Ist dein Kühlschrank ständig überfüllt? Oder hast du schon mal darüber nachgedacht, ihn abzuschaffen? Was sich absurd anhört, ist nicht unmöglich: Man kann Lebensmittel auch ohne Kühlschrank aufbewahren.
Einen Kühlschrank nutzt hierzulande fast jeder. Fällt er aus, ist das eine Katastrophe – schließlich müssen viele unserer Lebensmittel gekühlt werden, damit sie genießbar bleiben. Nur braucht ein Kühlschrank – je nach Energieeffizienzklasse – ziemlich viel Strom.
Auch wenn wir hier nicht dazu aufrufen wollen, für den Klimaschutz alle Kühlschränke zu entsorgen: Darüber nachdenken, wie man Lebensmittel ohne Kühlschrank frisch halten würde, kann man ja mal. Hier sind einige kreative Ideen, die nicht nur Aussteigern, sondern auch allen Minimalisten und Experimentierfreudigen gut gefallen dürften.
Clevere Regale
Wer sich die natürlichen Eigenschaften von Lebensmitteln zunutze macht, kann viele Produkte, die wir normalerweise im Kühlschrank aufbewahren, auch ganz einfach in Regalen lagern. Die koreanische Designerin Jihyun Ryou hat genau das getan und für ihr Projekt „Save Food From The Fridge“ ein spezielles Regalsystem zur Lebensmittellagerung entwickelt. Das sieht schön aus und ist gleichzeitig umweltfreundlich, da es keine Energie zur Kühlung verbraucht – und könnte sogar Lebensmittelverschwendung vorbeugen, indem es den Nutzern ihre Vorräte ständig sichtbar macht.
Die einzelnen Module des Regalsystems sind jeweils so designt, dass spezifische Produkte besonders lange frisch bleiben. Zum Beispiel werden Äpfel gemeinsam mit Kartoffeln gelagert, wobei die Kartoffeln vor Licht geschützt sind und die Äpfel darüber liegen. Denn während das von Äpfeln ausgestoßene Ethylen bei den meisten Obst- und Gemüsesorten die Reifung beschleunigt, so Jihyun Ryou, wirkt es bei Kartoffeln konservierend. (Achtung: keine gesicherte Erkenntnis!)
Karotten und Frühlingszwiebeln sollen in Jihyun Ryous System ihrem Wuchs entsprechend aufrecht in feuchtem Sand aufbewahrt werden, viele andere Gemüsesorten oberhalb von einem Wasserbehälter, der sie mit Feuchtigkeit versorgt. Selbst Eier kann man ohne Kühlung in einem speziellen Regal frisch halten – inklusive Wasserbecher für den Frischetest.
Zwar gibt es das „Save Food From The Fridge“-Regalsystem bisher nicht zu kaufen. Mit ein wenig Geschick und Geduld sollte es aber möglich sein, ein ähnliches System selbst zu bauen.
Kühlschrank mit Verdunstungskühlung
Kühlschränke, die Verdunstungskälte anstatt Strom nutzen, sind nicht neu. Das Prinzip ist ganz einfach: Die Verdunstung von Wasser rund um den Vorratsbehälter kühlt dessen Inneres. Inzwischen gibt es einige aktuelle Modelle, die sich dieses Prinzip zunutze machen – und viele Möglichkeiten, solche „Kühlschränke“ selbst zu bauen.
Ein Verdunstungs-Kühlschrank mit modernem Design, der uns besonders gut gefällt, ist der „Mitti Cool Fridge“: Er besteht aus Lehm, hat genügend Platz für Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Milch oder Käse sowie einen Trinkwasserbehälter. Wasser aus einem Tank oben im Kühlschrank tropft an den Seiten herunter und erzeugt durch seine Verdunstung Kälte im Inneren. Nach Angaben des indischen Herstellers Mitti Cool bleiben Lebensmittel auf diese Weise mehrere Tage lang frisch. Am Tank ist zudem ein Hahn angebracht, der es erlaubt, Trinkwasser zu entnehmen. Der Kühlschrank soll laut Treehugger bereits für 40 bis 60 US Dollar (ca. 35 bis 55 Euro) zu bekommen sein.
Simple Ausführungen des Verdunstungs-Kühlschranks kann man ganz einfach selbst bauen: zum Beispiel, indem man einen kleineren in eine größeren Blumentopf stellt, den Zwischenraum mit Sand auffüllt und mit Wasser aufgießt. Nun muss man nur den Sand konstant feucht halten, das Ganze mit einem feuchten Tuch abdecken und den „Kühlschrank“ idealerweise an einen Ort stellen, an dem er ein wenig Wind abbekommt. Wer diese oder ähnliche Ideen selbst ausprobieren möchte, findet im Internet viele Tipps und Anleitungen.
Ein Produkt, das die Prinzipien der Verdunstungskälte und der produktspezifischen (Trocken-)Lagerung clever kombiniert, ist „cubile“. Die Keramikbehältnisse nehmen sich „die altbewährte Vorratskammer zum Vorbild“, heißt es auf der Webseite. Im Prinzip sind sie ohne weiteres in jeder Wohnung nutzbar. Allerdings gibt es cubile noch nicht zu kaufen.
Das Projekt „Coolar“, über das wir bereits berichtet haben, ist eine Art weiterentwickelte Version des Verdunstungs-Kühlschranks.
Erdkühlschrank
Auch das ist eigentlich keine neue Idee: Eiskeller oder Rübenkeller dienten schon vor langer Zeit zur Kühlung von Lebensmitteln. Auch klassische Keller in älteren Gebäuden können diese Funktion erfüllen. Aber: Viele modernere Keller sind heute so gut isoliert oder gar beheizt, dass sie sich nicht mehr zur Aufbewahrung von verderblichen Lebensmitteln eignen.
Ein Projekt, das sich die Idee der Kühlung in unterirdischen Räumen zunutze macht, ist der Groundfridge: Der Kühlraum, eine Art Kugel mit Treppe aus stabilem Polyester wird einfach in der Erde vergraben, die entnommene Erde wird mindestens einen Meter dick darüber aufgeschichtet – und fertig ist der Erdkühlschrank.
Dank der Isolation durch das umgebende Erdreich soll im Groundfridge eine konstante Temperatur von etwa 10 bis 12 Grad Celsius herrschen. Der begehbare unterirdische Kühlraum ist mit Regalbrettern ausgestattet, bietet laut der niederländischen Erfinder so viel Platz wie 20 Kühlschränke und könnte daher auch als Kollektiv-Lagerraum genutzt werden. Der Haken: Der Groundfridge soll nach derzeitigem Stand rund 16.000 Euro kosten.
Die Alternative ist der Eigenbau eines Kühlkellers oder „Erdkühlschranks“, allerdings ist der mit relativ viel Aufwand verbunden. Im Netz gibt es viele Tipps dazu – einfach mal googeln.
Solarkühlschrank
Für solarbetriebene Kühlschränke – also das Kühlen mithilfe der Sonne – gibt es mehrere unterschiedliche Ansätze. Die meisten wurden vor allem mit dem Ziel entwickelt, abgelegenen Gegenden ohne Stromversorgung die Kühlung (z.B. von empfindlichen Medikamenten) zu ermöglichen. Eines der bekanntesten Projekte ist der „SolarChill“-Kühlschrank, den Greenpeace mit entwickelt hat und der mithilfe eines Eisspeichers funktioniert.
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