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CO2-Steuern: Was ist das eigentlich – und wer braucht das?

co2-Steuer
Fotos: CC0 Public Domain / Pixabay - stevepb, hhach, Holgi

An der Einführung der CO2-Steuer 2021 scheiden sich die Geister: Die einen halten sie für den Untergang des Abendlandes, für die anderen ist sie der einzige Weg zur Rettung des Klimas.

Anfang 2021 wurde eine CO2-Steuer eingeführt. Das bedeutet, das plötzlich etwas Geld kostet, was vorher noch umsonst war; nämlich das Recht, Treibhausgase in die Umwelt zu pusten und auf diese Weise das Klima anzuheizen.

CO2-Steuer: Fragen & Antworten

Die CO2-Steuer ist damit der erste Schritt auf dem Weg zu etwas, was längst fällig ist: Erstmals wird der von Unternehmen in Kauf genommene Umweltschaden von Anfang an eingepreist – und damit als Kostenwahrheit sichtbar gemacht. Die CO2-Abgabe belohnt damit klimafreundliches Wirtschaften und Verhalten – und benachteiligt jene Marktteilnehmer, die das Klima schädigen.

Wir haben Dir die wichtigsten Fragen zur CO2-Steuer zusammengesucht:

Ist die CO2-Abgabe gerecht?

Menschen, die viel Geld für viel Konsum, viele Flüge, dicke Autos, große Wohnungen usw. ausgeben, haben einen großen CO2-Fußabdruck. Sie werden stärker belastet als solche, die wenig Geld für Konsum, Wohnung, Flüge haben, und deren CO2-Fußabdruck daher deutlich kleiner ist.

Was soll die CO2-Steuer?

Ganz einfach: Was klimaschädlich ist, soll teurer werden; was dem Klima hilft, soll preislich gleich bleiben oder sogar günstiger werden. Die CO2-Steuer soll vor allem den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen, eben Kohlendioxid (CO2), sowohl beim Heizen als auch beim Autofahren verringern. Zugleich sollen Innovationen begünstigt werden, die den CO2-Ausstoss verringern. Und dies alles dient dem Klimaschutz und dem Ziel, den deutschen Anteil an der Klimakrise zu reduzieren.

Wie teuer ist die CO2-Steuer?

Im Jahr 2021 liegt der Preis für 1 Tonne CO2 bei 25 Euro. Soviel kostet es also, die Atmosphäre und das Weltklima mit einer Tonne Kohlendioxid zu belasten. Der Preis soll langsam steigen, für das Jahr 2025 sind 55 Euro angesetzt.

Ist die CO2-Steuer unrealistisch teuer?

Nein. Das Umweltbundesamt setzte 2020 den Umweltschaden einer Tonne CO2 mit 195 Euro bis 680 Euro an (UBA). Die CO2-Steuer ist also eher unrealistisch niedrig. Damit soll ja auch nicht wirklich ein errechneter Umweltschaden „repariert“ werden, sondern die Abgabe soll steuernd auf den Markt einwirken.

Müssen Bürger eine CO2-Steuer zahlen?

Ökobilanz Pflanzenmilch vs. Kuhmilch, CO2-Emissionen
Nein. Die CO2-Steuer ist so konzipiert, dass klimaschädliches Verhalten teurer wird, klimafreundliches Verhalten dagegen billiger. Was beim fossilen Heizen (Öl, Gas) an Mehrkosten entsteht kann zum Beispiel beim Ökostrom eingespart werden. Es hängt also vom individuellen Verhalten ab, ob man durch die CO2-Abgabe finanziell belastet wird. Du kannst übrigens jetzt schon Klimafreundlich shoppen und sparen – hier 12 Tipps.

Welche Wirkung erhofft man sich von der CO2-Steuer

Die CO2-Bepreisung wird fossile Kraftstoffe und das Heizen mit fossilem Öl und Gas teurer machen, also kurz gesagt die Klimakiller. Sie wird die Nutzung klimaschonender Technik (etwa Elektromobilität oder Wärmepumpen) attraktiver. So werden die CO2-Emissionen Deutschlandweit sinken.

Wer muss die CO2-Steuer zahlen?

Es müssen nur die Verursacher von CO2-Emissionen zahlen. So werden zum Beispiel die Anbieter fossiler Energieträger, also von Kohle, Erdöl oder Erdgas zur Kasse gebeten, aber auch Fluglinien. Über Umwege werden steigende Preise auch bei Konsument:innen ankommen – allerdings nur, wenn diese sich für Angebote mit hohen CO2-Emissionen, nicht jedoch, wenn sie sich für Angebote mit niedrigem CO2-Ausstoss entscheiden. Zugleich sollen Bürgerinnen und Bürger an anderer Stelle entlastet werden, etwa bei der EEG-Umlage.

Wieviel kostet die CO2-Steuer pro Monat und Jahr?

Bei 25 Euro pro Tonne CO2 und 11 Tonnen CO2-Emissionen pro Bundesbürger:in im Durchschnitt ergeben sich 275 Euro CO2-Kosten pro Jahr, also knapp 23 Euro monatlich. Dies sind aber rein theoretische Durchschnittswerte, typischerweise werden Menschen mit mehr Geld quasi automatisch höher belastet.

Wieviel teurer wird Benzin, Diesel, Heizöl?

Durch die CO2-Steuer kann Tanken teurer werden.
Foto: CC0/pixabay/bere_moonlight0
Schätzungen gehen davon aus, dass der Preis von Benzin um 7 Cent pro Liter, der Preis von Diesel um 7,9 c/l steigt und dass Heizöl um 7,9 Cent teurer wird.

Was wird durch die CO2-Steuer günstiger?

Der Strompreis soll durch die CO2-Steuer sinken, sofern der Strom Ökostrom ist. Auch über die Pendlerpauschale soll entlastet werden. Unklar ist noch, wie es bei Mietern und Vermietern aussieht. Elektroauto-Fahrer werden von der CO2-Abgabe profitieren.

Lohnt sich wegen der CO2-Steuer der Umstieg auf Ökostrom?

© Holger Schultz, Marcus Klepper, by-studio – Fotolia.com
Der Umstieg auf Ökostrom lohnt sich fast immer. Viele wissen nicht, dass sie beim Grundversorger oft mehr zahlen als nötig – und auch oft mehr als für Ökostrom. Macht den Strompreis-Vergleich auf stromvergleich.utopia.de.

Belastet die CO2-Abgabe einseitig die Mieter?

Ja. Der Mieterbund geht von 25 bis 125 Euro Mehrkosten aus, die dadurch entstehen, dass Mieter hinnehmen müssen, welche Heizung der Vermieter installiert hat. Dies ist eine der wenigen berechtigten Kritiken an der CO2-Steuer.

Woher kommt die CO2-Steuer so plötzlich?

Die CO2-Steuer wurde mit dem „Klimaschutzplan 2030“ eingeführt. Sie ist eine von vier Maßnahmen, neben Investitionen und Förderprogrammen (Senkung der Mehrwertsteuer für Bahnfahren, E-Auto-Kaufprämien), gesetzlichen Vorgaben für den Klimaschutz (Ölheizungen dürfen nicht mehr verbaut werden, KfZ-Steuer für Autos mit hohem CO2-Ausstoss steigt) und dem Klimakabinett als Kontrollsystem zur Einhaltung von Klimaschutzzielen.

Wie wird die Kfz-Steuer ab 2021 berechnet?

Für neu zugelassene Kraftfahrzeuge (nicht für bereits zugelassene Kfz) gelten seit 1. Januar neue Steuertarife. Das BMF hat dazu einen Kfz-Steuer-Rechner hier.

Wann wird die CO2-Steuer eingeführt?

Die CO2-Steuer wurde zum 1. Januar 2021 eingeführt.

Hat nur Deutschland eine CO2-Steuer?

Finnland hat bereits 1990, Schweden 1991 eine CO2-Steuer eingeführt. In Deutschland wurde sie bereits in den 90er-Jahren gefordert, aber vermieden. Zur Zeit haben über zehn EU-Staaten eine vergleichbare Abgabe, darunter Frankreich und Ex-Mitglied Großbritannien. Auch Australien, Kanada und die Schweiz haben eine CO2-Steuer.

Wie soll die CO2-Bepreisung Flüge verhindern?

Mit einer CO2-Bepreisung kostet klimaschädliches Verhalten jeden einzelnen – und zwar unmittelbar bei jeder Kaufentscheidung. Ein Billigflug von Köln nach München (etwa 130 kg CO2 pro Passagier:In) wäre mit einer zusätzlichen Steuer vielleicht nicht länger die günstigere Alternative zur Bahn (etwa 41 kg CO2). Wer fliegen muß, kann übrigens schon heute die CO2-Kompensation nutzen.

Wie kann ich meine CO-Emissionen ermitteln?

Verwende einfach diese CO2-Rechner.

Unabhängig von der CO2-Steuer kannst Du jetzt schon klimaschonend handeln: Du kannst

Fazit: die CO2-Steuer schmerzt, und das ist richtig so

Eine CO2-Abgabe passt natürlich einigen Marktteilnehmern gar nicht in den Kram, vor allem Energieversorgern und der Industrie. Zum einen, weil diese eben die meisten CO2-Emissionen erzeugen, zum anderen, weil es Produkte verteuert und daher theoretisch einen Wettbewerbsnachteil darstellt gegenüber Produktionsstandorten, wo keine CO2-Bepreisung fällig ist. Das ist ein bisschen verständlich, aber eigentlich nur aus Sicht von Unternehmen, denen es eben nichts ausmacht, mit Treibhausgas-Emissionen das Klima zu schädigen. Des weiteren gibt es auch die Möglichkeit sogenannter Klima-Zölle (aka CO2-Grenzausgleich), um genau diese Probleme zu adressieren.

Utopia meint: Will Deutschland seine gesteckten Klimaziele erreichen (und übrigens auch Strafzahlungen vermeiden), muss unser CO2-Ausstoß nicht nur sehr deutlich, sondern auch sehr schnell sinken. Die CO2-Abgabe trifft eben nicht die Falschen, sondern sie belastet in der Regel (Ausnahme: die offene Frage der Verteilung auf Mieter:innen und Vermieter:innen) nur jene Einkommensschichten, die es sich leisten können – und die laut Studien (UBA) tatsächlich auch den größten CO2-Fußabdruck und damit auch den größten Anteil am Klimaschaden haben. Die CO2-Steuer ist sicher nicht der einzige, aber ein richtiger Weg, den andere Länder längst gegangen sind.

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