Leitungswasser ist umweltfreundlich und gesund – aber auch ewig haltbar? Unter idealen Bedingungen: theoretisch ja. Doch in der Praxis kann es durchaus vorkommen, dass Leitungswasser schlecht wird.
Ein Glas Leitungswasser, das wir über eine Nacht vergessen haben, mag zwar schal und abgestanden schmecken, ist in der Regel jedoch immer noch gut. Doch wie sieht es mit abgefülltem Leitungswasser aus, das länger steht? Kann das irgendwann schlecht werden?
Bakterien und Keime im Leitungswasser
Aus chemischer Sicht besteht Wasser lediglich aus Wasserstoff und Sauerstoff. Es enthält keine Eiweiße, Zucker oder sonstige Nährstoffe, die vergären und verrotten können. Somit gilt Wasser an sich als theoretisch unverderblich.
Was sich in Leitungswasser aber ansammeln kann, sind Keime und Bakterien. In Deutschland ist die Leitungswasserqualität grundsätzlich gut bis sehr gut. Leitungswasser kommt so streng kontrolliert und keimarm aus dem Wasserhahn, dass es laut dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) theoretisch ewig halten müsste.
Doch weil wir es zuhause nicht steril abfüllen würden, komme das Leitungswasser in Kontakt mit Umweltkeimen. Auch dies sei aufgrund der üblicherweise geringen Anzahl solcher Keime nicht weiter schlimm. Allerdings gibt laut dem BZfE Faktoren, die die Keimbelastung erhöhen können:
- Licht
- Wärme
- Nahrung (zum Beispiel Verschmutzungen in Flaschen und Gläsern)
Leitungswasser keimarm aufbewahren
Auch das Behältnis, in das du das Leitungswasser abfüllst, spielt bei der Keimbelastung eine Rolle. Lässt du das Leitungswasser in einem Glas offen stehen, nimmt es über die Luft Kohlendioxid auf, das den pH-Wert des Wassers verringert und dadurch zum bekannten abgestandenen Geschmack führt. Das ist an sich kein Zeichen für schlecht gewordenes Leitungswasser. Offen stehengelassenes Wasser kannst du daher in der Regel auch nach einem bis zwei Tagen noch trinken. Viel länger sollte es aber nicht sein, denn auch in der Luft befindliche Staubpartikel und Bakterien können ins Wasser gelangen. An warmen Tagen in einer lichtdurchfluteten Küche finden diese im Leitungswasser einen idealen Nährboden vor.
In Einweg-Plastikflaschen abgefülltes Leitungswasser kann insbesondere durch zwei Stoffe verunreinigt werden: Mikroplastik und Acetaldehyd. Diese lösen sich durch die mechanische Beanspruchung (Einfüllen, Knicken, Schütteln), wenn du Einweg-Plastikflaschen wiederverwendest. Aber auch Bakterien haben leichtes Spiel, sich in den winzigen Rissen zu vermehren, die durch die Materialabnutzung entstehen.
Besser sind daher Mehrweg-Flaschen aus haltbarerem Material wie Glas oder Edelstahl. Wenn du aus diesen auch direkt trinkst, solltest du sie täglich reinigen: Keime und Bakterien: So oft solltest du deine Trinkflasche reinigen
So erkennst du schlecht gewordenes Leitungswasser
Ob das Leitungswasser nun schlecht geworden ist, kannst du laut dem BZfE mithilfe deiner Sensorik feststellen: Riecht und schmeckt das Wasser komisch – also auch anders als der bekannte schale Geschmack abgestandenen Wassers – solltest du es nicht mehr trinken.
Der Trinkwasserexperte Söhnke Mücke erläutert gegenüber n-TV allerdings, dass man Verunreinigungen durch Bakterien oder Schwermetalle nicht immer sehen, riechen oder schmecken kann. Für die meisten Menschen ist in diesem Fall die Belastung noch tolerierbar, für Babys, Kleinkinder und alle Personen mit geschwächtem Immunsystem könnten sie laut Söhnke aber gefährlich werden. Daher rät der Experte dazu, veraltete Leitungen und Armaturen im Haus zu erneuern und den Perlator, das Endstück des Wasserhahns, regelmäßig zu reinigen, da an ihm Keime gut hängen bleiben können.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Leitungswasser testen: Gründe und Anlaufstellen
- Leitungswasser erstmal kurz laufen lassen: Notwendig – oder Wasserverschwendung?
- Stiftung Warentest: Leitungswasser ist besser als Mineralwasser
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