Diese Firmen stellen sich gegen den Trend zu kurzlebiger Mode und produzieren lieber langlebige Kleidung: Sie wollen Kunden, die weniger kaufen und die Sachen dafür länger tragen.
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Biobaumwolle oder Recycling – welche Faser ist am umweltfreundlichsten? Keine von beiden. Denn das beste T-Shirt ist das bei uns im Schrank. Das hat seine Fasern, Chemikalien, sein Wasser und CO2 schon verbraucht.
Doch jetzt kommt das Entscheidende: Wir müssen es tragen! Und zwar öfter als die vier Mal, die wir unsere Teile durchschnittlich tragen, bevor wir sie aussortieren. Der Abschied von Fast Fashion lohnt sich: Alle neun Monate reduziert sich der Verbrauch eines Kleidungsstücks an CO2, Wasser und Abfall um 20 bis 30 Prozent, so eine Studie der englischen Organisation WRAP.
Der Trend geht leider in die entgegengesetzte Richtung: Der „Pulse of the Fashion Industry“-Report schätzt, dass der weltweite Kleidungskonsum bis 2030 um 63 Prozent zunehmen wird. Umgerechnet sind das 500 Milliarden T-Shirts, die wir in den nächsten 12 Jahren zusätzlich kaufen werden.
Damit die nicht wirklich alle produziert werden – unsere Kleiderschränke quellen ja jetzt schon über – gilt es umzudenken. In diesem Fall: Weniger kaufen, länger tragen. Doch damit Kleidung hält, muss sie auch so entworfen sein: haltbar, möglichst zeitlos, gut kombinierbar. Reparierfähig und gut zu pflegen. Solche Kleidung gibt es bereits. Wir zeigen Firmen, die sich der Langlebigkeit verschrieben haben.
Langlebige T-Shirts, Pullover, Hosen, Jackets: Tom Cridland
30 Jahre halten sollen die Teile des britisches Jungunternehmers Tom Cridland – darauf gibt er sogar eine Garantie. Drei Jahrzehnte sind ein großes Versprechen, optisch erfüllt seine 30 Year Collection die Voraussetzungen schonmal: Sie besteht aus Basics, die man vermutlich auch in 30 Jahren noch brauchen kann. T-Shirts, Sweatshirts, Hosen und Jackets. Zeitlos-schlicht und einfarbig ist das Design, also gut kombinierbar.
Die Sachen werden in einem traditionsreichen portugiesischen Familienbetrieb produziert. Tom Cridland verspricht sogar, das T-Shirt zu ersetzen, falls es jemand schaffe zu zerreissen. Und der Preis stimmt auch: 33 Euro kostet ein T-Shirt, macht 1,10 Euro pro Jahr.
Ob der günstige Preis der Grund war für Cridlands hochfliegende Kundschaft, wissen wir nicht – Daniel Craig und Leonardo di Caprio hat er jedenfalls überzeugt. Jetzt müssen nur noch wir Konsumenten dafür sorgen, dass wir in 30 Jahren noch so aussehen wie heute – damit uns die TomCridland-Kollektion dann noch passt.
Langlebige Jeans: Nudie, Levi’s
Schon mal die Nähmaschinen-Ecke im Jeansladen gesehen? Das ist keine Deko, hier wird gearbeitet: Die Jeansmarke Nudie (erhältlich** z.B. bei Avocadostore oder Greenality) zum Beispiel repariert kaputte Teile kostenlos in vielen eigenen Stores, auch in Berlin und München. Einfach die kaputte (aber bitte gewaschene) Nudie-Jeans hinbringen, Loch stopfen lassen – und wieder anziehen.
Das Gleiche macht Levi’s: In 16 Stores von Hamburg über Leipzig bis München gibt es Tailor-Shops, die reparieren – Jacke wie Hose, allerdings gegen kleines Entgelt. Auch wenn wir das Label nicht als faire Modemarke empfehlen würden: wer seine Mode haltbar macht, geht immerhin einen Schritt in die richtige Richtung.
Lies dazu unseren Artikel: Jeans ohne Ausbeutung und Gift: 5 empfehlenswerte Labels und hier findest du die besten fairen Jeanslabels.
Wer von solchen Tailor-Shops zu weit weg wohnt, kann bei Nudie das kostenlose Reparatur-Set bestellen. Und hier erfahren, wie es geht – auch wenn ihr eure Trucker-Jeans individualisieren, Cut-off Shorts selber machen oder, ganz heißer Trend, Bügelfalten einnähen wollt.
Langlebige Kleidung: Hemden von Brainshirt und Aluc
Wo scheuern Hemden immer zuerst durch? Genau, am Kragen. Und an den Manschetten. Das ist ärgerlich, weil das Shirt ansonsten meist noch heil ist. Die Upcycling-Firma Aluc produziert daher Hemden, deren Kragen austauschbar sind. Einfach ein Hemd aussuchen – und per E-Mail zwei andere Kragen dazu bestellen. Angenehmer Nebeneffekt: Aus einem Hemd werden optisch drei verschiedene.
Einen ähnlichen Service bietet die Fuldaer Firma Brainshirt. Nach etwa drei Jahren das Brainshirt-Hemd einschicken, neue Kragen und Manschetten annähen lassen, weitertragen – so „lebt“ das Hemd drei weitere Jahre. Und wenn auch der neue Kragen durchgescheuert ist, nimmt Brainshirt das Hemd gegen einen 10-Euro-Einkaufsgutschein immer noch zurück. Und macht aus den verwertbaren Stoffteilen günstigere, bunte Upcycling-Hemden – die nochmal mindestens drei Jahre halten. Lebenszeit insgesamt von drei auf neun Jahre verlängert.
Ein langes Leben für Anzüge
Der gute Anzug ist kaum getragen, aber viel zu weit geschnitten? Oder zu eng geworden? Kein Grund zum Neukauf. Die exklusive Modefirma Möller und Möller in Hannover verkauft allerbeste Damen- und Herrenmode – und schneidert Anzüge nach allen Regeln der Kunst um.
So werden aus voluminösen Neunziger-Jahre-Jackets zeitgeistige slim fits, aus zu engen Hosen wieder solche, in denen man auch sitzen kann. Das lohnt sich: weil wirklich gute Stoffe ein Leben lang halten – und das Ändern nur 10 bis 15 Prozent vom (Möller)-Neupreis kostet.
Lies dazu auch: 10 empfehlenswerte Labels für bessere Businessmode
Langlebige Outdoor-Kleidung von Patagonia und Vaude
„Don’t buy this jacket“ – diese Aufforderung hat die amerikanische Outdoor-Firma zum Black Friday vor ein paar Jahren an ihre Produkte gehängt. Das war kein Witz: Patagonia (erhältlich** u.a. bei Avocadostore, Bergfreunde, Sport Schuster und Amazon) macht bewusst haltbare Kleidung, die Kunden sollen sie lange tragen und bei Bedarf reparieren – „damit man weniger kaufen muss“, so steht es auf der Website.
Entsprechend lautet „reduzieren“ die erste Devise der Firma, danach kommt „reparieren“, „wiederverwenden“ und erst dann „recyceln“. Damit lässt Patagonia seine Kunden nicht allein, sondern bietet Reparaturanleitungen im Netz und auf der Straße: Die Worn Wear-Mobile touren durch die Städte und reparieren kostenlos Kleidung, egal welcher Marke.
Und wer weder selber Hand anlegen will noch das Reparatur-Mobil erwischt hat, kann seine Kleidung einschicken lassen: Die Firma betreibt (Nordamerikas) größtes Reparaturzentrum. 45 Vollzeit-Angestellte reparieren dort etwa 45 000 Teile jährlich.
Auch die deutsche Outdoor-Marke Vaude ist beim Reparieren vorbildlich: egal ob Loch im Pullover, Riss in der Hose oder kaputter Reißverschluss; hier gibt es wirklich einfache Anleitungen. Und Tipps für’s richtige Waschen gibt’s gratis dazu.
Mode mieten verlängert ihre Haltbarkeit
Manchmal bedeutet Langlebigkeit auch leihen statt besitzen: Die schwedische Modefirma Filippa K hängt neben neue Kollektionen gebrauchte Teile, die man mieten oder auch kaufen kann. Zumindest in ausgewählten Stores.
Die holländische Firma Mud (erhältlich bei** Mud Jeans, Avocadostore und Grundstoff) verkauft nicht in erster Linie Jeans, sondern vermietet sie für 7,50 Euro im Monat. Denn nicht jeder will 30 Jahre dieselbe Hose tragen. Wenn man der Jeans überdrüssig ist, schickt man sie einfach zurück statt sie in die Tonne zu werfen – und least eine neue. Wenn die Jeans kaputt geht, repariert Mud sie. Und erst wenn auch das nicht mehr geht, landet sie im Häcksler. Der macht neue Fasern draus – und Mud neue Jeans und Pullover.
Hier findest du weitere Onlineportale, bei denen du Kleidung leihen kannst, statt sie zu kaufen.
Reparieren statt kaufen: Golden Joinery
Auch die niederländische Marke Golden Joinery verlängert die Lebensdauer von Kleidung. Aber das weniger technisch als spielerisch: In einer Art meditativem Reparaturspiel stopfen die Teilnehmer ihre kaputten Teile nach Art der japanischen Kintsugi-Kunst mit goldenen Fäden.
Erfahrung mit Nadel und Faden braucht man nicht, dafür aber eine Geschichte zu seinem kaputten Teil. Jeder wird dabei zum Designer, die Teile zu Unikaten. Denn die Fäden bleiben sichtbar – und sind zugleich das Markenzeichen. Alle gold-geflickten Teile, egal welcher Herkunft, sind danach Teil der Brand Golden Joinery. Das Spiel ist online für 36 Euro auf der Website von Golden Joinery bestellbar – damit man alte Sachen länger tragen kann.
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