Utopia Image

Leitungswasser vor dem Trinken erst kurz laufen lassen: Hier gilt die „4-Stunden-Regel“

Leitungswasser erstmal laufen lassen: Notwendig – oder Wasserverschwendung?
Foto: CC0 / Public Domain / Pixabay, Tom

Oft dauert es einen Moment, bis morgens aus dem Hahn kaltes, frisches Wasser kommt. Oft gehört: Das Wasser erst mal laufen lassen. Aber ist das wirklich nötig? Wir haben Tipps und wichtige Infos.

Wir alle kennen den Tipp, das Wasser in der Früh erstmal einige Sekunden laufen zu lassen, bis frisches, kühles Wasser kommt. Mit Blick auf die durch den Klimawandel bedingte Wasserkrise zuckt man dann aber doch zusammen, wenn viele Liter Wasser ungenutzt im Ausguss verschwinden.

Wir haben nachgefragt: Macht die Regel überhaupt noch Sinn?

Wer Leitungswasser trinkt, spart Geld und schont die Umwelt.
Wer Leitungswasser trinkt, spart Geld und schont die Umwelt. (Foto: CC0 / Public Domain / Pexels, Julia Zolotova )

Erstmal wichtig zu wissen:

  • Leitungswasser ist ein idealer Durstlöscher – und viel Trinken ist wichtig, nicht nur an heißen Tagen oder wenn wir Sport treiben.
  • Wer Leitungswasser trinkt, schont Klima und Umwelt: „Die Klimabelastung durch Mineralwasser ist in Deutschland fast 600 mal höher als bei Leitungswasser“, erklärt die Verbraucherzentrale.
  • Wasser aus der Leitung ist etwa 100 Mal günstiger als gekauftes Mineralwasser – und genauso empfehlenswert.
  • Leitungswasser kannst du in Deutschland zu jeder Jahreszeit unbesorgt trinken.

Morgens erstmal das Wasser laufen lassen?

Ja, empfehlen die Wasserversorger, das Umweltbundesamt und die Verbraucherzentrale.

Trinkwasser, das länger als vier Stunden in der Leitung stand, sollte nicht mehr für die Zubereitung von Speisen und Getränken verwendet werden, empfiehlt die Verbraucherzentrale. Wenn mehrere Stunden kein Wasser durch die Leitung geflossen ist, solltest du das Wasser deshalb laufen lassen, bis es kühl aus dem Hahn kommt.

Denn das sogenannte „Stagnationswasser“ (das ist Wasser, das über mehrere Stunden oder Tage in den Leitungen stand) ist nicht mehr frisch: Stoffe aus den Armaturen und Leitungen können sich im Wasser absetzen, Keime und Bakterien können sich vermehren.

Deshalb: „Wir empfehlen, das Wasser so lange laufen zu lassen, bis es nicht mehr kälter wird. Das kann je nach Etage und damit Strecke, die das Wasser aus dem Rohrnetz bis zum Hahn zurücklegen muss, 15 bis 60 Sekunden sein“, erklärt Astrid Hackenesch-Rump von den Berliner Wasserbetrieben gegenüber Utopia. Vor allem bei der Zubereitung von Säuglingsnahrung ist das wichtig.

Wie erkenne ich frisches Wasser? Wenn das Wasser kühler als das Stagnationswasser aus der Leitung kommt, ist es frisch.

Und was ist mit der Wasserverschwendung? Gesundheit geht in diesem Fall vor. Wenn du dir Gedanken bezüglich der großen Menge Wasser machst, die dabei ungenutzt direkt im Abfluss landet – das Wasser kannst du ganz einfach retten und anderweitig nutzen:

Wasser retten: 6 Tipps

Wer die ersten Liter abgestandenes, lauwarmes Wasser, die aus der Leitung kommen, nicht verschwenden will, kann das in Eimern oder großen Töpfen gesammelte Wasser vielfältig nutzen:

  • fürs Gießen der Zimmerpflanzen
  • fürs Bewässern des Gartens
  • zum Putzen
  • zum Spülen
  • für die Hautpflege
  • fürs Bewässern von Stadtbäumen

Auch an anderer Stelle kannst du ohne viel Aufwand Wasser sparen: Zum Beispiel, indem du kürzer duschst, einen wassersparenden Duschkopf verwendest und die Pflanzen mit Regenwasser gießt.

Sind Legionellen eine Gefahr für unser Trinkwasser?

Legionellen, d.h. Bakterien, die natürlicherweise in Süßwasser vorkommen, können sich in Warmwasser-Leitungen vermehren. Legionellen im Leitungswasser können grippeähnliche Erkrankungen und schwere Lungenentzündungen hervorrufen.

Hier ist wichtig zu wissen:

  • Die Gefahr von Legionellen besteht nicht bei Wasser, das nur kurze Zeit in den Rohren stand, sondern vor allem nach langen Abwesenheiten, z.B. nach einem langen Urlaub.
  • Die Gefahr von Legionellen besteht weniger bei Trinkwasser als beim Duschen, wenn das Wasser vernebelt und eingeatmet wird.
  • Bei Temperaturen unter 20 Grad können sich Legionellen nicht ausbreiten. Die Temperatur des Grundwassers liegt in Deutschland meist zwischen 10 und 15 Grad, kaltes Trinkwasser ist damit völlig unproblematisch.

Nach der Rückkehr aus dem Urlaub solltest du das Wasser in Bad und Küche für einige Minuten bei maximaler Temperatur laufen lassen: Temperaturen über 60 Grad töten die Bakterien ab.

Derzeit ist häufig der Tipp zu hören, die Temperatur von Warmwasseranlagen zu senken, um Gas und Energie zu sparen. Diese Temperatur solltest du wegen der Legionellengefahr aber nicht zu stark senken, sondern bei mindestens 60 Grad belassen. Lies dazu auch: Energie sparen: Erhöht eine abgesenkte Wassertemperatur die Legionellengefahr?

Wenn du dir trotzdem unsicher bist, kannst du dein Wasser auch bei einem privaten Anbieter auf Legionellen testen lassen, z.B. bei wassertest-online.de.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.

Gefällt dir dieser Beitrag?

Vielen Dank für deine Stimme!

Verwandte Themen: