Schlaftourismus setzt beim Reisen völlig neue Prioritäten: So stehen nicht länger aufregende Erlebnisse im Mittelpunkt, sondern möglichst viel erholsamer Schlaf. Was es mit diesem Konzept genau auf sich hat, erfährst du hier.
Schnelle Ortswechsel, Stadtführungen, Party- und Barabende – auf Reisen wollen viele Tourist:innen möglichst viel erleben und möglichst viele beeindruckende Orte zu Gesicht bekommen. Für Erholung bleibt kaum Zeit. Und unser Geld investieren wir dann vielleicht doch lieber in spannende Tagesausflüge als in ein bequemes Hotelbett.
Nicht selten kommen Urlauber:innen dann zurück und müssen sich erst einmal vom Urlaub erholen. Doch auch das kann schwierig sein, wenn du gleich wieder arbeiten musst. Der Schlaftourismus bricht mit diesem Konzept. Bei dieser Art des Reisens stehen Schlaf und Erholung im Mittelpunkt.
Der Schlaftourismus könnte dabei nicht zuletzt als Symptom unserer Leistungsgesellschaft interpretiert werden: Laut dem GEO-Magazin ist mindestens jede zehnte Person in Deutschland von chronischen Schlafstörungen betroffen.
Eine Studie der Techniker Krankenkasse berichtet, dass sich zwei von drei Menschen mindestens manchmal gestresst fühlen. Ein Viertel gibt an, häufig unter Stress zu stehen. Der Stressfaktor Nummer Eins ist dabei der Beruf, das Studium oder die Schule. Kein Wunder also, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich für ihren Urlaub eben keine stressigen Trips wünschen, sondern vor allem eines: Schlaf.
Was ist Schlaftourismus?
Laut einem Bericht von CNN wird Schlaftourismus seit der Pandemie immer bedeutsamer. Die besondere Art des Erholungs-Tourismus zeichnet sich dabei durch Hotels und Ressorts aus, die sich darauf spezialisiert haben, die Schlafbedürfnisse der Reisenden zu erfüllen:
- Das Park Hyatt in New York bietet beispielsweise eine Schlafsuite an. Diese umfasst 900 Quadratmeter und soll durch ein intelligentes Bett, welches sich deinen Bedürfnissen anpasst, sowie einem speziellen Raumduft, Schlafmasken und anderen Hilfsmitteln für einen möglichst erholsamen Schlaf sorgen.
- Im Zedwell in London sind die Räume so gut isoliert, dass die Geräuschkulisse des Hotels und der Stadt dich kaum beim Schlafen stören sollte. Auch auf Fernseher verzichtet das Hotel.
- Das Londoner Hotel The Cadogan verfügt sogar über Schlafpersonal, dass dich beim Einschlafen unterstützen soll. Die „Schlaf-Concierges“ bieten zum Beispiel Meditationen zum Einschlafen oder spezielle Teemischungen an. Auch extra schwere Decken und eine große Bandbreite an verschiedenen Kissen sollen deinen Aufenthalt so erholsam wie möglich machen.
- Das Fünf-Sterne-Hotel Mandarin Oriental in Genf geht sogar noch einen Schritt weiter und arbeitet mit einer privaten Schlafklinik zusammen. In einem dreitägigen Programm untersuchen Mitarbeitende deine Schlafgewohnheiten, um dir so langfristig dabei zu helfen, besser und tiefer schlafen zu können.
Zahlreiche weitere Hotels auf der ganzen Welt haben den Schlaftourismus für sich entdeckt und nutzen zum Beispiel auch Aromatherapien, bestimmte Klänge, Yoga oder Massagen, um den Schlaf ihrer Gäst:innen zu fördern.
Wie nachhaltig und gesund ist Schlaftourismus wirklich?
Den Urlaub als Auszeit für eine ausgiebige Erholung und Entspannung zu nutzen und sich dabei stärker mit deinem Schlafverhalten zu befassen, ist sicherlich keine schlechte Idee. Sich kurzfristig in einem teuren Hotel so richtig auszuschlafen und dann wieder in den stressigen Alltag zurückzukehren, ist dabei jedoch nicht sinnvoll. Statt kurzfristig viel Geld für eine Schlafsuite auszugeben, solltest du bei Schlafproblemen besser dafür sorgen, dass sich deine Schlafgewohnheiten langfristig verändern.
Die Schlafforscherin Dr. Rebecca Robbins betont diesbezüglich gegenüber CNN, dass es dafür notwendig ist, dass Hotels mit medizinischen Expert:innen zusammenarbeiten. Medizinische Mitarbeitende könnten dabei zum Beispiel auch feststellen, ob Schlafprobleme das Symptom einer Erkrankung sind.
Ein großer Kritikpunkt am aktuellen Schlaftourismus bleibt jedoch der finanzielle Aspekt: Hotels und Ressorts, die sich auf Schlaf spezialisiert haben, sind in der Regel sehr teuer und machen erholsamen Schlaf damit zu einem Luxusgut, das scheinbar eben nicht für alle gleichermaßen zugänglich ist.
Zudem ist es aus ökologischer Perspektive problematisch, wenn Menschen lange Flugstrecken auf sich nehmen, um ein neues exquisites Schlafhotel testen zu können. Um CO2-Emissionen einzusparen, empfehlen wir deshalb erholsame Hotels und Resorts in deiner Nähe zu wählen, die du problemlos per Zug oder Bus erreichen kannst. Ein weiterer Vorteil: Du wirst so auch keinen Jetlag haben, der deinen Schlafrhythmus durcheinander bringt und sparst dir die stressigen Kontrollen und Wartezeiten am Flughafen.
Übrigens: Ein weiterer problematischer Reise-Trend ist der sogenannte „Last Chance Tourism“. Lies mehr dazu in unserem Guide.
Du möchtest besser schlafen, aber nicht Unmengen an Geld für teure Schlafhotels ausgeben? Dann können dir die Tipps in diesen Artikeln auch zuhause weiterhelfen:
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- Schlafen bei offenem Fenster: Im Winter eine gute Idee?
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