Schluss mit Touristenfallen: Wie du die echten Schätze einer Region findest

Wochenmarkt in Bozen in Südtirol
Foto: CC0 Public Domain / Unsplash.com – Fabrizio Coco

Jede Region in Europa hat ganz spezielle Besonderheiten, von lokalen Delikatessen über landwirtschaftliche Traditionen bis zum Kunsthandwerk. Doch diese Eigenheiten entdeckt man als Tourist:in nur, wenn man sich auf Orte und Begegnungen einlässt. Wer sich im All-Inclusive-Hotel verkriecht, verpasst was.

Wenn du an deine Lieblingsurlaubsregion denkst, bleibt dir nur die Aussicht in Erinnerung? Oder sind es die Gerüche, Geschmäcker und Begegnungen, die hängenbleiben: der Duft von Kräutern auf der Alm, der Geschmack von frisch gebackenem Brot, das Rascheln der Blätter auf den Wiesen? Und die Menschen, die mit ihren Traditionen die Region lebendig machen? Regionalität ist nicht nur ein Schlagwort – sie ist die Seele eines Ortes, die spürbar wird, wenn man mit offenen Augen reist.

Almen und Weinberge: Wenn Traditionen ganze Landschaften prägen

In den Alpen sind Almen mehr als nur Hütten: Sie sind lebendige Landschaften. Kühe und Schafe halten die Bergwiesen offen, pflegen Blumen und Kräuter und verhindern, dass die Natur verbuscht. Wer die Tiere im Sommer auf die Alm bringt, schützt damit die Artenvielfalt und erhält das charakteristische Bild der Region. Jede Alm ist ein kleiner, gelebter Mikrokosmos: Tradition und Natur wirken zusammen.

Diese Idylle zieht viele Urlaubende in die Berge. Viele haben sogar das Arbeiten auf einer Berghütte oder Alm auf ihrer Wunschliste. Allerdings musst du dich hier auf das einfache Leben am Berg und harte Arbeit einlassen.

Alte traditionelle Alm am Berghang
Almen prägen die Landschaft der Berge, vereinen Tradition und Naturschutz und bieten zudem manchmal lokale Delikatessen (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash.com – Walter Sturn)

Nicht nur in den Alpen, auch im Flachland prägen Menschen durch Tradition die Landschaft: In Regionen wie Vogelsberg in Hessen oder im Biosphärenreservat Bliesgau (Saarland) sichern Streuobstwiesen, Pilz- und Kräuterwanderungen sowie Ernteaktionen die Biodiversität. Wer hier mitgeht, wird Teil eines Kreislaufs, der Landschaft, Kultur und Regionalität verbindet.

Der Weinbau ist ebenfalls eine Tradition, die das Landschaftsbild nachhaltig prägt. Egal ob steile Berghänge in Südtirol oder tonige Erde in Kroatien, die Boden- und Landschaftsbeschaffenheit prägen den Geschmack des Weines. Bei Weinwanderungen könnt ihr die Landschaft zwischen den Reben entdecken und die Unterschiede zwischen den Anbaugebieten schmecken lernen.

Wie die Küche die Besonderheiten der Region spiegelt

Regionalität schmeckt man: Wer auf lokale Zutaten und saisonale Produkte setzt, taucht auch in die Kultur einer Region ein. Im Vorarlberger Montafon beispielsweise beeinflusst die Almwirtschaft direkt den Geschmack: Fleisch und Käse von Tieren, die auf den Sommerwiesen weiden, gilt als besonders aromatisch. Auch vegane und vegetarische Gerichte aus hofeigenen oder regionalen Produkten erzählen Geschichten von Handwerk und Tradition.

Hofläden und Hofcafés sind fast überall lebendige Orte der Regionalität. Ob hausgemachte Kuchen, frisches Brot aus der eigenen Bäckerei oder saisonale Marmeladen und Aufstriche – wer hier einkauft, erlebt die Region nicht nur kulinarisch, sondern lernt oft auch die Menschen kennen, die die Produkte mit althergebrachtem Wissen und Handarbeit herstellen.

Kunsthandwerk als traditionelle kulturelle Ausdrucksform

Regionalität zeigt sich auch im Handwerk. Im oberösterreichischen Gmunden etwa prägt seit 1492 die Keramikproduktion die Region. Im 18. Jahrhundert entstand die charakteristische Flammentechnik. Typische Muster wie Schleifen, Schlingen oder Wellen erzählen Geschichten der Landschaft, des Materials und der Menschen, die sie formen.

Ähnlich sichtbar wird Regionalität in traditionell gemusterten Fliesen und Kacheln („Azulejos“) in Portugal, in englischen Landschaftsgärten oder vielerorts bei Festivals und Märkten: Tradition, Landschaft und Kultur verschmelzen. Wer Handwerk, Märkte oder Feste besucht, versteht, wie eng Regionalität mit der Identität einer Region verbunden ist – und wie sie Menschen zusammenbringt.

Begegnungen, die Urlaub lebendig machen

Regionalität lebt vor allem durch Begegnungen. In Südtirol beispielsweise bringt das „Törggelen“ Urlauber:innen und Einheimische zusammen: Das Zusammensitzen bei Kastanien, Wein und saisonalen Gerichte bietet Gelegenheit für Austausch, Geschichten und Einblicke in das lokale Leben. Solche Begegnungen machen Urlaub authentisch und nachhaltig, weil sie Verbindungen schaffen, die über die reine Landschaft hinausgehen.

Dieses Konzept hat man auch im Salzburger Leogang verstanden. Hotels, Restaurants und Vereine organisieren im Sommer drei Mal einen „Suma Hoagascht“, das so viel wie Sommer Gespräch bedeutet. Hier kommen Einheimische und Urlaubende am Feierabend zusammen, essen und lassen den Sommerabend gemeinsam ausklingen.

Wer mit Menschen spricht, die die Produkte der Urlaubsregion herstellen, erkennt: Hinter jedem Handwerk, jedem Gericht und jeder Tradition steckt Wissen, das die Region prägt und sie lebendig hält.

Warum Regionalität so wichtig ist

Traditionen und regionale Praktiken sind mehr als nostalgische Brauchtümer. Sie erhalten Landschaften, fördern Artenvielfalt, stärken die lokale Wirtschaft und schaffen soziale Verbindungen. Wer Regionalität respektiert – sei es beim Essen, beim Einkaufen oder beim Wandern – unterstützt die Menschen, die diese Kultur lebendig halten, und erlebt einen Urlaub, der bewusst, authentisch und sinnlich ist und nimmt Erinnerungen mit, die bleiben.

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