Von den Wellen bis in die Tiefsee – unsere Ozeane drohen am Plastikmüll zu ersticken. Erste Hilfe leisten kreative Ideen, Initiativen und Projekte auf der ganzen Welt.
Auf jeden Weltbürger kommen derzeit rund 700 Plastikteile, die irgendwo im Meer treiben. Forscher haben errechnet, dass im Jahr 2050 mehr Plastik in den Meeren schwimmen könnte als Fische. Doch obwohl klar ist, dass der Müll dem Leben in den Ozeanen massiv schadet, ist kein Ende der Verschmutzung in Sicht. Keine Regierung fühlt sich wirklich verantwortlich. Die politischen Maßnahmen zur Eindämmung des Plastikmüllproblems sind zögerlich.
Die Lösung des Problems muss also zum einen bei uns Verbrauchern liegen – wir müssen unseren Konsum und unseren Umgang mit (Plastik-)Müll überdenken. Und zum anderen bei engagierten Organisationen, die schon heute daran arbeiten, die Meere vom Müll zu säubern.
Mehr lesen: Die wahren Ursachen von Plastikmüll im Meer
Warum wir alle mit schuld sind an der Verschmutzung der Ozeane und was wir dagegen tun können, erklärt unser Artikel Plastikmüll im Meer – was kann ich dafür?.
The Ocean Cleanup: Meeressäuberung im großen Stil
Das wohl bekannteste Meeressäuberungs-Projekt ist „The Ocean Cleanup“. Der junge niederländische Initiator will die Meere damit im großen Stil von Müll befreien – zumindest von Müll, der auf oder nahe an der Oberfläche schwimmt. Der Abfall soll dabei an langen, v-förmig angeordneten schwimmenden „Armen“ hängenbleiben und dann von einer zentralen, am Meeresboden fixierten Plattform eingesammelt werden, um anschließend an Land recycelt zu werden. Das Projekt will sich die Strömungen der Ozeanstrudel zunutze machen, die den Müll in die „Fangarme“ treiben.
Nach Testphasen in der Nordsee hat The Ocean Cleanup ihr System nun auch im Pazifik installiert. Seit Herbst 2018 ist das Gerät – mit einer Unterbrechung – im Einsatz und versucht, im pazifischen Müllstrudel aufzuräumen. Mehr dazu: The Ocean Cleanup: Meeressäuberungsprojekt startet wieder.
Seekuh: die „maritime Müllabfuhr“
Die „Seekuh“ ist ein Katamaran, der in Zukunft Müll aus küstennahen Gewässern fischen soll. Hinter dem Projekt steht der Verein „One Earth – One Ocean“, der sich für saubere, gesunde Ozeane einsetzt. Zwischen den beiden Rümpfen des solarbetriebenen Katamarans sollen bewegliche, engmaschige Fangnetze im Wasser treibenden Müll einsammeln – bis zu zwei Tonnen pro Fahrt. Dieser soll anschließend an Land recycelt werden. Langfristig plant Vereinsgründer Günther Bonin, das gesammelte Plastik direkt an Bord von Tankern zu Öl recyceln zu lassen.
Bis jetzt existiert nur ein Prototyp, der bereits als Arbeitsschiff zugelassen ist. Dieser ist einfach zerlegbar und weltweit transportierbar: Er wurde bereits in Einzelteilen nach Hongkong transportiert, um vor Ort auf die Vermüllung der Meere aufmerksam zu machen – vor Ort ließ sich das Modell schnell wieder zusammenbauen.
Seabin: der Meeresmülleimer für den Hafen
Der „Seabin“ hat in den Medien bereits für einigen Wirbel gesorgt: Der von zwei australischen Surfern entwickelte „Meeres-Mülleimer“ soll in Häfen eingesetzt werden. Mithilfe einer Pumpe saugt der schwimmende „Mülleimer“ im Wasser treibende Abfälle ein und sammelt sie. Die Sammelbehälter können dann geleert und der Müll recycelt werden. Es soll sogar möglich sein, eingesaugtes Wasser von öligen Substanzen zu reinigen und gesäubert wieder in den Hafen zurückzuleiten. Inzwischen sind weltweit bereits weit über 700 Seabins im Einsatz und man kann sie auf der Website bestellen.
Dieses Video zeigt, wie der „Seabin“ funktioniert.
Fishing for Litter: die Abfall-Fischer
Eine Initiative, die bereits seit Jahren europaweit gegen die Verschmutzung der Meere aktiv ist, nennt sich „Fishing for Litter“ (deutsch: „nach Abfall fischen“). Dahinter steht die Organisation KIMO, in Deutschland hat der NABU die Aktion initiiert. Bei „Fishing for Litter“ geht es darum, Fischer in den Kampf gegen den Meeresmüll mit einzubinden – schließlich sind sie sowohl Teil des Problems als auch Leidtragende. Die teilnehmenden Fischer werden mit großen Säcken ausgestattet, in denen sie den Müll sammeln, der in ihren Netzen hängenbleibt. Diese können sie anschließend an bereitgestellten Sammelstellen in den Häfen kostenlos abgeben. Der Müll wird dann sortiert, um so Informationen über seine Herkunft zu gewinnen und ihn fachgerecht recyceln zu können.
Pacific Garbage Screening: Plastikfilter für das Meer
Marcella Hansch, eine junge deutsche Architektin, initiierte das Projekt Pacific Garbage Screening – ursprünglich als ihre Masterarbeit. Die Anlage, die einem 400 Meter langen, schwimmenden Kamm ähnelt, soll folgendermaßen funktionieren: Plastik ist leichter als Wasser, aber Meeresströmungen ziehen es immer wieder nach unten. Die Plattform kann die Strömungen beruhigen, sodass das Plastik wieder obenauf treibt und leicht eingesammelt werden kann. Für Meeresbewohner soll das System ungefährlic seinh. Derzeit ist das Projekt noch in der Entwicklungsphase. Mehr Informationen findet ihr auf der Website und in diesem Artikel: Das Pacific Garbage Screening soll tonnenweise Plastikmüll aus den Meeren sammeln
Dive against Debris: Müll sammeln unter Wasser
Project Aware ist eine Meeresschutz-Organisation, die in erster Linie Hobbytaucher anspricht und auf ihre Beteiligung zählt. Mit der Aktion „Dive against Debris“ (deutsch: „Tauchen gegen Abfall“) will die NGO helfen, die Meere von Müll zu befreien und Daten über Art, Ausmaß und Orte der Meeresverschmutzung zu sammeln. Das Prinzip ist einfach: Taucher organisieren sich, um während ihrer Tauchgänge Müll einzusammeln und genau zu dokumentieren; die Daten über ihre Müllfunde gehen anschließend in eine Karte und in eine globale Datenbank ein. Diese soll langfristig helfen, das Vorgehen gegen den Müll in den Meeren effektiver zu organisieren und zu verstärken.
International Coastal Cleanup: Küstensäuberung
Auch den jährlichen „International Coastal Cleanup“, der von der US-Organisation Ocean Conservancy initiiert wurde, organisiert in Deutschland der NABU. Bei dieser koordinierten Sammelaktion werden einmal jährlich die Küsten und Ufer von Freiwilligen gesäubert. 2018 sammelten über eine halbe Million Menschen aus 112 Ländern mehr als 8.000 Tonnen Abfälle von Stränden, aus dem Meer und aus Flüssen und Seen. Die Müllsammlungen liefern „wichtige Informationen über das Ausmaß und die Herkunft des Mülls“, so der NABU.
Am 21. September findet der Küstenreinigungstag 2019 statt. Wer mitmachen will, findet hier alle Infos.
4Ocean – mit einem Armband gegen Müll im Meer
4Ocean ist eine internationale Organisation, und aktuell in 16 Ländern aktiv. Sie organisiert Müllsammelaktionen entlang der Küsten und auf dem Wasser und am Meeresboden. Den gesammelten Abfall recyceln die Helfer oder kümmern sich um eine fachgerechte Entsorgung. Das Projekt kann jeder ganz einfach mitfinanzieren – und zwar, indem man ein Armband kauft. Dabei kostet jedes Armband aus recyceltem Material genau soviel, dass damit ein Pfund Müll entsorgt werden kann – „Each bracelet removes one pound of trash“, heißt es auf der Website. Hier gibt es die Armbänder zu kaufen.
Healthy Seas: Vom Fischernetz zum Socken
Die holländische Initiative Healthy Seas, ein Joint Venture aus einer NGO und zwei Textilunternehmen, hat seinen ganz eigenen Weg gefunden, die Meere von Müll zu befreien: Taucher entfernen alte Fischernetze, so genannte „Geisternetze“, aus den Meeren. Diese werden anschließend zu speziellen Nylongarnen recycelt. Aus denn wiederverwerteten Fasern werden dann Socken, Bademode, Unterwäsche, Teppiche oder andere Textilprodukte.
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