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Rage Applying: Schon mal aus Wut woanders beworben?

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Foto: CC0 / Unsplash / Elisa Ventur; CC0 / Pixabay / loufre

Rage Applying, also sich aus Wut woanders zu bewerben, passiert, wenn Angestellte in ihrem Job besonders frustriert sind. Wir erklären die Beweggründe und die Kritikpunkte an dem Arbeitstrend genauer.

Hat dich dein aktueller Job jemals so frustriert, dass du dich spontan bei einem anderen Unternehmen beworben hast? Wenn ja, dann war das Rage Applying. In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über den Trend.

Was ist Rage Applying genau?

Laut einer Studie des dänischen Unternehmens Peakon gehen 23 Prozent der Deutschen unmotiviert zur Arbeit.
Laut einer Studie des dänischen Unternehmens Peakon gehen 23 Prozent der Deutschen unmotiviert zur Arbeit.
(Foto: CC0 / Pixabay / janeb13)

Rage Applying ist ein Phänomen, bei dem Menschen sich aus Wut oder Frustration über ihre aktuelle Arbeitssituation bei anderen Unternehmen bewerben. Wer Rage Applying anwendet, hat oft das Gefühl, im Job übersehen, nicht geschätzt, bei einer Beförderung übergangen oder unfair entlohnt zu werden.

Rage Applying geschieht ohne viel Nachdenken oder Planung – einfach als eine Art impulsive Reaktion. Bekanntheit erlangte der Begriff über die Social-Media-Plattform TikTok. Das Wirtschaftsmagazin Forbes ordnet diesen Trend eher den jüngeren Generationen (Gen-Z und Millennials) zu. Dafür gibt es demnach verschiedene Gründe. Durch rekordverdächtige Inflation ist das Geld bei vielen jungen Menschen knapper, die jüngeren Generationen haben aber auch eine andere Einstellung zur Work-Life-Balance.

Eine ähnliche Bewegung ist das sogenannte Quiet Quitting: Wenn Arbeitnehmer:innen nicht mehr mit ihren Leistungen übers Ziel hinausschießen wollen, sondern wirklich nur das tun, das ihre Stellenbeschreibung vorsieht.

Rage Appyling als Trend

Videos, in denen Influencer:innen auf Social Media zum Rage Applying ermutigen, erreichen hunderttausende Menschen. Warum diese Videos sich so großer Beliebtheit erfreuen, ist leicht zu beantworten: Viele Menschen sind mit ihrer Arbeit unzufrieden. Laut einer dänischen Studie etwa gehen 23 Prozent der Deutschen unmotiviert zur Arbeit. Das relativ wahllose Bewerben auf alle möglichen Jobs soll dabei helfen, einen finanziell lukrativeren oder erfüllenderen Job zu finden.

Die Influencerin Sarai Marie stellt in einem Tiktok-Video dar, wie sich ein neuer Job durch Rage Applying idealerweise auswirken könnte: Der alte Arbeitgeber akzeptiert plötzlich die vorher abgewiesenen Wünsche der Arbeitnehmer:in nach höherer Bezahlung und Arbeit vom Homeoffice aus.

Durch die Digitalisierung ist Rage Applying heutzutage viel leichter möglich. Stellenangebote sind besser zugänglich als je zuvor. Über soziale Netzwerke und Online-Jobportale können Bewerber:innen sich schnell und einfach über offene Stellen informieren. Auch das Bewerbungsverfahren verläuft online oft schneller und lässt sich somit auch deutlich spontaner und impulsiver durchführen.

Pros und Cons – unprofessionell oder vernünftig?

Kritische Stimmen bemängeln, dass Rage Applying ein Zeichen von Unprofessionalität und fehlender Verantwortung gegenüber den aktuellen Arbeitgeber:innen ist. Zudem ist es möglich, dass sich Menschen beim Rage Applying für Jobs bewerben, die sie gar nicht interessieren. Das sorgt dann am anderen Ende für unnötige Arbeit beim Sichten der Bewerbungen.

Wechselst du überstürzt deinen Job, läufst du außerdem Gefahr, dass du in einem neuen Job mit ähnlichen Problemen landest, der dich so letztlich auch nicht glücklicher macht. Maureen Falvey, Lead Coach bei Strong Training & Coaching, sagte dem Time Magazine gegenüber: „Der Nachteil, den ich sehe, ist: Wo auch immer sie hingehen, das, was sie verärgert hat, wird immer noch da sein.“ Falvey empfiehlt, bei einem Konflikt mit den Arbeitgeber:innen immer das Gespräch zu suchen und die Bedürfnisse offen zu kommunizieren

Ein weiterer Arbeitstrend zeigt auf, wie man stattdessen den aktuellen Job attraktiver gestalten kann:

In einem Tiktok-Video unter dem Hashtag #rageapplying warnt jemand außerdem: Es könnte für zukünftige Arbeitgeber:innen eine „Red Flag“ sein, also ein sehr auffälliges schlechtes Zeichen, wenn du in der Vergangenheit oft schnell von Job zu Job gesprungen bist.

Ein Jobwechsel sollte deshalb gut überlegt sein und nicht im Eifer des Gefechts geschehen. Hast du beim Rage Applying eine Zusage für einen neuen Job bekommen, kannst du dir ja noch einmal in Ruhe überlegen, ob du das Angebot tatsächlich annimmst. Beim Entscheidungsprozess könnten dir Techniken wie die 10-10-10-Methode oder der Inner-Crowd-Effekt helfen.

Übrigens: Quiet Hiring oder Quiet Firing könnten Gründe dafür sein, dass jemand unzufrieden im Job ist: Man bekommt entweder zu viele oder zu wenig bedeutsame Aufgaben in der Arbeit.

Rage Applying kann jedoch auch Vorteile haben. Es kann ein erster Schritt dazu sein, aus einer ungesunden Arbeitsumgebung auszusteigen und ein passenderes Unternehmen zu finden. Es gibt einfach viele Menschen, die sehr unzufrieden in ihrem Beruf sind. Ein Jobwechsel kann dir ein höheres Gehalt, neue Herausforderungen und bessere Arbeitsbedingungen verschaffen.

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