach Asien ausgebreitet. Bereits ab dem 16. Jahrhundert wurde Kleidung in Indien aus Jutefasern gefertigt. In China wurden beispielsweise Seile und Papier aus der Naturfaser hergestellt.
Ab dem 18. und 19. Jahrhundert begann der Export von Jute nach Europa. Die indische Stadt Kalkutta war das Handelszentrum für die Jute-Industrie. Mittlerweile wird die Pflanze vor allem in Indien und Bangladesch zur Fasergewinnung angebaut.
Eigenschaften und Verwendung von Jute
Jute zeichnet sich als Naturfaser durch besondere Eigenschaften aus. Sie ist:
- sehr robust und widerstandsfähig
- dehnbar und reißfest
- atmungsaktiv und wasserabsorbierend
- günstig
- antistatisch
- hautverträglich
- neigt leicht zum Knittern
Die besonders langlebige Jutefaser wird häufig zur Herstellung von Verpackungen wie beispielsweise Jutebeuteln oder Säcken verwendet. Auch Wohntextilien wie Teppiche, Vorhänge oder Geschirrtücher bestehen häufig aus Jute.
Da der natürliche Stoff sehr atmungsaktiv ist und viel Wasser aufnehmen kann, eignet sich die Naturfaser hervorragend für leichte Sommerkleidung wie beispielsweise Sommerkleider, Blusen oder Hemden. Dafür wird meistens eine Mischung aus Jute und anderen Naturfasern wie Baumwolle verwendet.
Übrigens: Aus den Blättern der Jutepflanze lassen sich auch Lebensmittel herstellen – ein bekanntes Beispiel ist Jute-Tee.
Jute: Anbau und Herstellung
Corchorus-Pflanzen benötigen tropisches Klima mit einer hohen Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Sie zeichnen sich durch ihre langen Stängel aus. Die Naturfasern befinden sich im mittleren, hölzernen Bereich der Stängel – sie bestehen hauptsächlich aus Zellulose und Lignin. Die Stängel werden durchschnittlich ein bis drei Meter lang und eignen sich hervorragend für die Textilverarbeitung.
Grundsätzlich lassen sich zwei Jute-Arten unterschieden:
- Die braune Jute besteht aus robusteren Fasern, die weich und seidig sind.
- Die weiße Jute ist nicht so widerstandsfähig.
So werden Jutefasern hergestellt:
- Die Jutepflanze wächst durchschnittlich vier Monate bis zur Ernte.
- Anschließend werden die Stängel gepflückt und im nächsten Schritt für etwa 20 Tage geröstet.
- Die Jutefasern lassen sich aus den gerösteten Stängeln per Hand herauslösen.
- Die isolierten Fasern werden anschließend in fließendem Wasser gewaschen, getrocknet und oft mit mineralhaltigen Ölen behandelt – der letzte Schritt wird auch als „Batschen“ bezeichnet.
- In Jutewerken wird aus der Naturfaser ein Garn hergestellt.
- Das Textilgarn wird schließlich ausgewaschen und von dem Mineralöl befreit. Die Naturfaser lässt sich nun zu Stoffen oder anderen Produkten verarbeiten.
Beachte: Mineralöl ist ein komplexes Gemisch aus gesättigten Kohlenwasserstoffen (MOSH) und aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH). Es ist schwer biologisch abbaubar. MOAH stehen außerdem im Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein und sollten nicht in den Körper gelangen.
Doch genau das kann passieren, wenn zum Beispiel Lebensmittel in Jutebeuteln gelagert werden. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) werden in Kakaobohnen, Reis, Kaffee und Mandeln teilweise heute noch Mineralölbestandteile gefunden, die von Jutesäcken stammen. Es gibt jedoch Labels, die Pflanzenöle anstelle von Mineralölen benutzen, zum Beispiel „Jute statt Plastik„. Der Händler stellt Taschen für Einzelhandelsketten her, welche teilweise mit dem GOTS-Siegel zertifiziert sind. Bevor du Jute-Produkte kaufst, solltest du dir die Marke also genau ansehen.
Mehr Informationen findest du hier: Mineralöle in Kosmetik und Lebensmitteln: Das musst du wissen
Nachhaltigkeit von Jute
Neben Baumwolle ist Jute die beliebteste Naturfaser und macht auch dem heimischen Hanf und Flachs Konkurrenz. Sie gilt als umweltfreundliche Textilfaser mit vielen Vorteilen. Trotzdem solltest du beim Kauf von Juteprodukten einige Aspekte beachten:
- Laut dem BUND werden bei der Herstellung von Jute vergleichsweise wenig Treibhausgase produziert. Da die Naturfaser auf tropisches Klima angewiesen ist, wächst sie aber nur in weit entfernten Ländern. Mit dem Kauf von Juteprodukten gehen also zwangsläufig lange Transportwege einher. Dadurch entstehen viele Emissionen und der CO2-Fußabdruck der Jutefaser verschlechtert sich. Achte daher darauf, dass du bevorzugt Juteprodukte aus nachhaltiger und fairer Wirtschaft kaufst. Dabei geben dir beispielsweise das GOTS-Siegel und das IVN-Siegel eine Orientierungshilfe.
- Da Juteprodukte sehr reißfest und langlebig sind, stellen sie zudem eine nachhaltige Alternative zu Plastikverpackungen dar. Du kannst zum Beispiel Plastiktüten ganz einfach durch Jutebeutel ersetzen. Mit Blick auf die die reine Ökobilanz erscheint Jute laut Spiegel Online zwar kaum nachhaltiger als Plastik: Laut aktuellen Berechnungen müsstest du einen Stoffbeutel 50 bis 80 Mal häufiger verwenden als eine Plastiktüte, um eine bessere Ökobilanz zu erreichen. Entscheidend ist jedoch das Problem der Entsorgung. Plastik hält sich hunderte Jahre, bis es sich langsam zersetzt. Oftmals landet das dabei entstehende Mikroplastik im Meer und gefährdet Tiere und Natur. Jute hingegen ist laut der Food and Agriculture Organization vollständig biologisch abbaubar.
- Nach aktuellen Forschungen der Uni Kassel könnte Jute in Zukunft sogar für den Erdbebenschutz eingesetzt werden. Tapeten und Bandagen aus Hanf oder Jute sollen die Häuser in erdbebenreichen Ländern stabiler und standfester machen. Zu diesem Zweck werden die Tapeten statt aus Kohlefasern aus umweltfreundlichen Naturfasern hergestellt.
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English version available: What is Jute? Behind the Natural Fiber
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