Mancozeb: Warum das verbotene Fungizid trotzdem auf Bananen landet

mancozeb
Foto: CC0 / Pixabay / StockSnap

Obwohl Mancozeb in der EU verboten ist, findet sich das Fungizid weiterhin auf Bananen in europäischen Supermärkten. Die Folgen treffen vor allem Mensch und Umwelt in den Anbauländern. Hier erfährst du, was hinter der gefährlichen Chemikalie steckt.

Mancozeb ist ein Pilzbekämpfungsmittel aus der Gruppe der Dithiocarbamate. Besonders häufig trifft man es dort an, wo tropische Klimabedingungen Pilzkrankheiten begünstigen – etwa auf den riesigen Bananenplantagen in Ecuador, Kolumbien oder Costa Rica. Dort schützt Mancozeb die Monokulturen insbesondere vor der Pilzkrankheit Black Sigatoka, die hohe Ernteverluste verursachen kann.

Aufgrund seiner schädlichen Auswirkungen ist Mancozeb in der EU verboten. In den Hauptanbaugebieten von Bananen wird es jedoch weiterhin in großen Mengen eingesetzt. Mancozeb findet sich jedoch nicht nur auf Bananen, sondern kommt in vielen Teilen der Welt auch im Anbau anderer Pflanzen zum Einsatz, etwa auch bei Zitrusfrüchten, Tomaten, Kartoffeln oder Weinreben. 

Mancozeb: Trotz EU-Verbot noch im Einsatz

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Mancozeb als fortpflanzungsgefährdend eingestuft und eine endokrine (hormonähnliche) Wirkung nachgewiesen. Aufgrund der hormonellen Wirkung kann der Stoff Schilddrüsenkrebs hervorrufen.

Zudem gelangt das Fungizid leicht in die Umwelt und schädigt dort Tiere und ganze Ökosysteme. Besonders schädlich ist es für die Arbeiter:innen in den Anbaugebieten und für Bewohner:innen neben den Plantagen, die tagtäglich mit dem Stoff in Kontakt kommen. 

Nach einer Bewertung durch die EU-Kommission hat die EU deshalb die Zulassung für Mancozeb 2022 entzogen. In den EU-Mitgliedsstaaten ist das Fungizid damit verboten

Das heißt jedoch nicht, dass Bananen, die beim Anbau mit Mancozeb behandelt wurden, nicht in die EU importiert werden dürfen. Denn für die Verwendung von Mancozeb in den Anbauländern gilt das EU-Verbot nicht. Deshalb findet sich der Stoff auch auf zahlreichen Bananen, die du in deutschen Supermärkten kaufen kannst. Für die Konsument:innen vor Ort ist das jedoch harmlos. Laut der Tagesschau sind nur auf der Schale minimale Rückstände des Fungizids enthalten. 

Mancozeb: Die Folgen für die Menschen vor Ort

Mancozeb schädigt insbesondere Mensch und Natur in den Anbaugebieten.
Mancozeb schädigt insbesondere Mensch und Natur in den Anbaugebieten. (Foto: CC0 / Pixabay / PeterG63)

Was der großflächige Einsatz von Mancozeb für die Menschen in den Anbauländern bedeutet, dokumentieren zahlreiche Berichte. In Costa Rica, einem der wichtigsten Bananen-Exportländer weltweit, berichten Arbeiter:innen auf Plantagen von Reizungen der Haut, Atemproblemen, Erbrechen, Ohnmacht und Erschöpfung, so ein Bericht des Guardian von 2024.

Oft wird Mancozeb aus Flugzeugen direkt über die Felder versprüht. Die Chemikalien erreichen so nicht nur die Bananenpflanzen, sondern auch angrenzende Dörfer, Flüsse und Wälder. Gegenüber dem Guardian berichtet etwa eine Plantagenarbeiterin: „Jedes Mal, wenn das Flugzeug über unser Haus fliegt, fangen meine Augen an zu brennen.“

Dass der Einsatz des Fungizids auch langfristige Folgen für die Bewohner:innen hat, belegen Untersuchungen einer Forschungsgruppe der Nationaluniversität von Costa Rica. Laut der Tagesschau stellten die Forschenden bei Kindern in der Nähe der Bananenplantagen Lernschwächen und bei Frauen Störungen der Schilddrüse fest. 

„Chemischer Kolonialismus“: Profite auf Kosten der Anbauländer

Auch wenn der Einsatz von Mancozeb in EU-Mitgliedsstaaten untersagt ist, können EU-Länder trotzdem mit Mancozeb belastete Bananen importieren und somit finanziell die schädlichen Praktiken unterstützen. Zudem werden Pestizide, die in der EU verboten sind, teilweise sogar dort hergestellt und in andere Länder exportiert. Diese Praxis ist nicht verboten.

Und genau dieser Aspekt steht immer wieder in der Kritik. Der Wissenschaftler Fernando Ramirez Muñoz spricht etwa gegenüber dem Guardian von „chemischem Kolonialismus„. Schließlich werden Mancozeb und andere gefährliche Pestizide durch entsprechende Verbote nicht mehr in der EU selbst verwendet. Allerdings können sie exportiert werden und schädigen somit insbesondere Menschen im globalen Süden. 

Annemarie Botzki von Foodwatch erläutert diesbezüglich, dass durch den Export hochgiftiger Pestizide insbesondere große Konzerne Profite machen können – auf Kosten der Gesundheit und Umwelt der Anbauländer. 

Was du tun kannst: Tipps für einen sauberen Einkauf

Damit Mancozeb nicht mehr exportiert und eingesetzt wird, müssen sich politische Rahmenbedingungen ändern.
Damit Mancozeb nicht mehr exportiert und eingesetzt wird, müssen sich politische Rahmenbedingungen ändern. (Foto: CC0 / Pixabay / _Alicja_)

Wenn du den Einsatz von gefährlichen Pestiziden nicht fördern willst, können dir folgende Tipps weiterhelfen:

  • Bio-Bananen kaufen. Laut Untersuchungen des LAVES Niedersachsen sind Bio-Bananen praktisch rückstandsfrei – und somit auch frei von Mancozeb.
  • Fairtrade-Siegel beachten. Zwar garantieren diese Siegel keinen vollständigen Verzicht auf Chemie, aber Fairtrade-Siegel setzen strengere Auflagen für den Pestizideinsatz. Laut der Tagesschau sieht das Fairtrade-Siegel jedoch gerade bei Manozeb Ausnahmeregelungen vor. Das liege insbesondere daran, dass man den Einsatz des Fungizids nicht plötzlich verbieten könne. So würden Arbeitende auf Bananenplantagen durch ein Verbot von heute auf morgen ihren Job verlieren. 
  • Politisch aktiv werden. Mit Petitionen, Kontakt zu Abgeordneten oder Unterstützung von NGOs wie PAN oder Foodwatch kannst du politischen Druck aufbauen, damit die EU Importregeln anpasst oder ein Exportverbot von hochgiftigen Pestiziden auf den Weg bringt.
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.
War dieser Artikel interessant?
Verwandte Themen: