Der Manhattan-Effekt kann die Balance zwischen Liebe und persönlicher Entfaltung in Partnerschaften in Frage stellen. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept, und wie kann man dem Manhattan-Effekt begegnen?
Gegenseitige Unterstützung und Bestärkung ist ein wichtiger Pfeiler einer gesunden Beziehung. Dieser Aussage würden vermutlich viele Menschen zustimmen. Die Unterstützung für Pläne der anderen Person lässt in einigen Beziehungen jedoch nach, wenn Menschen Angst haben, dass diese Pläne die Beziehung gefährden könnten.
Hat die Partnerin zum Beispiel vor in eine andere Stadt zu ziehen, weil sie sich dort im Job besser verwirklichen kann oder plant eine lang ersehnte Weltreise, könnte die andere Person versuchen, diese Pläne zu durchkreuzen oder die Partnerin zum Bleiben zu überreden. Dies geschieht aus Sorge, dass die so entstehende Fernbeziehung eventuell nicht halten könnte. Ein solches Verhalten wird in der Psychologie als Manhattan-Effekt beschrieben. Das Paradoxe: Genau dieser Effekt kann einer Beziehung tatsächlich schaden – teilweise mehr, als wenn man die andere Person in ihren Plänen unterstützen würde.
Der Manhattan-Effekt: Wenn die Unterstützung nachlässt
Der Manhattan-Effekt verdankt seinen Namen dem Film „Manhattan“ von Woody Allen aus dem Jahr 1979. In dieser romantischen Tragikomödie verliebt sich der Protagonist in eine jüngere Frau, Tracy. Als Tracy die Möglichkeit erhält, ein Auslandssemester in England anzutreten, steht Isaac vor der Entscheidung, seine Liebe über Tracys berufliche Chancen zu stellen oder aber Tracy in ihren Bedürfnissen zu unterstützen. Isaac entscheidet sich jedoch dazu, seine Geliebte zum Bleiben zu überreden.
Diese Situation spiegelt den Kern des Manhattan-Effekts wider – die Dilemmata, die auftreten, wenn sich Liebe und individuelle Ziele im Weg zu stehen scheinen. Forscher:innen nutzten den Titel des Films, um ein Phänomen zu beschreiben, bei dem Menschen ihre Partner:innen bis zu einem gewissen Grad unterstützen, aber auch Einfluss auf deren Entscheidungen nehmen, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse in der Beziehung gefährdet sehen.
Das sagen Expert:innen zum Manhattan-Effekt
Ein wissenschaftlicher Artikel aus dem Jahr 2014 verdeutlicht, dass sich der Manhattan-Effekt bereits in unterschiedlichen Untersuchungen bestätigt hat. So gaben Proband:innen etwa in sieben verschiedenen Studien an, dass sie in einer Beziehung die Interessen der anderen Person nur dann unterstützen, wenn diese keine Gefahr für die Partnerschaft darstellen. Verstärken die Interessen hingegen die wahrgenommene Bedrohung für die Beziehung, dann lässt die Unterstützung nach oder verkehrt sich sogar ins Gegenteil.
Der Manhattan-Effekt kann übrigens nicht nur in romantischen Beziehungen, sondern auch in Freundschaften oder unter Kolleg:innen am Arbeitsplatz auftreten, so die Persönlichkeitspsychologin Fanny Jimenez. So kann es zum Beispiel sein, dass ihr einem befreundeten Kollegen eher davon abratet, eine höhere Stelle anzunehmen – aus Angst, dass die daraus resultierende Hierarchie zwischen euch eure Freundschaft gefährden könnte.
So verhinderst du den Manhattan-Effekt
Egal ob in einer romantischen Partnerschaft, einer Freundschaft oder unter Kolleg:innen – durch die mangelnde Unterstützung wird der Manhattan-Effekt der Beziehung laut Jimenez langfristig schaden. Um dies zu vermeiden, können dir folgende Tipps weiterhelfen:
- Wenn du merkst, dass dein Verhalten dazu tendiert, die Interessen und Pläne der anderen Person negativ zu beeinträchtigen, solltest du dir zunächst über deine Emotionen klar werden. Warum möchtest du der anderen Person, die du ja eigentlich liebst oder der du zumindest sehr nahe stehst, deine Unterstützung entziehen? Um dir ein besseres Bild über deine Gefühlswelt zu machen, kann es hilfreich sein, diese aufzuschreiben, zu meditieren oder spazieren zu gehen.
- Es hilft zudem bereits, sich über die Merkmale des Manhattan-Effekts zu informieren. So kannst du eventuell besser verstehen, woher deine Gedanken und Gefühle kommen. „Den Manhattan-Effekt zu kennen hilft daher, Entscheidungen nicht nur aus Angst heraus zu treffen – denn die ist hier wie so oft leider ein schlechter Ratgeber“, so Jimenez.
- Stattdessen ist es hilfreicher, wenn du deine Gefühle der anderen Person gegenüber offen kommunizierst. Erkläre, was und warum dir etwas Angst macht. So habt ihr die Möglichkeit, gemeinsam einen Kompromiss zu finden. Vielleicht merkst du auch im Gespräch, dass deine Sorgen durch die vertrauensvolle Kommunikation kleiner werden.
Das Gegenteil des Manhattan-Effekts ist übrigens der Michelangelo-Effekt. Dabei unterstützen sich beide Partner:innen gegenseitig und helfen sich gegenseitig, ihre Träume und Ziele zu verwirklichen. Dich aktiv für dieses Verhalten zu entscheiden, kann ebenfalls dabei helfen, die negativen Folgen des Manhattan-Effekts zu verhindern – auch wenn eine eventuell entstehende Fernbeziehung oder andere Herausforderungen zunächst schwerfallen.
Weiterlesen auf Utopia.de:
- Beziehungen: Monogam oder polygam? Die Zukunft der Partnerschaft
- Bindungsängste: Wenn Liebe und Beziehung bedrohlich wirken
- 10 Red Flags auf einem Date: Schlechte Zeichen für die Beziehung
War dieser Artikel interessant?