Sie sind nur 0,4 mm klein, aber ein großes Problem für Allergiker: Hausstaubmilben. Spezielle Sprays sollen Betroffenen helfen, im Test schneiden sie allerdings nicht gut ab.
Am Morgen ist die Nase verstopft, juckt oder läuft, die Augen sind gerötete: Dies können Hinweise auf eine Hausstaubmilbenallergie sein. Gut 30 Millionen Allergiker gibt es in Deutschland, schätzt der Deutsche Allergie- und Asthmabund. Dabei sollen Hausstaubmilben neben Pollen der zweithäufigste Auslöser von Allergien sein.
Ist man gegen Hausstaubmilben allergisch, kann man die Symptome mit Medikamenten oder einer Immuntherapie lindern – oder man versucht, die Übeltäter direkt am Tatort zu bekämpfen: Milbensprays, die man auf Matratzen, Polstermöbel oder Teppichen sprüht, sollen die Milben angreifen oder ihre Nahrung (unsere Hautschuppen) ungenießbar machen.
Milbensprays sind nicht empfehlenswert
Die Zeitschrift Öko-Test hat 13 Milbensprays mit unterschiedlichen Wirkstoffen unter die Lupe genommen, mit ernüchterndem Ergebnis: Kein Mittel im Test schnitt besser als „mangelhaft“ ab, was vor allem an der nicht nachgewiesenen Wirksamkeit und den problematischen Inhaltsstoffen liegt, so Öko-Test.
Wie hat Öko-Test bewertet? Experten des Umweltbundesamts (UBA) untersuchten im Auftrag von Öko-Test die Wirksamkeit der Milbensprays. Dazu bewerteten sie, welche Wirksamkeitsversuche die Hersteller auf Anfrage vorlegen konnten, die Infos, die daraus hervorgingen und recherchierten weitere wissenschaftliche Veröffentlichungen zu dem Thema.
Im Labor okay, im Bett ein Flop
Nur zu sieben Produkten konnten Hersteller entsprechende Versuche vorlegen. Diese fanden zudem überwiegend in der Petrischale im Labor statt. Dort zeigten die Produkte zwar Wirksamkeit, doch laut UBA könne man nicht von Ergebnissen aus Laborversuchen auf die tatsächliche Wirksamkeit in Matratze und Sofa schließen. Daher lautet das Ergebnis: Unter realen Bedingungen ist keines der 13 Produkte tatsächlich wirksam.
Da Milben vor allem im Inneren der Matratze und nicht an der Oberfläche wohnen, sollten praxisnahe Tests zeigen, ob Milbensprays hier wirklich helfen. Nur drei Hersteller konnten Tests mit Matratzen beziehungsweise Teppichen vorlegen. Diese hatten laut Öko-Test allerdings zu wenig Prüfmuster, zudem konnten die Gutachter teilweise nicht die Originalstudien einsehen. Wie gut die Sprays wirken blieb also unklar.
Problematische Inhaltsstoffe
Nicht nur die Wirksamkeit zweifeln die Gutachter an, auch manche Inhaltsstoffe seien problematisch. So enthalte das Envira Milbenspray zwei Biozide (gehörend zur Gruppe der Pyrethroide), welche auf der Haut Taubheit und Jucken verursachen können. Außerdem Formaldehyd/-abspalter, das unter dem Verdacht steht, Krebs und Allergien auszulösen.
Im Gardigo Anti-Milbenspray stecke Naturpyrethrum, was ebenfalls nervengiftig sei. Eingeatmet könne es zu Brechreiz und Kopfschmerzen führen. Mit Vorsicht zu genießen seien außerdem Produkte mit verharmlosenden Deklarationen: Das Allerg-Stop Matratzenspray Solution etwa stelle sich als ein Produkt dar mit „natürlich basierenden Inhaltsstoffe mit hervorragender Verträglichkeit für Mensch und Säugetier“ und trage zugleich den Hinweis „Biozidprodukte vorsichtig verwenden“, so Öko-Test.
Utopia rät: Besser als unwirksame Milbensprays ist es, die eigene Wohnung richtig zu lüften und zu putzen, Bettdecken und Kissen häufiger zu waschen oder spezielle milbendichte Bezüge zu verwenden. Nicht zuletzt sollte ein Arzt klären, ob wirklich eine Hausstaubmilbenallergie vorliegt. Dann kann eine Immuntherapie helfen.
Der Test erscheint mit der aktuellen Öko-Test 3/2017 am Donnerstag, dem 23.02.2017.
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