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Biologisch abbaubar, kompostierbar, biobasiert: Das ist der Unterschied

biologisch abbaubar
Foto: CC0 / Pixabay / RitaE

Biologisch abbaubar, kompostierbar, biobasiert – solchen Wörtern begegnest du oft auf Einweggeschirr und Plastikverpackungen. Wir erklären dir, was die drei Begriffe unterscheidet.

Von Verpackungen über Klamotten bis hin zu Möbeln: Kunststoffe begegnen dir überall im Alltag. Dabei geht es nicht nur um Plastik – die Gruppe der Kunststoffe ist viel größer.

Laut dem Deutschen Kunststoffmuseum zeichnen sich Kunststoffe dadurch aus, dass sie aus Polymeren bestehen. Das sind lange Ketten von Atomen und Molekülen, die sich durch chemische Reaktionen zu den unterschiedlichsten Stoffen zusammenfügen lassen. Nicht alle Kunststoffe bestehen aus Erdöl. Es gibt auch Sorten aus organischem Material, beispielsweise Verpackungen aus Stärke.

Allgemein lassen sich Kunststoffe in biologisch abbaubare und nicht biologisch abbaubare Sorten einteilen.

Biologisch abbaubar: Definition

Die hierzulande verwendete Definition für „biologisch abbaubar“ kommt vom Deutschen Institut für Normierung (besser bekannt als DIN). Dem Institut zufolge ist ein Stoff biologisch abbaubar, wenn ihn Mikroorganismen wie Bakterien zersetzen können. Dabei unterscheidet man laut dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags zwei Fälle:

  • Wenn der Stoff an der Luft liegt, bauen Mikroorganismen ihn zu CO2, Wasser, Biomasse und Mineralien ab.
  • Ohne Sauerstoffzufuhr produzieren die Kleinstlebewesen statt CO2 Methan.

Entscheidend ist, dass sich die Mikroorganismen Zeit lassen können: Der Stoff muss nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums abgebaut sein. Einer Studie der University of Plymouth zufolge kann es Jahre dauern, bis sich beispielsweise biologisch abbaubare Plastiktüten zersetzt haben – vor allem unter der Erde oder im Wasser.

Ob ein Kunststoff biologisch abbaubar ist, hängt nicht davon ab, aus welchen Rohstoffen er besteht. Laut dem Umweltbundesamt ist nur die chemische Struktur des fertigen Kunststoffs entscheidend.

Eine besondere Form von abbaubaren Kunststoffen sind die oxo-abbaubaren Kunststoffe. Sie bestehen dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags zufolge aus fossilen Energieträgern wie Erdöl – genau wie herkömmliches Plastik. Allerdings enthalten sie darüber hinaus Stoffe, die unter Lichteinfluss ihre chemische Struktur verändern. Das wiederum führt dazu, dass sich das Material zersetzt. Da dabei jedoch Mikroplastik entsteht, sind solche Stoffe stark in der Kritik. Das EU-Parlament hat für ein Verbot von oxo-abbaubaren Kunststoffen ab 2021 gestimmt.

Warum sind biologisch abbaubare Stoffe problematisch?

Im Wasser kann es Jahre dauern, bis sich biologisch abbaubare Kunststoffe zersetzt haben.
Im Wasser kann es Jahre dauern, bis sich biologisch abbaubare Kunststoffe zersetzt haben.
(Foto: CC0 / Pixabay / A_Different_Perspective)

Nicht nur oxo-abbaubare Kunststoffe stehen in der Kritik, sondern auch biologisch abbaubare. Das Magazin Quarks nennt diese Probleme:

  • Wie oben beschrieben, brauchen biologisch abbaubare Kunststoffe teilweise Jahre, um abgebaut zu werden. Wie sie in dieser Zeit auf die Umwelt einwirken – zum Beispiel unter Wasser – ist laut dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags noch nicht ausreichend erforscht.
  • Biologisch abbaubare Kunststoffe gehören nicht auf den Kompost oder in die Bio-TonneIn großen Kompostieranlagen ist die nötige Infrastruktur nicht vorhanden, sodass sie aufwendig aussortiert und entsorgt werden müssen. Hast du einen eigenen Kompost zu Hause, so erreichst du dort nicht die nötigen Temperaturen für den Abbau.
  • Biologisch abbaubare Stoffe gehören also in den gelben Sack, so Quarks. Doch auch dort kann es Probleme geben, wenn gewisse chemische Zusätze das Recycling erschweren und im schlimmsten Fall die Wertstoffmischung nutzlos machen. Damit sind sie weniger nachhaltig als Kunststoffe, die zwar nicht biologisch abbaubar sind, aber recycelbar.

Tipp: Da du für den Biomüll also keine kompostierbaren Beutel verwenden solltest, kannst du Biomüllbeutel aus Zeitungspapier selber machen und benutzen.

Etwas anders sieht es bei kompostierbaren Kunststoffen aus.

Kompostierbare Kunststoffe: Biologisch abbaubar unter kontrollierten Bedingungen

Manche kompostierbaren Kunststoffe dürfen auf den Kompost im Garten.
Manche kompostierbaren Kunststoffe dürfen auf den Kompost im Garten.
(Foto: CC0 / Pixabay / Antranias)

Kompostierbar bedeutet: Biologisch abbaubar unter bestimmten Bedingungen und in einem festen Zeitraum. Konkret vergibt das DIN laut dem Wissenschaftlichen Dienst des Bundestags zwei verschiedene Zertifikate für kompostierbare Materialien:

  • Kompostierbar in industrieller Kompostanlage: Solche Kunststoffe müssen in einer industriellen Kompostanlage bei etwa 60 Grad innerhalb von drei Monaten zersetzt sein. Konkret müssen die Reste durch ein Zwei-Millimeter-Sieb passen – höchstens zehn Prozent der Menge dürfen zurückbleiben. Theoretisch kannst du eine solche Tüte in der Bio-Tonne entsorgen. Doch die meisten Kompostieranlagen kommen damit nicht klar.
  • Kompostierbar auf dem Gartenkompost: Materialien mit diesem Zertifikat darfst du auf deinen Kompost tun. Sie müssen sich dort bei etwa 30 Grad innerhalb eines Jahres zersetzen. Das heißt nicht, dass du kompostierbare Kunststoffe einfach in die Natur werfen kannst – dort läuft die Zersetzung nicht unbedingt in diesem Zeitraum und vollständig ab.

Allerdings ist fraglich, ob kompostierbare Stoffe deinem Kompost nutzen: Dem wissenschaftlichen Dienst des Bundestags zufolge entstehen bei der Zersetzung kaum Nährstoffe, sondern überwiegend CO2 und Wasser.

Biobasierte Kunststoffe: Natürlich, aber selten abbaubar

Biobasierte Kunststoffe bestehen beispielsweise aus Maisstärke.
Biobasierte Kunststoffe bestehen beispielsweise aus Maisstärke.
(Foto: CC0 / Pixabay / Couleur)

Ein Begriff, der im Zusammenhang mit biologisch abbaubaren Kunststoffen ebenfalls oft fällt, ist „biobasiert„. Das ist aber nicht das Gleiche: Biobasiert bedeutet dem Umweltbundesamt zufolge, dass das Material ganz oder teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Maisstärke oder Holz besteht. Herkömmliche Kunststoffe basieren dagegen auf fossilen Energieträgern wie Erdöl.

Wie oben beschrieben, entscheidet die chemische Struktur darüber, ob ein Stoff biologisch abbaubar ist. Dementsprechend bedeutet „biobasiert“ nicht „biologisch abbaubar“. Das Umweltbundesamt nennt zwei Beispiele für biobasierte Kunststoffe:

  • Die Möbelindustrie verwendet häufig Kunststoffe, die aus Holzsplittern und Verbundstoffen bestehen. Diese Kunststoffe sind biobasiert, aber meistens nicht biologisch abbaubar.
  • Biobasiert und biologisch abbaubar ist dagegen Einweggeschirr aus Stärke.

Biobasierte Kunststoffe haben dem Umweltbundesamt zufolge eine bessere CO2-Bilanz als herkömmliche Kunststoffe, da sie ohne Erdöl auskommen. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags merkt dazu an, dass vor allem Kunststoffe aus natürlichen Abfallprodukten eine gute Klimabilanz haben. Wie biobasierte Kunststoffe in der Umwelt wirken, ist laut Umweltbundesamt aber noch nicht ausreichend erforscht. Ein häufiges Problem in dem Zusammenhang ist, dass Hersteller oft nicht alle verwendeten Verbundstoffe angeben.

Insgesamt kommt das Umweltbundesamt zu diesem Fazit: Materialien, die sich lange halten und die du mehrfach verwenden kannst, sind am nachhaltigsten.

Weiterlesen auf utopia.de:

English version available: Biodegradable vs. Compostable: Why the Difference Matters

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