Recyceltes Polyester hört sich erst einmal nach einer guten Sache an. Doch wie nachhaltig sind der Recyclingprozess und das Material wirklich? Wir erklären, was du darüber wissen musst.
Den Begriff Polyester hast du auf Kleidungsschildern bestimmt schon öfter gelesen. Laut Greenpeace ist Polyester mit einem Anteil von 60 Prozent die am häufigsten eingesetzte Kunstfaser in Textilien. Viele unserer Kleidungsstücke – vor allem Sport- und Funktionskleidung – soll dehnbar, leicht und atmungsaktiv sein. Baumwolle kann solche Anforderungen im Gegensatz zu Polyester nicht erfüllen. Ein weiterer Vorteil von Polyester gegenüber Baumwolle ist außerdem, dass der Kunststoff in der Herstellung deutlich weniger Wasser benötigt.
Was ist Polyester?
Die bekannteste Polyesterart ist Polyethylenterephthalat (PET). Aus diesem Material bestehen auch Plastikflaschen. Trotz ihrer wasserärmeren Herstellung gelten die Kunstfasern in Kleidungsstücken als problematisch für die Umwelt. Dabei sind insbesondere zwei Punkte zu nennen:
- Polyester besteht aus PET, und das besteht wiederum aus Erdöl. Die Aufbereitung des Öls für Kunststoffe ist energieintensiv und verbraucht viel Wasser. Große Mengen giftiger Flüssigkeiten, die bei der Ölproduktion anfallen, gelangen in Flüsse und Gewässer und sogar ins Grundwasser. Außerdem ist Erdöl ein endlicher Rohstoff und für die Förderung wird Umweltzerstörung in Kauf genommen.
- Wenn wir unsere Kleidungsstücke in der Waschmaschine waschen, lösen sich kleine Mikrofasern aus der Kleidung. Dieses sogenannte Mikroplastik gelangt ins Abwasser und schließlich ins Meer. Meerestiere, die die Partikel aufnehmen, können davon krank werden oder sogar sterben. Außerdem kann es so in die Nahrungskette gelangen und auch auf unsere Teller.
Recyceltes Polyester
(Foto: CC0 / Pixabay / adege)
Polyester zu recyceln, hört sich erst einmal sinnvoll an: Man stellt keinen neuen Kunststoff her, sondern nutzt bereits vorhandene Kunststoffe, um daraus Kleidung und Schuhe zu produzieren. Dafür können Hersteller zum Beispiel alte PET-Flaschen, Ozeanplastik, alte Fischernetze oder Plastik von Deponien verwenden.
Die Hersteller von recyceltem Polyester müssen folgende Schritte befolgen:
- Zuerst müssen sie das gebrauchte und verschmutzte Plastik reinigen.
- Dann zerkleinern sie es zu Schnipseln.
- Sie schmelzen das entstandene Mikroplastik ein und formen diese zu Fasern.
- Schließlich verarbeiten sie die Fasern zu Garn weiter. Dieses Garn nutzen sie dann zur Herstellung neuer Textilien.
Um einen Fleecepullover herzustellen, sind als Grundmaterial beispielsweise 16 PET-Flaschen nötig.
Vorteile von recyceltem Polyester
Polyester zu recyceln hat Vorteile, darunter:
- Da beim Recycling auf bereits bestehende Kunststoffe zurückgegriffen wird, muss weniger Erdöl für die Herstellung von neuem Polyester gefördert werden. Dieser Prozess schont nicht nur nicht erneuerbare Ressourcen, sondern reduziert auch den CO2-Fußabdruck, der mit der Produktion von neuem Polyester verbunden ist.
- Die Erde ist mit zu viel Plastikmüll belastet, der sich auf Deponien, in Ozeanen und in der Natur ansammelt. Das Recycling von Plastik, zum Beispiel aus alten PET-Flaschen oder Fischernetzen, hilft, diesen Überschuss zu reduzieren. Noch besser ist es jedoch, Plastikmüll von vornherein zu vermeiden!
- Die Produktion von recyceltem Polyester verbraucht weniger Wasser und Energie im Vergleich zu neuem Polyester.
Nachteile von recyceltem Polyester
(Foto: CC0 / Pixabay / stevepb)
Recyceltes Polyester hat jedoch auch einige Nachteile:
- Auch beim Waschen von Kleidung mit recyceltem Polyester-Anteil lösen sich kleine Mikrofasern. Dadurch gelangt Mikroplastik ins Abwasser.
- PET-Recycling ist energieintensiv.
- Beim Reinigen, Färben und Bleichen der Materialien können umweltschädliche Chemikalien zum Einsatz kommen:
- Werden die Materialien gereinigt, die zum Recyceln nötig sind, gelangen dabei Chemikalien ins Abwasser.
- Da verschiedene Materialien zum Recyclen verwendet werden, sind zum Einfärben auch verschiedene Farben vonnöten. Manche Unternehmen verwenden zunächst chlorbasierte Bleichmittel, um beim späteren Färben ein einheitliches Muster zu erreichen. Solche Bleichmittel sind sehr umweltbelastend.
- Recycelte Polyesterfasern sind ungleichmäßiger als herkömmliche Fasern. Das kann dazu führen, dass die Fasern öfter und intensiver gefärbt werden müssen. Daraus ergibt sich ein höherer Verbrauch von Chemikalien und Wasser.
- Oft wird Polyester zusammen mit anderen Stoffen verarbeitet und muss von diesen wieder getrennt werden, bevor es sich recyceln lässt. Die Trennung der Stoffe ist meist aufwendig.
Ist recyceltes Polyester die Lösung?
Auf den ersten Blick wirkt die Umweltbilanz von recycelten Polyesterfasern besser als die von neu hergestellten Fasern. Zu beachten ist dabei jedoch, dass es nur wenig Studien zu diesem Thema gibt und dass viele Unternehmen nicht transparent genug mit dem Herstellungsprozess umgehen. Somit ist eine klare Beurteilung momentan schwierig.
Beim Kauf und bei der Bewertung von recyceltem Polyester kann es hilfreich sein, wenn du dir folgende Fragen stellst:
- Wie hoch ist der Anteil an recyceltem Polyester?
- Wie steht das Unternehmen, bei dem du deine Kleidung kaufst, zu Themen wie Umweltverträglichkeit und dem Einsatz von umweltschädlichen Stoffen?
- Wie transparent ist das Unternehmen in seinem Herstellungsprozess? Wie stark sind die Kontrollen?
- In welchem Land haben die Wertschöpfungsprozesse stattgefunden? Wie sind dort die Regelungen zum Einsatz von umweltschädlichen Stoffen und wie wird das kontrolliert?
Wie sinnvoll ist recyceltes Polyester?
Recyceltes Polyester hat eine Reihe von Vorteilen. Ressourcen lassen sich durch den Recyclingprozess einsparen und wiederverwenden. Das Problem, dass Mikroplastik ins Abwasser gelangt, besteht jedoch nach wie vor. Außerdem mangelt es an Transparenz und Wissen über die Herstellungsprozesse.
Wenn du neu produzierte Kleidung kaufen möchtest, ist es daher sinnvoll, recyceltes Polyester zu bevorzugen. Noch ressourcenschonender ist es jedoch, deine Kleidung (und andere Produkte) einfach länger zu nutzen. Secondhand-Kleidung ist ebenfalls eine umweltfreundliche Lösung.
Welche Produkte bestehen aus recyceltem Polyester?
Viele verschiedene Kleidungsstücke werden zu einem bestimmten Anteil oder sogar komplett aus recyceltem Polyester hergestellt (erhältlich etwa im Avocadostore). Darunter sind zum Beispiel:
Auch die Rucksäcke von GOT BAG (erhältlich im Avocadostore) bestehen hauptsächlich aus Ozeanplastik. Die Riemen und Clips sind aus recyceltem PET gefertigt. Die Schuhe von ECOALF (ebenfalls im Avocadostore erhältlich) bestehen zu 59% aus recyceltem Polyester, das vorwiegend aus PET-Flaschen gewonnen wird.
Weiterlesen auf Utopia.de
- Cutin: Was kann das pflanzliche Polyester?
- Die schlimmsten Inhaltsstoffe in Textilien – und wie du sie meidest
- PET-Recycling: Diese 4 Fakten solltest du kennen
Überarbeitet von Melanie Grünauer
** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.War dieser Artikel interessant?