Kaum beginnt der Rasen im Frühling zu wachsen, machen sich die ersten gelb blühenden Löwenzahnpflanzen breit. Was tun mit den hübschen Pflanzen, die Insekten Nahrung bieten und sich auch gut im Salat oder als Tee machen? Wachsen lassen – oder besser doch entfernen?
Die meisten Hobbygärtner:innen sehen in Löwenzahn ein Unkraut und reißen die Pflanze, die von April bis Juni erst dottergelb blüht und dann unzählige kleine Schirmchen bildet, so schnell wie möglich aus. Aber das muss nicht unbedingt sein! Löwenzahn, auch Pusteblume genannt, ist mehr als ein lästiges Unkraut: Die gelben Blüten bieten Insekten Nahrung und die Pflanze lässt sich in der Küche für viele Gerichte nutzen. Was also tun mit dem Löwenzahn?
Löwenzahn im Garten entfernen: Es gibt auch Alternativen
Wenn es um die – eigentlich hübschen – gelben Blumen im Rasen geht, hast du zwei Möglichkeiten: Entweder du lässt den Löwenzahn (Taraxacum sectio Ruderale) wachsen oder du versuchst, ihn zu entfernen. Beide Optionen haben Vor- und Nachteile.
Löwenzahn wachsen lassen – was spricht dafür?
Das Hauptargument, den Löwenzahn einfach wachsen und blühen zu lassen, ist der Schutz von Insekten: Löwenzahn ist eine der wichtigsten Nahrungsquellen für Honigbienen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge – vor allem im zeitigen Frühjahr, wenn sonst kaum Blumen blühen.
Die Honigbienen sammeln den reichlich gebildeten Nektar in den Löwenzahnblüten und verarbeiten ihn zu Löwenzahnhonig, der ein kräftiges Aroma und eine cremige Konsistenz hat. Aus 10.000 Blüten tragen die Honigbienen etwa 100 Gramm Honig zusammen, erklärt der NABU. Auch viele Vögel wie Stieglitz, Buchfink, Distelfink, Grünfink und Spatzen verfüttern die Samen des Löwenzahns gerne an ihre Jungen.
Löwenzahn: Wertvoller als viele Zierpflanzen im Garten
Wenn du den Löwenzahn im Garten einfach wachsen lässt, tust du etwas für das ökologische Gleichgewicht und hilfst bedrohten Insekten. Hingegen sind viele Pflanzen, die Hobbygärtner:innen gerne in ihren Gärten anpflanzen, für Insekten nahezu wertlos. Dazu zählen zum Beispiel Forsythien, Geranien und Zuchtrosen.
Löwenzahn: Wunderkraut statt Unkraut
Löwenzahn gilt zwar als Unkraut, er enthält aber jede Menge Vitamine (vor allem Vitamin C und A), Mineralstoffe und Spurenelemente, sodass er eigentlich ein regionales Superfood ist und es schade wäre, die essbare Wildpflanze einfach auszureißen.
Beim Löwenzahn ist die gesamte Pflanze essbar. Blüte, Blätter und Wurzeln werden auch als Arznei genutzt: Löwenzahn kann helfen, den Körper zu entgiften, die Verdauung zu verbessern und Entzündungen im Körper zu bekämpfen. Darüber hinaus enthält er viele Antioxidantien, die dazu beitragen können, das Immunsystem zu stärken und den Körper vor freien Radikalen zu schützen.
In der Naturheilkunde unterstützt Löwenzahn die Funktionen von Leber, Galle und Niere. Wer allerdings Probleme mit diesen Organen hat, sollte Löwenzahn nicht zu sich nehmen. Auch wer allergisch auf Korbblütler ist, sollte Löwenzahn besser meiden.
Löwenzahn für die Küche: Regionales Superfood
Die gezackten Blätter von jungem Löwenzahn sind würzig und schmecken gut in einem gemischten Salat. Aus Olivenöl, Pinienkernen, Parmesan und Löwenzahnblättern wird schnell ein aromatisches Pesto.
Auch die Blüten können in der Küche verwendet werden, zum Beispiel für selbst gemachten Löwenzahnsirup. Aus den Wurzeln kannst du Kaffee-Ersatz oder Löwenzahntee herstellen.
Wenn du Löwenzahn sammelst, achte darauf, dass der Sammelplatz nicht direkt am Wegrand liegt, wo Hunde unterwegs sind. Vor dem Verzehr solltest du ihn gründlich waschen.
Gut zu wissen: Der weiße Saft des Löwenzahns ist nicht giftig. Der enthaltene Stoff Taraxacin kann allerdings bei übermäßigem Verzehr zu Übelkeit und Bauchschmerzen führen. Wenn der milchige Saft zu Flecken auf Kleidung oder Haut führt: Hier hilft Butter. Das Fett löst die Farbstoffe aus Textilien, die dann wie gewohnt in der Waschmaschine gewaschen werden können.
Nachteile von Löwenzahn im Rasen
Wenn du Löwenzahn im Rasen einfach wachsen lässt, kann er schnell zur Plage werden: Löwenzahn breitet sich rasch aus und ist in der Lage, andere Pflanzen zu verdrängen und das Wachstum von Rasengräsern zu behindern.
Löwenzahn entfernen
Löwenzahn ist eine äußerst widerstandsfähige Pflanze mit rübenartigen Wurzeln, Rasen mähen alleine reicht nicht, um die gelben Blüten loszuwerden.
Wenn du Löwenzahn im Rasen loswerden möchtest, hast du mehrere Möglichkeiten:
- Du kannst ihn mit der Hand ausgraben oder eine Harke verwenden, um ihn aus dem Boden zu ziehen. Pack die Pflanze möglichst weit unten am Wurzelstock und ziehe kräftig.
- Wer den Löwenzahn mit seinen tiefen Wurzeln restlos aus der Erde holen möchte, verwendet am besten einen Unkrautstecher.
- Wenn Löwenzahn sich in Pflasterfugen und anderen Ritzen breit macht, ist ein Fugenkratzer das beste Accessoire, um ihn zu entfernen. Wer das Gerät nicht extra anschaffen möchte, kann genauso gut ein altes Küchenmesser verwenden.
Egal, für welche Methode du dich entscheidest: Wichtig ist, die ganze Wurzel herausziehen, sonst wächst die Pflanze schnell wieder nach. Den Löwenzahn solltest du am besten nach der Blüte und vor der Ausbildung von Samen entfernen: Wenn sich erst mal eine Samenkugel gebildet hat, verbreiten sich die Samen beim nächsten Windstoß in alle Richtungen.
Fazit: Bei der Frage „Löwenzahn entfernen oder lieber wachsen lassen?“ gibt es kein Richtig oder Falsch. Wenn du den Löwenzahn entfernst, hast du zwar eine grünere, einheitlichere Rasenfläche – du nimmst aber Insekten eine wichtige Nahrungsquelle. Wer ihn sprießen lässt, fördert die Biodiversität im Garten und kann von den gesundheitlichen Vorteilen des Löwenzahns profitieren.
Unser Tipp lautet: Den Löwenzahn nicht als Unkraut bekämpfen, sondern lieber blühen lassen und als regionales Superfood verzehren. Wer Löwenzahn nicht auf dem ganzen Rasen haben möchte, kann ihm auch kleine Inseln zugestehen, wo er wachsen darf. Denn ganz nebenbei ist der Löwenzahn mit seinen intensiv gelben Blüten nicht nur nützlich, sondern mindestens so hübsch wie manch andere Pflanze im Garten.
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