Schweineborsten sind nicht nur Bestandteil von Haarbürsten, sondern können auch zur Lebensmittelherstellung verwendet werden, zum Beispiel bei Brot. Hier erfährst du mehr zu Kennzeichnungspflicht und Herkunft der tierischen Borsten.
Schweineborsten, die auch einfach nur als Borsten oder Naturborsten deklariert werden, stammen in der Regel von geschlachteten Schweinen. Wenn ein Schwein schon geschlachtet wird, ist es sinnvoll, möglichst alle Teile zu verwerten – auch die Borsten. Vegetarier:innen und Veganer:innen, die das Töten von Tieren aber prinzipiell nicht unterstützen wollen, möchten vermutlich auch Schweineborsten meiden. Das Problem: In der Lebensmittelindustrie sind die Borsten als Zusatzstoff oft gar nicht genauer auf der Verpackung angegeben – mehr dazu unten.
Auch wenn Schweineborsten als solche erkennbar sind: die Haltungsbedingungen sind es meist nicht. Fehlen genauere Informationen, Siegel oder Zertifikate, die Aufschluss über die Herkunft der Borsten geben, kannst du davon ausgehen, dass sie aus konventioneller Massentierhaltung stammen. Um Tierleid zu vermeiden, ist es deshalb nicht nur für Veganer:innen sinnvoll, Schweineborsten zu meiden. Das ist aufgrund einiger Gesetzeslücken jedoch gar nicht so einfach.
Schweineborsten in Bürsten und Pinseln
Die rauen Schweineborsten sind nach wie vor ein beliebter Bestandteil von Bürsten und Pinseln. Unternehmen bewerben die Produkte als natürlich und traditionell. Was aus ökologischer Sicht tatsächlich ein Vorteil ist: Schweineborsten sind komplett biologisch abbaubar. Trotzdem stammen sie meist aus umweltschädlicher und tierquälerischer Massentierhaltung. Außerdem sind Schweineborsten innen hohl. Dadurch können sich besonders leicht Keime sammeln.
Wenn du Schweineborsten vermeiden willst, solltest du deshalb bei folgenden Produkten genauer auf die Bestandteile achten:
- Kosmetikpinsel
- Malpinsel
- Rasierpinsel
- Haarbürsten
- Zahnbürsten
- Waschbürsten
Schweineborsten in Lebensmitteln
Auch in Fertigprodukten können indirekt Schweineborsten enthalten sein. Das Problem: Dies müssen Lebensmittelhersteller nicht eindeutig auf der Verpackung angeben. Denn in diesen Fällen sind Schweineborsten keine Lebensmittelzutat. Als solche sind sie nach deutschem Recht auch nicht zulässig. Stattdessen werden sie als sogenannte „technische Hilfsstoffe“ eingesetzt.
Das bedeutet in diesem Fall, dass die Borsten nur als Roh- und Ausgangsstoff für die Herstellung der Aminosäure L-Cystein dienen. Diese nutzt die Lebensmittelindustrie vor allem als Mehlbehandlungsmittel. Teilweise wird sie auch aus den Federn von Hühnern oder (ganz ohne Tierleid) synthetisch im Labor hergestellt. Sie wirkt sich positiv auf Konsistenz und Verarbeitungsfähigkeit des Teiges aus und kommt vor allem in Großbäckereien zum Einsatz.
L-Cystein ist auf Zutatenlisten teilweise als E920 vermerkt. Aus welchen Rohstoffen es stammt, erfährst du dabei jedoch nicht. Zudem können Unternehmen die Gesetzeslücke ausnutzen und den Zusatzstoff nicht extra kennzeichnen, ohne dafür juristische Konsequenzen fürchten zu müssen. So können Schweineborsten in jeder Form von Backwaren (wie zum Beispiel Brot, Brötchen, süßem Hefegebäck, Kuchen, Keksen oder Muffins) als Zusatzstoff enthalten sein.
So meidest du Schweineborsten
Auch wenn Unternehmen ihre Produkte selbst als „vegan“ oder „vegetarisch“ bezeichnen, kannst du die Verwendung von Schweineborsten nicht ausschließen. Schließlich sind diese Begriff juristisch nicht ausreichend geschützt. Zuverlässiger sind Siegel mit klar definierten Kriterien, zum Beispiel das V-Siegel der European Vegetarian Union. Bei der Zertifizierung vegetarischer und veganer Produkte werden nach Eigenaussage „alle Produktions- und Verarbeitungsstufen berücksichtigt“.
Wenn L-Cystein und seine Herstellung in der Produktionskette jedoch zu keinem Zeitpunkt dokumentiert wurde, ist es kaum nachweisbar, ob das Endprodukt Spuren von Schweineborsten enthält oder nicht. Um Schweineborsten möglichst zu meiden, können dir deshalb folgende Tipps helfen:
- Vermeide abgepacktes Billigbrot und andere Teigwaren.
- Auch herkömmliche Bäckereien, die frische Backwaren anbieten, nutzen eventuell den tierischen Zusatzstoff. Bei bio-zertifizierten Naturbäckereien ist das Risiko dagegen niedriger. Gleichzeitig vermeidest du mit Bio-Backwaren chemisch-synthetische Pestizide und unterstützt eine ökologische Landwirtschaft.
- Alternativ kannst du Kuchen, Brot und andere Backwaren selbst herstellen. So befinden sich nur die Zutaten im Endprodukt, die du selbst in den Teig gemischt hast.
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