Kirschlorbeer wächst schnell, ist pflegeleicht und immergrün – und als Heckenpflanze entsprechend beliebt und verbreitet. Allerdings ist er ökologisch nahezu nutzlos, giftig und gilt als invasive Konkurrenz für heimische Pflanzen. Hier findest du zehn hübsche, wertvolle Alternativen für Kirschlorbeer.
Kirschlorbeer ist bei Hobbygärtner:innen beliebt, denn das dekorative Gewächs hat immergrüne Blätter, wächst schnell und dicht und ist äußert robust. Der Kirschlorbeer verträgt sowohl Trockenheit als auch Schatten, ist kaum anfällig für Schädlinge und zudem winterhart. Und damit quasi die optimale Heckenpflanze, die vor den Blicken neugieriger Nachbarn schützt. Wären da nicht schwerwiegende Nachteile, die den Kirschlorbeer eigentlich zum No-Go für unsere Gärten machen.
Kirschlorbeer: Fatal für die Umwelt
Der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus), der ursprünglich aus Vorderasien kommt, ist ökologisch nahezu wertlos. Der NABU Berlin erklärt: „Bestenfalls kann er als Unterschlupf für Vögel fungieren, Blütenstände und Früchte sind jedoch für die meisten Vögel und Insekten wertlos“.
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Corinna Hölzel, Pestizid- und Gartenexpertin beim BUND, ergänzt: „Der ökologische Nutzen von Kirschlorbeer ist gering. Er liefert kaum Nektar oder Pollen für Wildbienen und Schmetterlinge, seine Blätter sind für Raupen oft ungenießbar. Damit leistet er keinen Beitrag gegen das Insektensterben.“
Dazu kommt: Beim Kirschlorbeer handelt es sich um eine invasive Art, die sich unkontrolliert ausbreitet, heimische Sträucher und Kräuter verdrängt und die natürliche Verjüngung im Wald verhindert. Mit seinen dichten Blättern nimmt er anderen Pflanzen das Licht, verändert sogar die Bodenchemie und entzieht Bodenorganismen ihre Lebensgrundlage. Weil seine giftigen Blätter und Beeren von Tieren gemieden werden, hat er zudem kaum natürliche Gegenspieler. So wird aus der beliebten Gartenpflanze schnell eine ernsthafte Bedrohung für unsere heimische Artenvielfalt – und oft tragen auch wir Menschen dazu bei, etwa wenn Heckenschnitt achtlos in der Natur entsorgt wird.
Kirschlorbeer ist giftig für Menschen und Tiere
Alle Pflanzenteile des Kirschlorbeers enthalten cyanogene Glykoside (Blausäure). Besonders die Beeren sind für Kinder und Haustiere gefährlich. Auch bei der Gartenarbeit ist Vorsicht geboten, da Schnittarbeiten reizende Stoffe freisetzen können. Der Rückschnitt verrottet nur schlecht und darf wegen der Blausäure nicht auf dem Kompost entsorgt werden; besser sind Biotonne oder kommunaler Wertstoffhof.
Kirschlorbeer-Alternativen: Top Ten 10 heimische Sträucher für den Garten
Wenn du über eine Neupflanzung für deinen Garten nachdenkst, ist Kirschlorbeer keine gute Wahl. Es gibt etliche heimischeAlternativen, die pflegeleicht, attraktiv und ökologisch wertvoll sind:
- Liguster (Ligustrum vulgare)
- Eigenschaften: Halbimmergrün, schnittverträglich, robust
- Ökologischer Nutzen: Blüten für Insekten, Beeren für Vögel
- Besonderheit: Vielseitige Heckenpflanze, ideal für Sichtschutz
2. Hainbuche (Carpinus betulus)
- Eigenschaften: Dichte, schnittverträgliche Hecke, winterhart
- Ökologischer Nutzen: Lebensraum für Vögel und Insekten
- Besonderheit: Perfekt als natürliche Hecke oder Sichtschutz
3. Berberitze (Berberis vulgaris)
- Eigenschaften: Dornenbewährter, anspruchsloser Strauch
- Ökologischer Nutzen: Nistplätze für Vögel, Lebensraum für Insekten
- Besonderheit: Schönes Herbstlaub, pflegeleicht
4. Weißdorn (Crataegus monogyna)
- Eigenschaften: Dornenbewährter, pflegeleichter Strauch
- Ökologischer Nutzen: Nektar- und Pollenlieferant für Insekten, Raupenfutter, Beeren für Vögel
- Besonderheit: Frühblüher, gut für Hecken oder Naturgärten
5. Feldahorn (Acer campestre)
- Eigenschaften: Schnittverträglich, robust
- Ökologischer Nutzen: Nahrung für Insekten, Deckung für Kleintiere
- Besonderheit: Ideal für strukturreiche Hecken oder Alleen
6. Roter Hartriegel(Cornus sanguinea)
- Eigenschaften: Strauch mit roten Zweigen, weiße Blüten, dunkle Beeren
- Ökologischer Nutzen: Früchte für Vögel, Blüten für Insekten
- Besonderheit: Sehr dekorativ, ökologisch wertvoll
7. Schlehe (Prunus spinosa)
- Eigenschaften: Dornenbewährter Strauch, Frühblüher
- Ökologischer Nutzen: Früchte für Wildtiere, Nektar für Bienen
- Besonderheit: Schutz für Vögel durch dornige Zweige
8. Holunder (Sambucus nigra)
- Eigenschaften: Schnellwachsend, robust
- Ökologischer Nutzen: Früchte für Vögel, Nektar für Insekten
- Besonderheit: Blumen essbar, vielseitig für Garten und Küche
9. Heckenrose (Rosa spp.)
- Eigenschaften: Dornen, pflegeleicht, farbige Blüten
- Ökologischer Nutzen: Nist- und Schutzplätze für Vögel, Früchte für Wildtiere
- Besonderheit: Frühblüher, dekorativ, robust
10. Weide (Salix-Arten)
- Eigenschaften: Schnellwachsend, frosthart, anpassungsfähig an feuchte Böden
- Ökologischer Nutzen: Frühblüher für Bienen, Lebensraum für viele Insekten
- Besonderheit: Ideal für naturnahe Gärten, Feuchtbereiche oder als Sichtschutz
Weitere Empfehlungen sind Beerensträucher (Heidelbeeren, Johannisbeeren, Brombeere, Himbeere), Glanzmispel (Photinia spp. / heimische Arten) und Felsenbirne (Amelanchier spp.)
Corinna Hölzel (BUND) fasst zusammen: „Wer einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten möchte, setzt auf heimische Gehölze und Pflanzen, die Insekten, Vögeln und unserem Ökosystem echten Nutzen bringen.“
Rechtliche Lage in Deutschland und der Schweiz
- In der Schweiz ist Kirschlorbeer seit September 2024 verboten – Verkauf, Import, Verschenken und Tausch sind untersagt. Wer die Pflanze bereits besitzt, darf sie stehen lassen. Das Verbot betrifft nicht nur den Kirschlorbeer, sondern auch weitere invasive Arten wie den Schmetterlingsstrauch, das Afrikanische Lampenputzergras, den Goldenen Bambus und den Blauglockenbaum.
- In Deutschland dagegen gibt es bisher kein Verbot, jedoch steht der Kirschlorbeer auf der Beobachtungsliste potenziell invasiver Pflanzen des Bundesamts für Naturschutz. Auf EU-Ebene ist er bislang nicht gelistet. Das BfN empfiehlt, ein Ausbreiten in der Natur kritisch zu prüfen und bei Gefahr für geschützte Lebensräume gezielte Beseitigungsmaßnahmen vorzunehmen.
Soll ich den Kirschlorbeerstrauch im Garten entfernen?
Wer sich jetzt fragt, ob er den Kirschlorbeer im eigenen Garten am besten entfernen sollte, muss nicht gleich aktiv werden, so der NABU Berlin. „Ein Strauch ist ein Strauch und auch wenn es ökologisch wertvollere Wildsträucher gibt, muss man nicht gleich zur Motorsäge greifen.“ Die Naturschützer:innen meinen: „Als Nahrungsquelle ist er immer noch besser als Forsythie, Rhododendron und Zierkirsche“. Silvia Teich weist darauf hin, dass einige Insekten die Blüten durchaus mögen.
Corinna Hölzel rät Gartenbesitzer:innen zu einem „schrittweisen Ersetzen von Kirschlorbeer durch heimische Pflanzen“. Aber Achtung: Hecken entfernen oder stark zurückschneiden darf man nicht zwischen dem 1. März und dem 30. September.
Wichtige Hinweise für Gartenbesitzer:innen
Wenn du den Kirschlorbeer bereits im Garten hast, sind folgende Punkte wichtig:
- Rückschnitt nicht in der Natur entsorgen, sondern in Biotonne oder Wertstoffhof.
- Beeren vor Samenreife abschneiden, um unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern.
- Rückschnitt / Entfernung nur außerhalb der Brut- und Nistzeit (1. März – 30. September).
- Kirschlorbeer ist hochgiftig, insbesondere Blätter und Beeren – auf Kompost und für Haustiere tabu.