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Lastenfahrrad: Deshalb kann es für dich sinnvoll sein

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Foto: CC0 / Pixabay / beauty_of_nature

Einkauf für die Großfamilie auch ohne Auto? Mit einem Lastenfahrrad geht das problemlos. Wir erklären, welche Typen es gibt und geben Tipps, welches Rad sich wann für dich eignet.

Lastenfahrräder haben in den vergangenen Jahren einen starken Zuwachs der Verkaufszahlen erlebt. Besonders Modelle mit Elektro-Antrieb sind laut dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) sehr beliebt. Initiativen und Projekte für Lastenfahrräder gibt es bereits seit Längerem:

  • Schon 2014 hat der Kölner Verein Wielebenwir e.V. das Forum freie Lastenräder ins Leben gerufen. Mittlerweile gehören über 180 Initiativen zu dem Forum, die über 600 Lastenräder zur Verfügung stellen – kostenlos in mehr als 160 Städten in Deutschland, Österreich und Ungarn.
  • Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) startete bereits 2013 das einjährige Projekt „Lasten auf die Räder“, das vom Umweltbundesamt gefördert wurde und dazu diente, Lastenfahrräder allgemein bekannter zu machen. Außerdem sollte es Hersteller:innen und Händler:innen von Lastenrädern, Kommunen, Verbände und Unternehmen miteinander vernetzen.

Sportlich und umweltfreundlich – das Lastenfahrrad

Ein Lastenfahrrad kann sich auch auf dem Land lohnen, wo es oft schöne Radwege gibt.
Ein Lastenfahrrad kann sich auch auf dem Land lohnen, wo es oft schöne Radwege gibt. (Foto: CC0 / Pixabay / arenkens)

Mit solchen Projekten geht auch immer eine politische Botschaft einher: Wir wollen autofreiere Städte und eine umweltfreundlichere Mobilität. Dafür ist das Lastenfahrrad eine wichtige Maßnahme: Mit den auch als Cargobikes bezeichneten Modellen lassen sich je nach Modell bis zu 250 Kilogramm transportieren – inklusive Mensch auf dem Rad und Zuladung. Auf einen normalen Gepäckträger passen in der Regel nur 25 Kilo. Dazu hat das Lastenrad gegenüber dem Auto noch einige Vorteile:

  • Du brauchst keine Fahrerlaubnis, um ein Lastenrad zu fahren.
  • Sport mit inbegriffen: Wer auf einem Lastenrad fährt, hält sich automatisch fit.
  • Die Umweltbilanz: Wer Einkäufe mit dem Lastenfahrrad statt mit dem Auto erledigt, spart CO2-Emissionen ein.
  • Kostenersparnis: Für ein Lastenfahrrad musst du keine KFZ-Steuer oder -Versicherung zahlen und auch die Benzinkosten fallen weg. Anschaffung, Wartung und Instandhaltung sind deutlich günstiger als die eines Autos. Viele Städte und Bundesländer haben außerdem Förderprogramme, mit denen sie die Anschaffung eines Lastenrads unterstützen, wie etwa in München. Übrigens: Auch für E-Lastenräder gibt es Förderung.
  • Schneller unterwegs in der Stadt: Nervige Wartezeiten wie Staus oder die Parkplatzsuche entfallen, oft sind die Radwege kürzer und du kommst mit einem Lastenfahrrad näher an dein Ziel als mit dem Auto. Ein Lastenrad kann in der Stadt also klar von Vorteil sein.
  • Auch auf dem Land sinnvoll: Zwar sind Lastenfahrräder auf dem Land nicht so verbreitet wie in der Stadt, doch sie können auch hier eine tolle Fortbewegungsalternative zum Auto sein. Auf dem Land gibt es oft gut ausgebaute Radwege, man kann also schöne Touren machen und dabei auch Kinder auf dem Lastenfahrrad mitnehmen. Eine Fahrt zum Kindergarten, der Einkauf oder ein Ausflug lassen sich auch auf dem Land gut mit dem Lastenfahrrad unternehmen. Zusätzlich ist hier die Fahrt meist entspannter als in der Stadt, weil weniger Verkehr herrscht und die Parksituation besser ist. In hügeligen Gegenden können besonders Lastenfahrräder mit E-Antrieb sinnvoll sein. Ein dreijähriges Modellprojekt in Bayern zeigte zudem, dass kostenlose Lastenfahrräder auch auf dem Land genutzt wurden.

Lastenfahrrad mit zwei oder drei Rädern?

Viele Lastenfahrräder haben nur Räder und einen verlängerten Radstand.
Viele Lastenfahrräder haben nur Räder und einen verlängerten Radstand. (Foto: CC0 / Unsplash / Mika Baumeister)

Die einfachste Form eines Lastenfahrrads unterscheidet sich im Aussehen kaum von einem „normalen“ Fahrrad.

  • Es ist lediglich verstärkt und hat vorne und hinten eine Transportvorrichtung.
  • Solche Lastenräder sind für kleinere Transporte gedacht oder eignen sich zum Beispiel gut dafür, Hunde beim Fahrradfahren mitzunehmen.
  • Sie unterscheiden sich im Fahrverhalten nicht vom normalen Fahrrad.

Etwas auffälliger und größer sind Zweiräder, die einen verlängerten Radstand haben:

  • Hier ist entweder vorne oder hinten eine meist tiefliegende Ladefläche angebracht.
  • Mit einem solchen Rad lassen sich je nach Modell bis zu 150 Kilo transportieren.
  • Wegen der Lenkung ist das Zweirad allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, du hast beim Fahren einen größeren Wendekreis.
  • Zweirädrige Lastenfahrräder lassen sich in der Regel problemlos auf Radwegen fahren und bleiben in Kurven stabil. Sie sind leichter als dreirädrige Modelle – deshalb bist du mit einem Zweirad schneller unterwegs.

Mehrspurige Lastenfahrräder mit drei oder manchmal auch vier Rädern bieten mehr Stauraum: 

  • Sie können bei Elektroantrieb teilweise bis zu 300 Kilo transportieren.
  • Wie bei den Zweirädern gibt es Varianten mit Stauraum entweder vorne oder hinten.
  • Mit mehrspurigen Rädern bist du langsamer unterwegs und musst Kurven gemächlicher fahren, weil du dich nicht wie sonst üblich in die Kurve legen kannst. An das Lenkverhalten musst du dich erst gewöhnen.
  • Dafür sind mehrspurige Lastenfahrräder sicherer, kippen nicht so schnell und fahren stabiler.

Ein Lastenfahrrad mit oder ohne Elektroantrieb?

Ein Akku unterstützt beim Transport schwerer Lasten.
Ein Akku unterstützt beim Transport schwerer Lasten. (Foto: CC0 / Pixabay / hpgruesen)

Die meisten Lastenräder kannst du mit oder ohne Elektrounterstützung kaufen. Zwar kannst du ein Lastenfahrrad auch zum E-Bike nachrüsten, der ZIV sieht dies aber kritisch. Bei der Entscheidung für oder gegen einen Elektroantrieb spielen drei Faktoren eine Rolle:

  • Wie viel Steigung gibt es auf der Strecke, die du üblicherweise fahren wirst?
  • Wie lange Strecken möchtest du mit deinem Rad fahren?
  • Wie viel Gewicht möchtest du mit deinem Rad transportieren?

Bei vielen Bergen, langen Strecken und/oder viel Gewicht, das du häufig transportieren möchtest, empfiehlt sich ein Elektroantrieb, weil er dich beim Fahren unterstützt. Wähle einen Antrieb, der auf Lastenfahrräder ausgelegt ist und die entsprechende Leistung erbringt. Teste auch, ob der Akku deine gesamte Tagesstrecke durchhält – denn wenn nicht, fährst du mit einem leeren Akku nur zusätzliches Gewicht durch die Gegend.

Aufbauten und Ausstattung für dein Lastenfahrrad

Ob Kühlbox, Raum für Werkzeuge oder Gurte für Kinder – die meisten Lastenräder lassen sich vielfältig deinen Bedürfnissen anpassen.
Ob Kühlbox, Raum für Werkzeuge oder Gurte für Kinder – die meisten Lastenräder lassen sich vielfältig deinen Bedürfnissen anpassen. (Foto: CC0 / Pixabay / alemana1978)

Je nach deinen individuellen Bedürfnissen gibt es verschiedene Ausstattungen für ein Lastenfahrrad: Räder, die zum Beispiel darauf ausgelegt sind, Kinder zu transportieren, sind in der Regel mit Kindergurten ausgestattet. Für die Aufbauten ist fast alles möglich, ob Kühlbox oder abschließbare Klappen. Sogar Spezialaufbauten für Leitern oder Rasenmäher lassen sich hinzufügen.

Lass dich am besten von Fachpersonal im Handel beraten und überlege dir, was du für deine Zwecke brauchst. Viele Hersteller können auch an dich angepasste Aufbauten entwickeln.

Entscheidungshilfe für den Kauf

Bevor du dir ein Lastenfahrrad anschaffst, solltest du die folgenden Fragen für dich beantworten.
Bevor du dir ein Lastenfahrrad anschaffst, solltest du die folgenden Fragen für dich beantworten. (Foto: CC0 / Pixabay / ruediger_schoen)

Lohnt sich für dich der Kauf eines Lastenfahrrads oder gibt es eine Alternative, die besser zu dir passt? Welches Lastenrad ist ideal für dich? Folgende Tipps können dir weiterhelfen:

  • Häufigkeit: Wie oft würdest du dein Lastenfahrrad nutzen?
  • Ort: Wo würdest du das Rad nutzen? Für ein bergigeres Gelände oder weitere Strecken empfiehlt sich vielleicht auch ein E-Lastenrad.
  • Zweck: Verwendest du das Rad eher, um Kinder zu transportieren oder nur für Waren? Wie viele Kinder möchtest du damit durch die Gegend fahren? Tipp: Viele Räder mit Kindertransportmöglichkeit eignen sich auch gut zum Einkaufen.
  • Teilen oder leihen: Gibt es Nachbarn und Freunde, mit denen du dir ein Rad teilen könntest? Oder gibt es sogar Initiativen in deiner Stadt, die kostenlos Lastenfahrräder verleihen? Das kannst du zum Beispiel auf dieser Karte des Forums freie Lastenräder nachschauen. Auf der Seite ist übrigens auch erklärt, wie du selbst eine Initiative innerhalb des Forums gründen kannst. 
  • Flexibilität: Möchtest du dein Lastenfahrrad flexibel im Alltag nutzen? Dann eignet sich vielleicht ein „normales“ Rad mit fester Transportvorrichtung vorne und hinten besser. Oder du schaust dich mal um, was es für Fahrradanhänger gibt.
  • Zugfahren mit Lastenrad? Lastenfahrräder darfst du generell zwar nicht in Zügen der DB mitnehmen. In manchen Nah- und Fernverkehrszügen können jedoch an speziell gekennzeichneten Plätzen im Zug auch Liegeräder, Dreiräder oder Tandems mitgenommen werden. Es ist daher möglich, dass ein Lastenrad, das nicht mehr Platz einnimmt, auch gestattet wird. Weil es mittlerweile jedoch so viele verschiedene Modelle von Lastenfahrrädern gibt, kannst du nur sicher sein, wenn du beim Zugpersonal nachfragst.
  • Beratung und Probefahren: Auf jeden Fall solltest du dich von Fachpersonal vor dem Kauf beraten lassen und eine Probefahrt machen. Lastenräder fahren sich anders als normale Räder – teste, ob das etwas für dich ist.

Anhänger oder Lastenfahrrad?

Bevor Lastenfahrräder beliebter wurden, nutzten viele Menschen einen Anhänger – vor allem, um Kinder zu transportieren.
Bevor Lastenfahrräder beliebter wurden, nutzten viele Menschen einen Anhänger – vor allem, um Kinder zu transportieren. (Foto: CC0 / Pixabay / 7854)

Du hast ein funktionierendes Fahrrad und stehst jetzt vor der Entscheidung, dir ein Lastenfahrrad zuzulegen oder nicht? Vielleicht ist dann auch ein Fahrradanhänger eine Option für dich.

Die Vorteile eines Anhängers:

  • Flexibilität: Wenn du ihn nicht brauchst, kannst du ihn einfach abkoppeln und zuhause lassen.
  • Die Anschaffung ist günstiger als die eines Lastenfahrrads.

Mögliche Nachteile eines Anhängers:

  • Auch mit einem Anhänger ist das Fahrverhalten anders: Du musst Kurven weiter nehmen und längere Bremswege berücksichtigen.
  • Entscheidend ist aber, ob dein Fahrrad für das Ziehen eines Anhängers freigegeben ist. Im Zweifelsfall kannst du dich beim Hersteller erkundigen. Falls das nicht der Fall ist, kann der Rahmen deines Fahrrads auf Dauer durch die einseitige Belastung mit dem Anhänger Schaden nehmen.
  • Nicht alle Kupplungen passen gut an alle Fahrräder. Wenn du einen Anhänger kaufst, solltest du dein Fahrrad also mitnehmen. Außerdem ist die Zuglast eines Anhängers meist auf 45 Kilo begrenzt: Nicht, weil der Anhänger nur so wenig aushält, sondern weil das zulässige Gesamtgewicht des Fahrrads sonst überschritten wird. Wenn das der Fall ist, kann es zu Schwierigkeiten beim Bremsen kommen. Näheres zur Berechnung des Gesamtgewichts eines Rads erklärt der ADFC.

Lastenrad selbst bauen?

Du bist handwerklich begabt, kreativ und hast ganz besondere Ansprüche an dein Lastenrad? Vielleicht hast du dann Spaß daran, dein Lastenrad selbst zu bauen. Die Wiki von Postfossil Mobil bietet allerhand nützliche Tipps und Selbstbauanleitungen zu Lastenrädern, wie sie andere schon gebaut haben. Manchmal gibt es auch Workshops dazu. Auf YouTube kannst du viele Videos zum Thema finden.

Sei dir aber bewusst, dass ein selbstgebautes Lastenfahrrad nicht der DIN-Norm entspricht. Wenn du Kinder transportieren möchtest, ist ein geprüftes Lastenfahrrad aus dem Fachhandel die bessere Wahl.  

Überarbeitet von Laura Hintereder

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