Alle Jahre wieder: Die Erkältungszeit ist da. Schnupfen, Grippe, Erkältung – um die Virusinfektionen ranken sich so einige Mythen und Missverständnisse. Hier erfährst du, was stimmt – und was nicht. Und wer sich mit Erkältungskrankheiten auskennt, kann sich besser schützen und Beschwerden lindern.
Mythos 1: Eine Grippe ist nur eine erweiterte Erkältung
Falsch! Eine Grippe ist nicht das nächste Level einer Erkältung. Und ein grippaler Infekt (eine sogenannte Erkältung) und eine Grippe sind zwei unterschiedliche Krankheiten, die von verschiedenen Erregern ausgelöst werden. Die Symptome sind bei einer Grippe meist schwerwiegender, sie kann bei Menschen mit einem schwachen Immunsystem im schlimmsten Fall auch tödlich verlaufen.
- Anzeichen für eine Erkältung: Sie verläuft eher schleppend und beginnt häufig mit einem leichten Halskratzen und häufigem Niesen. Bei einer Erkältung sind vor allem die Atemwege betroffen.
- Anzeichen für eine Grippe: Eine Grippe (Influenza) beginnt größtenteils sehr plötzlich mit hohem Fieber, Kopf-, Gelenk- und Gliederschmerzen. Schnupfen tritt eher selten auf. Normalerweise fühlt man sich bei einer echten Grippe richtig krank.
Mythos 2: Antibiotika helfen bei einer Erkältung
Falsch! Sowohl eine Erkältung als auch eine Grippe werden durch Viren und nicht durch Bakterien verursacht. Antibiotika sind bei Viren allerdings wirkungslos. Sie helfen bei bakteriellen Infektionen oder wenn es im Verlauf einer Grippe zu bakteriellen Komplikationen (z.B. zu einer Lungenentzündung, Bronchitis oder Mandelentzündung) kommt.
Mythos 3: Die Nase hochziehen ist ungesund
Falsch! Auch wenn es nicht gerade ästhetisch ist: Die Nase hochziehen ist nicht ungesünder als allzu kräftig ins Taschentuch zu schnäuzen. Denn: Wer in Taschentücher schnäuzt, baut im Naseninneren Druck auf. „Dadurch können schädliche Erreger in die Nasennebenhöhlen gelangen und hier Schaden anrichten“, erklärt Prof. Dr. Manfred Zehender, Ärztlicher Direktor der Max Grundig Klinik. Im schlimmsten Fall verursachen die so verbreiteten Keime eine Nasennebenhöhlenentzündung.
Aber auch das Hochziehen des Schleims birgt Risiken: „Beim Hochziehen können Keime in die Atemwege gelangen und dort eine Bronchitis auslösen“, so der Fakten-Check von MDR Wissen. Den Schleim loszuwerden ist komplizierter als gedacht. Egal für welche Methode du dich entscheidest: Wende so wenig Druck wie möglich an, dann schaden sowohl das Hochziehen als auch das Schnauben nicht.
Wer Taschentücher verwendet, sollte sie unbedingt korrekt entsorgen:
Mythos 4: Sport in Maßen schadet nicht
Falsch! „Vollkommener Irrtum und zudem gefährlich“, sagt Zehender. Erkältungen schwächen den Körper, der sein Immunsystem auf die Bekämpfung der Bakterien und Viren ausrichtet. Das Gegenteil ist der Fall: „Wer erkältet Sport treibt, auch wenn dies nicht intensiv geschieht, schwächt die Immunabwehr.“ Im schlimmsten Fall sind Folgeerkrankungen möglich, bis hin zu gefährlichen Herzmuskelentzündungen.
Mythos 5: Eine Erkältung lässt sich in der Sauna ausschwitzen
Falsch! Was für den Sport gilt, gilt so ähnlich auch für die Sauna: Wenn man erstmal erkrankt ist – auch wenn es nur leicht ist – wird das Immunsystem durch die hohen Temperaturen in der Sauna geschwächt. Wer eine Erkältung hat, mutet seinem Herz-Kreislauf-System unnötigen Stress zu. „Bei Gesunden helfen Saunagänge ebenso wie regelmäßige sportliche Betätigung gerade in der kalten Jahreszeit, um das Immunsystem zu stärken“, erklärt Zehender.
Mythos 6: Heiße Milch mit Honig tut dem Körper gut
Das stimmt! Oft wird eine Erkältung durch qualvolle Halsschmerzen begleitet, warme Milch mit Honig kann die unangenehmen Beschwerden im Rachen lindern. Der Grund: Honig enthält entzündungshemmende Inhaltsstoffe.
Viel zu trinken ist bei Erkältungen generell wichtig, so wird der Schleim gelöst und abtransportiert.
Mythos 7: Eine Grippeimpfung schützt auch vor Erkältungen
Falsch! Dem ist (leider) nicht so. Eine Grippeimpfung kann nur vor Influenza-Viren schützen. Eine Erkältung wird durch andere Viren (z.B. Rhinoviren, Adenoviren) ausgelöst.
Mythos 8: Kalte Füße führen zu einer Erkältung
Stimmt nur zum Teil. Mit feuchten Haaren raus in die Kälte oder kalte Füßen nach dem Spaziergang – für viele scheint der Zusammenhang logisch: Eine Erkältung kommt von Kälte. Richtig ist: Wenn uns über längere Zeit kalt ist, kann das unser Immunsystem schwächen. Und damit haben Krankheitserreger leichteres Spiel. Um eine Erkältung auszulösen, benötigt es allerdings Viren.
Mythos 9: Händewaschen schützt
Stimmt. Die Hände waschen, um sich so vor Krankheiten zu schützen, ist wirkungsvoll. Denn unsere Hände sind Keimüberträger Nummer 1. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) werden rund 80 Prozent der ansteckenden Krankheiten über die Hände übertragen. Wer sich nach dem Anfassen der Türklinke oder der Haltestangen im Bus ins Gesicht fasst, kann die Erreger so schnell auf die Schleimhäute übertragen. Expert:innen sind sich einig: Gründliches und regelmäßiges Händewaschen reduziert die Ansteckungsgefahr.
Mythos 10: Vitamin C schützt vor Erkältungen
Falsch! Auch dies ist ein Irrglaube. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Vitamin C in hohen Dosen Erkältungen vorbeugen oder eine Erkrankung heilen kann. Allerdings sind Menschen, denen Vitamin C fehlt, anfälliger für Infekte.
In Deutschland nehmen wir in der Regel mit einer ausgewogenen Ernährung ausreichend Vitamin C auf, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die DGE empfiehlt deshalb keine routinemäßige Einnahme eines Vitamin C-Präparats zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen. Für eine ausreichende Versorgung mit Vitamin C empfiehlt die DGE fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag. In der Winterzeit sind Zitrusfrüchte, Paprika, Kohl und Kartoffeln wichtige Vitamin C-Lieferanten.
Und was ist mit Zink, das in vielen Erkältungsmitteln neben Vitaminen enthalten ist? Die Verbraucherzentrale fasst die Studienlage folgendermaßen zusammen: „Bislang gibt es keine gesicherten Belege, dass Zink Erkältungen vorbeugt. Eine Studienauswertung (Metaanalyse) kommt jedoch zum Ergebnis, dass Zink in sehr hohen Dosen (45-300 mg/Tag über 14 Tage) bei Erkältungskrankheiten verwendet, die Krankheitsdauer um bis zu zwei Tage verkürzen kann.“ Derart große Mengen sind allerdings verschreibungspflichtig.
Mythos 11: Nasenspray kann süchtig machen
Stimmt teilweise. So hilfreich abschwellende Nasensprays sind, einige Präparate können abhängig machen. Problematisch sind die Wirkstoffe Oxymetazolin und Xylometazolin. Sie sorgen dafür, dass sich die Gefäße in den Nasenschleimhäuten zusammenziehen und die Schleimhäute abschwellen.
Werden die Sprays zu lange verwendet, gewöhnen sich die Schleimhäute daran und es kommt zu einem Rebound-Effekt. Sie schwellen schnell wieder an, sobald die Wirkung des Nasensprays nachlässt. Das kann dazu führen, dass Betroffene die Sprays immer wieder anwenden. Wichtig ist deshalb, abschwellende Nasensprays nicht länger als sieben Tage in Folge anzuwenden.
Die bessere Alternative sind Nasensprays mit Kochsalz, Nasenduschen oder Inhalieren mit Wasserdampf.
Hinweis: Hält die Erkältung länger an, solltest du dir ärztlichen Rat suchen.
Mit Material der dpa.
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