Kochwäsche ist die Bezeichnung für einen Waschgang bei etwa 90 Grad, also annähernd Kochtemperatur. Warum du dieses Programm so gut wie nie brauchst und welche Erkenntnisse Studien dazu liefern, erfährst du hier.
Kochwäsche oder 90-Grad-Wäsche ist vielen nur noch ein theoretischer Begriff – und das nicht ohne Grund. Wir erklären dir, warum du dieses Waschprogramm so gut wie nie brauchst.
Allgemein solltest du beim Wäschewaschen einiges beachten, damit die Wäsche nicht nur sauber wird, sondern auch möglichst lange erhalten bleibt. Dabei spielen nicht nur richtiges Schleudern (passende Drehzahl) und das Waschmittel eine zentrale Rolle, sondern auch die Temperatur, bei der du die Kleidung wäschst.
Was hat es überhaupt mit Kochwäsche auf sich?
Kochwäsche bezeichnet das Waschen mit nahezu kochendem Wasser, das also eine Temperatur von rund 90 bis 95 Grad hat. Bei diesen hohen Temperaturen werden Bakterien und Viren abgetötet. Früher waren die Menschen auf den Kochwäscheprozess angewiesen, um Erreger zu vernichten und die Wäsche nicht nur äußerlich sauber, sondern auch hygienisch zu bekommen.
Die Leistung der Waschmittel hat über die Jahre allerdings zugenommen. Mit dem richtigen Waschmittel ist die Abtötung von Viren und Bakterien auch schon bei einer geringeren Gradzahl gewährleistet. Empfohlen wird zu diesem Zweck ein Vollwaschmittel, da die darin enthaltenen Bleichmittel zur Abtötung beitragen.
Allerhand weitere nützliche Tipps dazu, wie du deine Kleidung schonend und nachhaltig sauber bekommst, kannst du hier finden: Wäsche richtig waschen: Sortieren, Temperatur, Waschmittel
Warum du Kochwäsche so gut wie nie brauchst
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Erreger mit hoher, aber nicht restloser Wahrscheinlichkeit abgetötet werden, wenn du bei 60 Grad und mit Vollwaschmittel wäschst. Bei einer Kochwäsche dagegen ist garantiert, dass keine Erreger überleben. Der Unterschied ist in der Praxis aber geringfügig. Kochwäsche ist deshalb wirklich nur in besonderen Fällen sinnvoll, in denen du absolut auf Nummer sicher gehen möchtest. Sie empfiehlt sich vor allem dann, wenn du um gefährliche Viren und Bakterien auf Kleidung oder Bettwäsche weißt – wie zum Beispiel nach einer durchgemachten Infektion mit einer ansteckenden Krankheit.
In jedem Fall bringt Kochwäsche einen höheren Stromverbrauch mit sich. Das Informationsportal Waschmaschinen-Test weist darauf hin, dass der genaue Verbrauch natürlich auch von der Energieeffizienzklasse der Maschine abhängt. Als Faustregel kannst du von etwa fünfzig Cent mehr pro Waschgang ausgehen als bei einer 60-Grad-Wäsche.
Fördern heiße Waschgänge vielleicht sogar das Bakterienwachstum?
Eine Studie von 2019 gibt Hinweise darauf, dass heiße Waschgänge wie Kochwäsche womöglich das Bakterienwachstum in der Waschmaschine fördern. Durchgeführt hat diese Studie ein Team von Forscher:innen der Hochschule Furtwangen, der Universität Gießen und der Henkel AG & Co. KGaA (Düsseldorf). Dabei untersuchte das Team die bakterielle Besiedlung von Haushaltswaschmaschinen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Microorganisms“ veröffentlicht.
Die Wissenschaftler:innen wollten vor allem zwei Fragen klären:
1. Wo genau siedeln sich welche Bakterien in der Waschmaschine an?
Laut den Studienergebnissen war die Bullaugendichtung der Waschmaschine besonders betroffen von einem bestimmten Bakterium, das für schlechte Gerüche sorgt. Die Einspülkammer wies dagegen die größte Vielfalt an Bakterien auf. Diese Stellen solltest du dir beim Putzen also regelmäßig vornehmen, um Bakterienwachstum in der Maschine entgegen zu wirken.
2. Welche Faktoren steuern die Zusammensetzung der Bakterien?
Die bakterielle Vielfalt in der Einspülkammer war umso größer, je öfter die Probanden heiß gewaschen hatten – obwohl ein Waschgang bei hohen Temperaturen ja gerade empfohlen wird, um Keime abzutöten. Diesen scheinbaren Widerspruch erklärten die Forscher:innen damit, dass sich im Nachgang an den Waschgang ein feuchtwarmes Klima in der Maschine bildet und es so zu vermehrtem Bakterienwachstum kommen kann.
Fazit zur Kochwäsche
Kochwäsche ist nur in sehr seltenen Fällen eine sinnvolle Option. Grundsätzlich ist es hygienisch genug, bei einer Temperatur von 60 Grad zu waschen, wenn du von einem Bakterien- oder Virenbefall der Wäsche ausgehst. Damit die Maschine keine unschönen Gerüche an die Kleidung abgibt und nicht zur Keimschleuder wird, solltest du regelmäßig die Dichtungen überprüfen und reinigen sowie die Maschine nach dem Waschgang offen trocknen lassen.
Wenn du nicht von Bakterien oder Viren an der Kleidung ausgehst, reicht dagegen das Waschen bei niedrigeren Temperaturen aus. Dies spart Energie und verhindert, dass sich in der Maschine nach einem heißen Waschgang vermehrt Bakterien ansiedeln. Mehr Tipps zum energiesparenden Waschen: Wäsche waschen und Energie sparen – so geht’s!
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