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Klimaschutz abgewählt? 7 Dinge, die jetzt trotzdem Hoffnung machen

Landtagswahlen & Klimakrise: Was jetzt trotzdem Hoffnung macht
Fotos: CC0 Public Domain / Pixabay.de – Filmbetrachter, StockSnap

Die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen geben wenig Hoffnung, dass von dort in nächster Zeit Fortschritte in Sachen Klimaschutz zu erwarten sind. Verzweifeln sollten wir dennoch nicht: In der Bundesrepublik und darüber hinaus gibt es nämlich viele positive Aussichten.

Wer auch nur ein wenig Interesse daran hat, dass wir den Planeten nicht ganz an die Wand fahren, muss bei den aktuellen Wahlergebnissen aus Thüringen und Sachsen wohl ziemlich schlucken. Denn neben diversen demokratie- und menschenfeindlichen Tendenzen muss man dort nun auch mit Rückschritten – oder zumindest Stillstand – in Sachen Klimaschutz rechnen.  

Den Mut sollten wir trotzdem nicht verlieren. Denn ein paar bremsende Bundesländer können langfristig deutschlandweite, europaweite und weltweite Entwicklungen nicht aufhalten. Und der Blick auf das größere Bild zeigt: Es gibt durchaus Grund zur Hoffnung, dass wir mit dem Kampf gegen die Klimakrise trotzdem weiter kommen. Zum Beispiel:

Die USA könnten auf Kurs bleiben

Seit der Nominierung von Kamala Harris als US-Präsidentschaftskandidatin haben die Demokraten in den Wahlumfragen deutlich zugelegt. Für das Klima wäre ihr Sieg eine gute Nachricht – zumindest im Vergleich mit der Alternative, einem Wahlsieg der Republikaner. Unter Joe Biden haben die USA – einer der größten CO2-Emittenten der Welt – ein riesiges Klimaschutzpaket auf den Weg gebracht, den Ausbau erneuerbarer Energien massiv befördert und sich wieder dem Pariser Klimaschutzabkommen angeschlossen.

2021 überholte die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien dort jene aus Kernkraft und 2022 auch die Kohlekraft.

Grafik: Erneuerbare überholen in den USA Kern- und Kohlekraft
(Grafik: US Energy Information Administration unter CC-BY-SA)

Auch wenn Harris‘ Aussagen zum Thema Klimaschutz bislang eher vage sind, darf man davon ausgehen, dass der Boom der Erneuerbaren und E-Autos und die sukzessive Abkehr von klimaschädlichen fossilen Rohstoffen sich unter ihrer Präsidentschaft fortsetzen würde.

Der weltweite Ausbau der Solarkraft

Man muss davon ausgehen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in Thüringen und Sachsen in der kommenden Legislaturperiode keine Priorität hat. Doch auch wenn man hier – und in anderen Teilen Deutschlands – trödelt: Den deutschlandweiten, europaweiten und globalen Trend zur erneuerbaren Energieerzeugung wird man nicht mehr brechen.

Vor kurzem erst zeigte sich die Energiewende-Expertenkommission der Bundesregierung mit dem Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland zufrieden. Im Mittel der ersten Jahreshälfte 2024 stammte um die 60 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien. Insbesondere die Geschwindigkeit des Solarkraft-Ausbaus ist beeindruckend.

Grafik: Installierte Netto-Leistung zur Stromerzeugung in Deutschland 2024 und 2004
Installierte Netto-Leistung zur Stromerzeugung in Deutschland 2024 und 2004 (Grafik: © Energy-Charts.info)

In der gesamten EU haben sich die jährlich installierten Solarkraftkapazitäten innerhalb von wenigen Jahren vervielfacht:

Grafik: Jährlich in der EU installierte Solarkraftleistung
Jährlich in der EU installierte Photovoltaikleistung (© Solarpower Europe (Screenshot))

Eine schöne Grafik aus The Economist zeigt: Der Ausbau der PV hat weltweit alle Prognosen immer wieder übertroffen:

Und die Internationale Energieagentur IEA prognostiziert, dass sich die globale Wind- und Solarkraftleistung innerhalb weniger Jahre (von 2022 bis 2028) noch einmal verdoppeln wird:

Grafik: Zubau an erneuerbaren Energien zur Stromgewinnung (Prognose der IEA)
Weltweiter Zubau an erneuerbaren Energien zur Stromgewinnung (Prognose der IEA) (Grafik: IEA 2023, Renewable electricity capacity additions by technology and segment, 2016-2028, License: CC BY 4.0)

Immer mehr E-Fahrzeuge auf den Straßen

Wie viel Wert die zukünftigen Landesregierungen in den ostdeutschen Bundesländern auf den Ausbau der E-Ladestruktur legen, wissen wir noch nicht. Was wir wissen: Auch wenn auf Deutschlands Straßen noch weniger klimaschonende E-Fahrzeuge fahren als ursprünglich erwartet – der weltweite Trend ist eindeutig. Innerhalb von nur fünf Jahren haben sich die Verkaufszahlen von E-Fahrzeugen versechsfacht, allein zwischen 2022 und 2023 sind sie um 35 Prozent gestiegen.

Wie beim Ausbau der Solarenergie sieht die IEA global auch den Umstieg auf E-Autos voll „auf Kurs“ („on track“) hin zur Klimaneutralität im Jahr 2050. Vorreiter ist übrigens China – von wegen „sollen doch erstmal die Chinesen“…

Grafik: Anzahl verkaufter E-Fahrzeuge weltweit 2013-2023 (IEA)
Grafik: Anzahl verkaufter E-Fahrzeuge weltweit 2013-2023 (IEA) (Grafik: IEA (2024), Global electric car stock, 2013-2023, IEA, Paris https://www.iea.org/data-and-statistics/charts/global-electric-car-stock-2013-2023, Licence: CC BY 4.0)

Der Boom der Balkonkraftwerke und die Lust auf Erneuerbare

Beim Ausbau von Solar- und vor allem Windkraft in der Fläche können Landesregierungen zwar teils bremsen. Doch hunderttausende Haushalte in Deutschland zeigen längst, dass sie erneuerbare Energien wollen – und sich aktiv an der Energiewende beteiligen. Mindestens eine halbe Million Mini-Photovoltaikanlagen sind inzwischen in Deutschland installiert. Über 200.000 dieser Balkonkraftwerke mit einer Bruttoleistung von etwa 200 Megawatt kam allein im ersten Halbjahr 2024 hinzu.

Zwar können die Steckersolaranlagen bislang nur einen kleinen Prozentteil des Strombedarfs decken. Aber der Boom macht zwei Dinge überdeutlich: Die Menschen in Deutschland sind bereit, sich mit erneuerbaren Energien zu beschäftigen. Und mit Erneuerbaren lässt sich längst Geld sparen.

Und letzteres, so glauben viele Expert:innen, wird die Sache über kurz oder lang eh regeln. Es gibt längst Signale, dass sich klimaschonende Technologien schon allein über den Preis durchsetzen werden und dann wird es auch immer egaler, wie die politische Stimmung dazu ist.

In der ganzen EU werden Ökosysteme renaturiert

Egal, wie groß in den einzelnen Bundesländern der jeweilige politische Wille zum Umweltschutz ist: Viele bedeutende Naturschutzmaßnahmen gibt die EU vor. Damit müssen alle EU-Staaten sie gleichermaßen umsetzen.

Braune Seen und Flüsse entstehen durch organisches Material, das aufgrund der Klimakrise vermehrt entsteht und eingespült wird.
Das Renaturierungsgesetz sieht unter anderem vor, dass ein natürlicher Verlauf von Flüssen und Bächen wiederhergestellt wird. (Foto: CC0 / Pixabay / stan_laurel)

So zum Beispiel das im Juni beschlossene und kürzlich in Kraft getretene Renaturierungsgesetz („Nature Restoration Law“). Es hat das Ziel, den Zustand der natürlichen Ökosysteme in Europa zu verbessern. Das Gesetz verpflichtet die EU-Staaten, bis 2030 mindestens 20 Prozent der Land- und Meeresflächen in schlechtem Zustand wiederherzustellen und bis 2050 alle gefährdeten Ökosysteme. Diese Renaturierung kann sich etwa auf den Verlauf von Flüssen, Wiederaufforstung von Mischwäldern oder Wiederverwässerung von Mooren beziehen. Umweltschutzorganisationen befürworten das Gesetz – denn gesunde Ökosysteme können helfen, die Folgen der Klimakrise abzumildern.

Fleischkonsum und -produktion in Deutschland gehen zurück

Nicht nur der Energie- und Verkehrssektor, auch unsere Ernährung hat massive Auswirkungen auf das Klima. Lebensmittel tierischer Herkunft wie Fleisch verursachen in der Produktion riesige Mengen klimaschädlicher Methan- und CO2-Emissionen; die industrielle Tierhaltung schädigt zudem auf vielfältige Weise die Umwelt. Längst gibt es keinen ernstzunehmenden Zweifel mehr daran, dass eine pflanzenbasierte Ernährungsweise für Klima, Umwelt und die menschliche Gesundheit besser ist.

Da ist es eine gute Nachricht, dass der Pro-Kopf-Fleischkonsum in Deutschland seit Jahren zurückgeht. Im Vergleich zu 2019 etwa isst man in Deutschland im Schnitt um die zwölf Prozent weniger Fleisch. Auch die Produktion von Fleisch ging allein im Jahr 2023 um vier Prozent zurück. Der Markt für Fleischalternativen wächst und wächst unterdessen.

Inzwischen hat auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ihre Empfehlung für Fleischkonsum grundlegend überarbeitet – und empfiehlt nun, sich zu drei Vierteln pflanzlich zu ernähren. Auch dieser Trend wird sich langfristig nicht mehr aufhalten lassen.

Am 20. September ist globaler Klimastreik

Wo sich wie viele Menschen am Klimastreik beteiligen, können wir natürlich nicht vorhersagen. Aber: Die Signalwirkung von vielen, sich friedlich versammelnden Menschen, die eine effektive Klimapolitik fordern, sollte man nicht unterschätzen. Auch nicht für dich selbst. Fachleute betonen immer wieder, dass sich zu engagieren ein wirksames Gegenmittel gegen Verzweiflung und Angst ist. Oder anders gesagt: Sich mit Gleichgesinnten gemeinsam für den Klimaschutz einzusetzen, kann neue Hoffnung geben.

Klimaaktivismus
Am 20. September ist globaler Kilmastreik. (Foto: CC0 / Unplash - Markus Spiske)

Übrigens: Auch der neuen Klimaklage gegen die Bundesregierung kann man sich im Moment noch anschließen. Hier klagen fünf Umweltverbände gemeinsam mit elf jungen Menschen vor dem Verfassungsgericht gegen die Aufweichung des Klimaschutzgesetzes. „Wir wollen, dass das Bundesverfassungsgericht die problematischen Änderungen am Klimaschutzgesetz zurückweist und stattdessen Maßnahmen anordnet, mit denen wir unter anderem die CO2-Emissionen im Verkehr senken können“, schreibt die mitklagende Umweltorganisation Greenpeace. Mitmachen geht mit einem Klick.

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