Deine Selbstachtung zu stärken ist ein wichtiger Schritt, um mehr Selbstbewusstsein aufzubauen und aufrechter und achtsamer durchs Leben zu gehen. Wir geben dir Tipps dafür.
Selbstachtung und ein erfülltes Leben gehen Hand in Hand. Denn dich selbst zu achten, ist Teil eines starken Selbstwertgefühls und somit die Grundlage dafür, Entscheidungen zu treffen und so zu handeln, dass es dein Wohlbefinden unterstützt.
Doch wie kannst du dich selbst mehr achten? In diesem Artikel erklären wir dir, was Selbstachtung eigentlich bedeutet und geben dir konkrete Tipps, mit denen du deine eigene Selbstachtung stärken kannst.
Wichtig: Solltest du das Gefühl haben, allein mit den Übungen nicht weiterzukommen, dann kann es hilfreich sein, sich psychotherapeutische Unterstützung zum Kultivieren von mehr Selbstachtung zu nehmen.
Warum fällt uns Selbstachtung so schwer?
In vielen Bereichen unserer Gesellschaft geht es in erster Linie um erbrachte Leistungen. So müssen wir in der Schule und Universität möglichst gute Noten haben und in vielen Berufen möglichst viel in möglichst kurzer Zeit abarbeiten.
Deshalb tendieren wir oft dazu, auch unsere Selbstachtung von Zahlen und Leistungen abhängig zu machen. Wir reden uns ein, wir könnten uns selbst erst wertschätzen, wenn wir ein bestimmtes Ziel erreicht haben. Das Problem ist, dass danach meist schon wieder ein anderes Ziel ansteht, dass es zu erreichen gilt. Somit sind wir schließlich in einem Hamsterrad gefangen, versuchen immer weiterzukommen, immer besser und leistungsfähiger zu werden.
Mit Selbstachtung hat das wenig zu tun, denn sie ist nicht abhängig von Leistungen und Zahlen. Selbstachtung bedeutet, dass du den Menschen achtest, der du bist. Und dafür musst du nichts „schaffen“, sondern dafür musst du einfach nur du sein.
Das klingt einfach, ist aber oft schwieriger als gedacht. Sei dir deshalb bewusst, dass es für Selbstachtung kein einheitliches Rezept und keinen Crashkurs gibt. Selbstachtung entsteht nicht über Nacht, sondern ist ein Prozess, der uns unser ganzes Leben lang begleitet, an dem wir ständig arbeiten und in dem wir auch immer wieder Rückschläge einstecken müssen.
So funktioniert Selbstachtung nicht
Zunächst solltest du dir vor Augen führen, von welchen Faktoren deine Selbstachtung nicht abhängt. Dazu gehören zum Beispiel:
- Noten, Abschlüsse, Zertifikate
- dein Monatsgehalt und die Summe deines Bankkontos
- deine Wochenarbeitszeit
- die Zahl auf der Waage
- Likes, Kommentare und Follower:innen-Zahlen auf sozialen Medien
- die Zahl deiner Freund:innen
- die Kleidung, die du trägst
- Länder, die du schon besucht hast
Du kannst diese Liste weiterführen mit all den Dingen, die im Grunde nichts mit deiner Persönlichkeit zu tun haben und die wir dennoch oft nutzen, um uns zu definieren und mit anderen Menschen zu vergleichen. All diese oberflächlichen Aspekte spielen für deine Selbstachtung überhaupt keine Rolle.
Schreibe daher deine eigene Liste mit all den Dingen, die du nutzt, um dich zu definieren und überlege ehrlich, welche Faktoren tatsächlich dich selbst als Menschen und welche letztlich nur deine Fassade betreffen. Streiche alle Aspekte, die du Letzterem zuordnen kannst, mit einem dicken Stift durch.
Lerne dich kennen
Um deine Selbstachtung zu stärken, ist es essenziell, deine eigene Persönlichkeit besser kennenzulernen. Wer bist du fernab von all den Dingen, die du gerade durchgestrichen hast?
Was sind deine Träume, Ängste, Stärken und Schwächen?
Meist kennen wir uns selbst so schlecht, dass wir nicht imstande sind, diese Fragen vollständig zu beantworten. Dies liegt daran, dass wir es in der Hektik des Alltags völlig aus den Augen verlieren, uns selbst zu beobachten und in uns hineinzuhören. Doch erst, wenn du dich selbst gut kennst und dir deiner Persönlichkeit bewusst bist, kannst du anfangen, diese zu akzeptieren, zu achten und wertzuschätzen.
Eine gute Grundlage, um dich mehr mit deinem Charakter zu beschäftigen, sind Theorien zu Persönlichkeitstypen. Diese bieten dir verschiedene Anhaltspunkte, mit denen du deine eigene Persönlichkeit besser beschreiben kannst. Dabei musst du dich nicht zwingend in eine Kategorie einordnen oder ein bestimmtes Resultat herausbekommen.
Es reicht, dass du beginnst über bestimmte Fragen tiefer nachzudenken und aufmerksamer beobachtest, wie du auf bestimmte Situationen reagierst und welche Gefühle und Gedanken dabei aufkommen.
Übe dich in Akzeptanz
Wenn du beginnst, dich mehr mit dir und deiner Persönlichkeit zu beschäftigen, solltest du deinen Schwächen mit Akzeptanz anstatt Scham oder Frust begegnen. Führe dir vor Augen, dass es für jeden Menschen Dinge gibt, die ihm natürlicherweise leichter oder schwerer fallen. Und jeder Mensch hat mit Ängsten zu kämpfen und kennt das Gefühl, sich im Nachhinein zu wünschen, anders auf eine Situation reagiert zu haben.
Übe dich deshalb in Akzeptanz. Akzeptiere deine Stärken, aber auch deine Schwächen. Nimm alle Aspekte deiner Persönlichkeit möglichst wertungsfrei hin. Eine gute Methode, um deine Akzeptanz dir selbst gegenüber zu schulen, ist Meditation.
- Es gibt viele verschiedene Arten von Meditationen. Bei den verbreitetsten Formen konzentrierst du dich darauf deinen Körper, deine Umgebung und vor allem deinen Atem wahrzunehmen.
- Dabei beobachtest du einfach, wie dein Atem kommt und geht.
- Es passiert in der Regel ganz automatisch, dass deine Gedanken immer mal wieder abschweifen. Sobald du dies merkst, nimmst du den Gedanken einfach so hin, wie er ist und führst den Fokus ganz sacht wieder zum Atem zurück.
- Wenn du noch nie meditiert hast, empfiehlt sich für den Anfang eine geführte Meditation. Mehr Informationen dazu bekommst du hier: Die Vorteile geführter Meditation
Selbstachtung durch positive Affirmationen
Eine weitere Methode, mit der du deine Akzeptanz und Selbstachtung fördern kannst, sind sogenannte positive Affirmationen. Dabei handelt es sich um bewusst positiv formulierte Sätze, die du dir jeden Tag laut aufsagst.
Oft beziehen sie sich auf Ziele, die du erreichen willst. Die Idee dahinter ist, dass du allein durch das Aufsagen der Glaubenssätze immer stärker daran glaubst, dass du dieses Ziel erreichen wirst und daher auch in der Lage bist, viel mehr Kräfte zu mobilisieren.
Dieses Prinzip lässt sich auch auf die Selbstachtung beziehen. Denn auch in diesem Fall kannst du deine Gedanken bewusst in eine bestimmte Richtung lenken, indem du deine Ziele in positiven Aussagen formulierst und dir diese jeden Tag aufsagst.
Du kannst das zum Beispiel direkt nach dem Aufstehen tun, um so mit der richtigen Energie in den Tag zu starten. Besonders wirksam sind die Sätze zudem, wenn du sie vor dem Spiegel aussprichst und dir dabei selbst in die Augen schaust.
Einige mögliche Glaubenssätze sind zum Beispiel:
- Ich schätze und achte meine Persönlichkeit mit all meinen Stärken und Schwächen.
- Es ist gut, die/der zu sein, die/der ich bin.
- Ich achte auf mein Denken und wähle bewusst gesunde Gedanken.
- Ich bin des Weges, den ich eingeschlagen habe, würdig.
- Ich bin frei, das Leben zu lieben und zu genießen.
- Ich bin genug.
- Ich bin glücklich, ich selbst zu sein.
- Ich bin im Frieden mit mir selbst und mit dem Leben.
Achtest du deine Mitmenschen?
Nicht zuletzt solltest du auch beobachten, auf welche Weise du anderen Menschen begegnest. Denn die Art, wie wir andere Menschen bewerten, beziehen wir oft auch auf uns selbst. Neigst du dazu, andere schnell zu verurteilen, so zeigst du wahrscheinlich auch dir selbst gegenüber wenig Toleranz.
Begegnest du deinen Mitmenschen hingegen mit Akzeptanz, Geduld und Nachsicht, so ist es wahrscheinlicher, dass du auf diese Weise auch mit dir selbst umgehst. Halte also inne, wenn du bemerkst, schlecht über jemanden zu denken. Frage dich dann, ob diese Gedanken berechtigt sind und sie dich in diesem Moment weiterbringen. Ist dies nicht der Fall, dann schiebe sie zur Seite und lenke deinen Fokus bewusst auf andere Dinge.
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Überarbeitet von Paula Boslau
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