Sind 40 Grad im Sommer normal oder nicht? Und ist man im Schatten vor Sonnenbrand sicher? Was an gängigen Hitze-Mythen wirklich dran ist.
1. Behauptung: „Im Schatten bin ich vor Sonnenbrand sicher“
So leicht ist es leider nicht. Laut der Techniker Krankenkasse (TK) kommen auch unter einem Sonnenschirm noch circa 50 Prozent der Sonnenstrahlen an. Am Strand können Sand und Wasser die UV-Strahlung sogar verstärken. Sogar im Schatten eines Baumes kann man Sonnenbrand bekommen und sollte sich deshalb eincremen.
Die TK rät übrigens auch bei gebräunter Haut zu Sonnenschutzmitteln. Denn der Schutz, den eine Bräune vor Sonne bietet, ist minimal – bei einem mittleren Hauttyp steigert er sich um den Faktor 3 bis 4. Hier fragt die TK zurecht: „Würden Sie eine Sonnencreme mit LSF 3 verwenden?“
- Hier findest du Tipps, um einem Sonnenbrand vorzubeugen sowie die besten Hausmittel gegen Sonnenbrand, falls es doch passiert ist.
2. Behauptung: „40 Grad im Sommer sind normal“
Bei dieser Behauptung muss man genauer hinschauen. Ja, es gab schon früher Sommer, in denen in Deutschland die 40-Grad-Marke geknackt wurde. 1983 etwa wurde ein Temperaturrekord von 40,2°C in Gärmersdorf bei Amberg in der Oberpfalz gemessen, der erst 2001 übertroffen wurde. Doch seitdem wurden laut Statista an vielen weiteren Orten Temperaturen über 40 Grad gemessen, zum Beispiel 2003 und 2019.
Von „Normalität“ kann trotzdem keine Rede sein, vor allem wenn man sich die Entwicklung über einen längeren Zeitraum ansieht. Dafür reicht es sogar, die Zahl der Tage mit über 30 Grad in Deutschland zu betrachten – diese hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht, sogar in Lagen oberhalb von 1.000 Meter Seehöhe.
Inzwischen liegt der Temperaturrekord in Deutschland übrigens bei 41,2 Grad, welcher 2019 in Duisburg gemessen wurde. Unter anderem die Weltwetterorganisation (WMO) warnt, dass Hitzewellen immer häufiger werden „und der negative Trend wird noch bis mindestens 2060 anhalten, unabhängig vom Erfolg unserer Klimaschutzbemühungen“.
3. Behauptung: „Um die Mittagszeit ist es am heißesten“
Hier muss man zwischen Sonnenhöchststand und Höchsttemperatur unterscheiden. Der Sonnenhöchststand ist wegen der Sommerzeit nicht um 12 Uhr, sondern eher gegen 13:30 Uhr, versichert eine Mitarbeiterin des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gegenüber Web.de.
Am heißesten werde es aber erst später – meist zwischen 17:00 und 18:00 Uhr. Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Sonne nämlich sowohl die Luft als auch den Boden aufgeheizt, welche zusätzlich zur Sonneneinstrahlung wärmen. „Nach 18:00 Uhr nimmt die Sonneneinstrahlung aufgrund des Einfallswinkels, also des Sonnenstandes, wieder ab“, so die Expertin. Die tiefste Tagestemperatur wird ihr zufolge übrigens kurz nach Sonnenaufgang erreicht.
4. Behauptung: „Hitze ist Ursache für Waldbrände“
Höhere Temperaturen sorgen dafür, dass mehr Wasser verdunstet und können damit zu Dürren beitragen. Und Dürre macht Wälder anfälliger für Waldbrände.
Doch selbst an einem heißen Tag geht ein Baum kaum von selbst in Flammen auf. Rainer Städing, ehrenamtlicher Sprecher vom Bund Deutscher Forstleute, weist gegenüber dem RND auf den häufigsten Grund für Waldbrände hin: Menschen.
„Das absichtliche Zündeln ist dabei nicht die häufigste Ursache“, so Städing. Hauptgrund sei unachtsames Verhalten, wie die (auch aus dem Auto heraus) achtlos weggeworfene Zigarettenkippe.
Oft werden Brände auch Glasscherben zugeschrieben, die im Wald Sonnenstrahlen bündeln und so Brände verursachen. Doch dabei dürfte es sich ebenfalls um einen Mythos handeln. Ein weiterer Experte vom Deutschen Feuerwehrverband erklärte gegenüber RND, selbst unter idealen Bedingungen gelang es bei Versuchen nicht, mittels Scherben ein Feuer zu zünden. Klare Plastik- und Glasflaschen mit klarer Flüssigkeit würden theoretisch funktionieren, das Risiko schätzt der Experte aber als gering ein. Lies dazu auch: Waldbrand durch Scherbe? Das solltest du wissen
5. Behauptung: „Bei Hitze hilft eine kalte Dusche oder ein kaltes Getränk“
Hilft eine kalte Dusche oder ein kühles Getränk wirklich gegen Hitze? Fangen wir mit dem Getränk an. Eine Ernährungswissenschaftlerin rät zu Vorsicht: „Eiskalte Getränke können zu Magenkrämpfen führen und das behindert wiederum die Flüssigkeitsaufnahme.“ Die oft angeführte Erklärung, dass der Körper kalte Getränke erst aufwärmen müsse, sei jedoch falsch – dafür sorgt die Umgebungstemperatur im Magen-Darm-Trakt automatisch.
An sich ist Trinken bei Hitze sehr wichtig, weil wir beim Schwitzen viel Flüssigkeit verlieren. Wer keine Lust auf Leitungswasser hat, kann sich ein Infused Water zubereiten, also Wasser mit Ingwer, Zitrone und anderen Aromen.
Und die kalte Dusche? Diese stresst den schwitzenden Körper, erklärt Sportwissenschaftler Ingo Froböse gegenüber Utopia. Außerdem würde der Körper sich anschließend wieder aufheizen und man fange wieder zu schwitzen an. Der Experte rät stattdessen, lauwarmes Wasser zu nutzen und erst Beine und Arme abzubrausen ehe man zum restlichen Körper übergeht.
Lauwarm duschen kann also sinnvoll sein, allerdings auch etwas energieintensiver. Eine tägliche Dusche braucht es in der Regel nicht, hier gibt es viel Potential, Wasser und Energie zu sparen. Eine Dermatologin hat Utopia im Interview erklärt, welche Körperregionen man wie und wie oft reinigen sollte.
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