Obstbrei-Gläschen sind für die Kleinsten gedacht, außer Früchten sollten sie eigentlich nichts anderes enthalten. Doch Öko-Test fand im aktuellen Test eine bedenkliche Chemikalie – und kritisiert irreführende Aufdrucke.
Nicht alle Babys können sich für Pastinaken- oder Karottenbrei begeistern, doch mit Apfel oder Birne können sich die meisten anfreunden. Viele Babys bekommen die Obstbreie ab etwa sechs bis acht Monaten gefüttert. Vor allem unterwegs oder wenn es schnell gehen soll, sind die Gläschen praktisch. Öko-Test hat sich für die Ausgabe 09/2024 deshalb genau angeschaut, was drin steckt.
Seit dem letzten Test 2019 hat sich einiges getan: Öko-Test lobt unter anderem, dass alle Obstbreie im Handel Bio-zertifiziert sind. Von 15 getesteten Obstbreien bekommen acht die Noten „gut“ oder „sehr gut“. Darunter zum Beispiel:
- Mamia Bio Apfel- Mango von Aldi Süd („sehr gut“)
- K-Bio Banane in Apfel von Kaufland („sehr gut“)
- Hipp Äpfel mit Bananen („gut“)
Kein Obstbrei im Test fällt durch, dreimal reichte es aber nur für die Note „ausreichend“. Das größte Problem im Test: Rückstände von Bisphenol A (BPA).
BPA in Obstbrei für Babys
In sechs Obstbreien im Test fand das Labor BPA. Die Chemikalie hat in der Industrie viele Anwendungen, etwa bei der Herstellung von Kunststoffen und Epoxidharzen; sie kommt in vielen Verpackungen und deren Beschichtungen vor. So kann BPA auch in Lebensmittel übergehen.
Im menschlichen Körper hat BPA hormonähnliche Wirkungen und ist als fortpflanzungsschädigend eingestuft. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat 2023 ihre Bewertung verschärft und legt nun einen 20.000-fach niedrigeren Grenzwert an als zuvor (0,2 Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht TDI, d.h. tolerierbare Aufnahmemenge). An diesem orientiert sich Öko-Test, auch wenn das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) einen höheren TDI empfiehlt. „Sicher ist sicher“, schreibt Öko-Test dazu.
Wie genau das BPA in die Baby-Obstbreie gelangt ist, ist unklar. Klar ist jedoch: Den Grenzwert der EFSA übersteigen einige Obstbreie im Test um ein Vielfaches. Für die „stark erhöhten“ BPA-Werte gibt es bei Öko-Test darum Notenabzug.
Zu viel BPA steckt im Test unter anderem in Dm Babylove Erdbeere & Himbeere in Apfel (Gesamtnote ausreichend), Freche Freunde Baby Apfel, Erdbeere & Blaubeere (Gesamtnote ausreichend) und Sprösslinge Apfel Holsteiner Cox (Gesamtnote befriedigend). Die Hersteller der beiden letztgenannten forschen bereits nach der Ursache der BPA-Belastung.
Babygläschen bei Öko-Test: Kaum weitere Schadstoffe
Positiv: Öko-Test fand in den Breien keine Rückstände von Pestiziden, Schwermetallen oder Keimen. Auch die Deckel enthalten deutlich weniger problematische PVC-/PVDC- oder chlorierte Verbindungen als noch beim Test 2019. In zwölf der 15 Breien steckt nur reines Obst. Lediglich den überflüssigen Zusatz von Vitamin C in einem Produkt bemängelt Öko-Test.
Obstbrei „ohne Zuckerzusatz“? Öko-Test kritisiert missverständliche Deklarationen
Auch Brei aus reinem Obst enthält viel Zucker, stellt Öko-Test klar. Und: „Fructose ist auch kein ‚besserer Zucker‘, nur weil er aus Früchten stammt.“ Auch zu viel Fruchtzucker birgt ein Risiko für Übergewicht, Stoffwechselstörungen, Karies und Fettleber.
Die meisten Obstbreie im Test enthalten immerhin um die zehn Gramm Zucker pro 100 Gramm – umgerechnet mehr als drei Würfel Zucker. In den Produkten von Hipp und Müller (Beauty Baby) stecken sogar rund 13 Gramm. Aufdrucke wie „ohne Zuckerzusatz“ finden die Tester:innen daher missverständlich und werten sie im Test ab.
Eben weil sie viel Zucker enthalten, sollen Babys Obstbrei nur als Ergänzung zu Getreidebrei oder anderen Mahlzeiten bekommen, nicht aber pur als vollwertiges Essen. Wenn Hersteller auf den Etiketten empfehlen, die Obstbreie pur zu geben, wertet Öko-Test das als Deklarationsmangel ab.
Beides betrifft zum Beispiel Dm Bio Apfel-Himbeere-Heidelbeere (Gesamtnote ausreichend), Babydream Erdbeere & Himbeere in Apfel von Rossmann (Gesamtnote gut) sowie Hipp Äpfel mit Bananen (Gesamtnote gut).
Alle Details kannst du in der Ausgabe 09/2024 von Öko-Test nachlesen sowie online auf www.oekotest.de.
Auch wenn die Gläschen für unterwegs praktisch sind: Obstbrei kann man auch in wenigen Minuten selbst machen, indem man etwas frisches Obst mit wenig Wasser weich kocht und püriert – zum Beispiel Obst mit wenig Zucker.
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