Zu einer Alkoholvergiftung kann es kommen, wenn Menschen große Mengen Alkohol zu sich nehmen. Der Übergang vom Rausch zur Vergiftung ist dabei fließend. Auf welche Symptome du achten musst und wie du im Notfall helfen kannst, erfährst du hier.
Alkohol gilt als Genussmittel, ist aber streng genommen ein Zellgift: Er hemmt die Informationsübertragung zwischen Nervenzellen und verlangsamt so unter anderem das Wahrnehmungsvermögen und die Reaktionsfähigkeit. Schon der kleine Schwips nach einem Glas Sekt ist also technisch gesehen eine sehr schwache Alkoholvergiftung. Allerdings bleibt sie bei solchen geringen Mengen in der Regel harmlos.
Gefährlich kann es bei größeren Alkoholmengen werden, insbesondere, wenn sie über einen vergleichsweise kurzen Zeitraum hinweg konsumiert werden. Der Alkoholgehalt im Blut kann dann so weit ansteigen, dass sich stärkere Vergiftungsanzeichen zeigen. Mitunter geht eine Alkoholvergiftung unter diesen Umständen auch tödlich aus.
Das tückische ist, dass Rauschzustand und Vergiftung nah beieinander liegen und die Übergänge zwischen den beiden Zuständen oft fließend sind. Welche Alkoholmengen eine Person „verträgt„, ist außerdem individuell sehr verschieden und hängt unter anderem von körperlichen Gegebenheiten wie Größe und Gewicht ab. Aber auch Faktoren wie Gewöhnung beziehungsweise Alkoholtoleranz (etwa durch langjährigen starken Alkoholkonsum) können eine Rolle spielen.
Alkoholvergiftung: Auf diese Symptome solltest du achten
Aufgrund dieser individuellen Unterschiede werden die Stadien einer Alkoholvergiftung meistens nicht an der konsumierten Menge festgemacht, sondern am Promillestand. Ein Promille steht für ein Tausendstel, in diesem Fall also für ein Milligramm Alkohol pro Gramm Blut.
Mediziner:innen unterscheiden auf dieser Grundlage vier Stufen der Alkoholvergiftung. Jede Stufe geht mit typischen Symptomen einher – welchen Promillewerten sie jeweils zugeordnet wird, kann aber von Quelle zu Quelle leicht schwanken. Das Medizinportal Netdoktor schlägt diese Einteilung vor:
- Stufe 1: Exzitationsstadium (1 bis 2 Promille): Die erste Stufe steht für leichte Trunkenheit. Sie ist geprägt von Entspanntheit und Enthemmung, erhöhter Gesprächigkeit, verminderter Reaktionsschnelligkeit und Selbstüberschätzung. Es können sich auch körperliche Symptome wie (leichte) Gleichgewichts- und Gangstörungen zeigen.
- Stufe 2: Hypnosestadium (2 bis 2,5 Promille): In der zweiten Stufe tritt oft Müdigkeit ein, die Betroffenen lassen sich aber wieder wecken, wenn sie einschlafen. Ihre Auffassung und ihre Denkfähigkeit verlangsamen sich, sie können verstimmt oder aggressiv werden. Beim Gehen zeigen sich jetzt schon schwerere Gleichgewichtsstörungen.
- Stufe 3: Narkosestadium (2,5 bis 4 Promille): In der dritten Stufe kann die anfängliche Müdigkeit in tiefe Bewusstlosigkeit übergehen. Die Muskeln erschlaffen, die Schmerzempfindlichkeit verringert sich, Reflexe setzen aus, es kann zum Schock durch mangelnde Sauerstoffversorgung kommen.
- Stufe 4: Asphyxiestadium (mehr als 4 Promille im Blut): Spätestens dieses Stadium ist lebensgefährlich. Kreislauf- und Atemstörungen setzen ein oder verstärken sich. Außerdem kühlen stark Betrunkene schnell aus, wenn sie Kälte ausgesetzt sind und laufen dadurch Gefahr, zu erfrieren.
Achtung: Spätestens, wenn jemand unter Alkoholeinfluss bewusstlos wird, solltest du einen Krankenwagen rufen, rät das Aufklärungsportal der BzGA. Medizinische Hilfe ist aber nicht unbedingt erst im dritten oder vierten Stadium wichtig, sondern kann auch schon früher und bei leichteren Symptomen einer Alkoholvergiftung nötig werden. Im Zweifel solltest du deshalb nicht zögern, den Notruf unter der Nummer 112 zu wählen.
So hilfst du bei einer Alkoholvergiftung
Wenn du bei jemandem Symptome einer Alkoholvergiftung beobachtest, solltest du der BzGA zufolge für schnelle ärztliche Hilfe sorgen. Von selbst angewandten „Hausmitteln“ – wie etwa eine bewusstlose Person zu schütteln oder ihr Wasser ins Gesicht zu kippen – solltest du dagegen absehen.
Folgendes kannst du laut Netdoktor aber unternehmen, um die Situation einzuschätzen und Erste-Hilfe-Maßnahmen für die vergiftete Person zu leisten:
- Prüfe zuerst, ob die Person noch bei Bewusstsein ist: Ist sie ansprechbar? Reagiert sie auf Berührung? Sorge dann dafür, dass sie keinen Alkohol mehr zu sich nimmt und gib ihr stattdessen Wasser zu trinken. Decke sie mit einer Decke zu, damit sie nicht auskühlt.
- Wenn sich der:die Betrunkene erbrechen muss, leiste ihm:ihr dabei Hilfe. Versuche aber nicht, das Erbrechen gewaltsam herbeizuführen, weil es dabei zu Komplikationen kommen kann.
- Eine:n bewusstlose:n Betrunkene:n solltest du in die stabile Seitenlage bringen und ebenfalls mit einer Decke versorgen, damit er:sie die Körpertemperatur hält. Bleibe in seiner oder ihrer Nähe, bis ärztliche Hilfe eintrifft und kontrolliere immer wieder, ob er oder sie noch atmet. Beginne sofort mit Wiederbelebungsversuchen, falls die Atmung aussetzen sollte.
Egal, ob die hilfebedürftige Person noch bei Bewusstsein ist oder nicht: Lass sie auf keinen Fall allein und behalte sie im Auge. So verringerst du auch das Verletzungsrisiko, das durch die verminderte Reaktionsstärke erhöht ist. Überprüfe außerdem, ob sich der:die Betrunkene bereits Verletzungen – insbesondere Kopfwunden – zugezogen hat und weise den Rettungsdienst gegebenenfalls darauf hin.
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