Laut einer neuen Studie werden die Folgekosten der Klimakrise die soziale Ungleichheit in Deutschland verstärken. Gegensteuern könne nur eine gerechte Klimapolitik.
Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS e.V.) hat zusammen mit dem Öko-Institut e.V. eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales durchgeführt. Die Studie namens „Verteilungswirkungen eines fortschreitenden Klimawandels“ geht darauf ein, welche Auswirkungen es für die Bürger:innen haben würde, wenn weitere Klimaschutzmaßnahmen ausbleiben sollten.
Folgen des Klimawandels: Arme werden ärmer
Die Forscher:innen behandeln in der Studie die Folgen des Klimawandels in den Bereichen „Wohnen, Ernährung und Landwirtschaft, Verkehr und Mobilität sowie Gesundheit“. Sie sind zu folgenden übergeordneten Ergebnissen gekommen:
- Die Klimakrise trifft mit den Folgen von extremen Wetterereignissen vor allem „vulnerable Gruppen“, zum Beispiel Geringverdienende, chronisch Kranke, ältere Menschen oder Kleinkinder. Das liegt daran, dass sie den Wetterextremen wie Fluten oder Hitze oft stärker ausgesetzt sind und sich weniger anpassen können. Der Klimawandel trifft also vor allem physisch und sozial benachteiligte Bürger:innen und gefährdet ihre Gesundheit.
- Die Klimakrise wird zu „negativen Verteilungswirkungen“ führen. Das bedeutet, dass es vor allem die einkommensschwachen Schichten trifft, wenn die Kosten für Grundbedürfnisse steigen. So können beispielsweise Nahrungsmittel aufgrund geringerer Ernten durch Dürre oder Überschwemmungen teurer werden; die Preise für Tickets öffentlicher Verkehrsmittel nehmen nach einem Wiederaufbau nach Extremwetterereignissen notgedrungen zu; Mieten steigen, da Eigentümer:innen vermehrt Geld in Wohnobjekte investieren müssen. Das liegt daran, dass Häuser saniert werden müssen, um sie an die Gegebenheiten der Klimakrise anzupassen – im Extremfall müssen Bürger:innen ihre Wohnhäuser nach Unwetterschäden sogar neu erbauen.
Klimapolitik ist somit auch Sozialpolitik
Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass ärmere Menschen durch den Klimawandel noch ärmer werden. Wenn also die Politik keine weitreichenden Klimaschutzmaßnahmen beschließt, könnte die Klimakrise die soziale Ungleichheit in Deutschland verstärken.
Doch stellt sich natürlich die Frage: Treiben auferlegte Klimaschutzmaßnahmen die soziale Ungleichheit nicht ebenfalls voran? Die Mieten steigen vermutlich ebenso, Nahrungsmittel und Kleidung werden eventuell aufgrund ökologischer Standards teurer und die CO2-Steuer trifft ebenfalls niedrige Einkommensschichten, die sich vermutlich noch kein Elektroauto leisten können.
Die Forscher:innen der Studie kommen zu folgendem Schluss: Damit die soziale Schere nicht weiter auseinandergeht, muss wirksame Klimapolitik einen gerechten Ausgleich zwischen den Einkommensgruppen schaffen. So hätten beispielsweise eine CO2-Steuer, bei der die Bürger:innen das Geld im Sinne eines „Ökobonus“ pauschal zurückerstattet bekommen, oder eine gesenkte EEG-Umlage einen positiven Effekt auf die geringeren Einkommensschichten.
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