Als Geheimzutat im Salatdressing oder als Soße zu Kartoffeln und (veganer) Bratwurst: Senf steht in fast jedem Kühlschrank. Doch was steckt eigentlich in der gelben Würzpaste? Öko-Test wollte es genauer wissen und ließ mittelscharfen Senf im Labor testen. Viele Senfe sind zu empfehlen – doch ausgerechnet ein Bio-Senf patzt.
Süß, scharf, mit Estragon oder exotisch mit Feige – das Senfregal im Supermarkt bietet eine große Auswahl. Öko-Test ließ 23 mittelscharfe Senfe im Labor prüfen und wollte wissen, ob sie frei von Schadstoffen sind und so schmecken, wie sie sollten.
Mittelscharfer Senf bei Öko-Test: Viele Marken überzeugen die Tester:innen
Dazu untersuchte das Labor, ob die Senfe mögliche Schadstoffe wie Bisphenole, Erucasäure, Glyphosat, Mineralölbestandteile, gentechnisch veränderte Organismen oder Keime enthalten. Die drei letztgenannten fand das Labor nicht. Auch die Senfqualität wurde untersucht und Sensoriker:innen prüften den Geschmack.
Das Ergebnis: 16 der 23 mittelscharfen Senfe schneiden „gut“ oder „sehr gut“ ab. Zu den Testsiegern zählen bekannte Marken, aber auch günstige Discounter-Senfe:
- Löwensenf Bio Mittelscharf mild (1,79 Euro/250 ml)
- Münchner Kindl Mittelscharfer Senf (2,86 Euro/250 ml)
- Händlmaier Mittelscharfer Senf (1,59 Euro/250 ml)
- Delikato Delikatess Senf Mittelscharf von Aldi Süd (0,45 Euro/250 ml)
- K- Classic Delikatess Senf Mittelscharf von Kaufland (0,45 Euro/250 ml)
Öko-Test: Noch immer Glyphosat in Senf – aber weniger als 2021
Stecken also nur Senfkörner, Essig, Wasser und Gewürze im Senf? Leider nicht ganz. Bei einigen Produkten stieß Öko-Test auf Schadstoffe. In vier konventionellen Senfen fand das Labor Rückstände von Glyphosat. Öko-Test stuft das umstrittene Pestizid als besonders bedenklich ein und wertet Senfe mit Glyphosatspuren ab. Die mittelscharfen Senfe von Edeka und Lidl erzielen deshalb nur eine „gute“ statt einer „sehr guten“ Gesamtnote.
Immerhin: Glyphosat steckt in deutlich weniger Produkten als noch im Senf-Test 2021. Damals kritisierte Öko-Test das Breitbandherbizid in zehn von 13 Senfen aus konventionellem Anbau.
Alnatura: Ausgerechnet der Bio-Senf fällt durch
Alle acht Bio-Produkte im Test sind frei von Glyphosat. Sechs der acht Bio-Senfe schneiden „gut“ oder „sehr gut“ ab, einzig Bio-Pionier Alnatura enttäuscht. Der „Alnatura Mittelscharfer Senf“ ist Schlusslicht im Test. Die Gründe: Bisphenol F und Erucasäure.
Bisphenole gehören zu den weltweit am meisten produzierten Industriechemikalien. Sie sind zum Beispiel Bestandteil von Thermopapier, Konserven- und Getränkedosen und notwendig für die Herstellung von Polyvinylchlorid (PVC). Das bekannteste Bisphenol ist Bisphenol A (BPA), das wie ein Hormon wirkt und unter anderem im Verdacht steht, Brustkrebs und Übergewicht zu fördern sowie das Immunsystem negativ zu beeinflussen.
In Trinkgefäßen für Babys ist die Chemikalie längst verboten, Hersteller weichen häufig auf Bisphenol S (BPS) und Bisphenol F (BPF) aus. Doch ist BPF weniger schädlich als BPA? Öko-Test schreibt dazu: „Im Gegensatz zu BPA […] fehlen für BPF jedoch wichtige Daten, um dessen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit einschätzen zu können.“
Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) allerdings sieht für BPF die Kriterien für eine hormonelle Wirkung in der Umwelt erfüllt, das belegen Studien an Fischen. Noch fehlt für BPF auf EU-Ebene ein entsprechender TDI (Tolerable Daily Intake), also ein festgelegter Höchstwert, wie viel eines Stoffes ein Mensch täglich ohne gesundheitliche Risiken aufnehmen kann.
Öko-Test zieht für die Bewertung des Stoffes deshalb den TDI für BPA heran – so legt es das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nahe. Die BPF-Werte im Alnatura-Senf sind demnach „stark erhöht“ und werden abgewertet, ebenso im „Develey Mittelscharfer Senf“ (Gesamtnote „befriedigend“) und im Penny Delikatess Senf („ausreichend“).
Interessant: Die gefundenen BPF-Rückstände stammen wahrscheinlich nicht aus der Verpackung, sondern bilden sich im Senf selbst. Laut Öko-Test vermuten das BfR und einige Hersteller, dass das in heller Senfsaat vorkommende Glucosinalbin in Kombination mit dem Essig zu Bisphenol F reagiert.
Erucasäure in Senf: Hohe Gehalte schaden dem Herzen
Ein weiterer Stoff in Senf kann problematisch werden: Erucasäure. Diese Fettsäure ist natürlicherweise in Senföl enthalten. Das BfR weist darauf hin, dass hohe Gehalte eine Verfettung des Herzens begünstigen und den Herzmuskel schwächen können. Deshalb gibt es – anders als bei Bisphenol F – einen TDI. Laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kann eine 60 Kilogramm schwere Person bis zu 420 Milligramm Erucasäure pro Tag bedenkenlos aufnehmen.
Öko-Test hat berechnet, dass keiner der Senfe im Test den TDI-Wert überschreitet. Beim Alnatura-Senf, Bautz’ner Senf und einem weiteren Bio-Senf allerdings nimmt man mit einer Portion bereits mehr als die Hälfte der tolerierbaren täglichen Menge auf.
Senf-Test: Wie schmeckt der mittelscharfe Senf?
Da bis auf den Alnatura-Senf alle Produkte mindestens „ausreichend“ abschneiden, kommt es auch auf den Geschmack an. Der „Thomy Mittelscharfer Delikatess Senf“ schmeckte den Expert:innen „zu salzig“ und nicht scharf genug. Auch beim Develey-Senf vermissten sie Schärfe. Dem mittelscharfen Bautz’ner Senf ist natürliches Aroma zugesetzt, was Öko-Test abwertet. Das Markenprodukt schneidet nur „ausreichend“ ab.
Alle Details findest du im Öko-Test Jahrbuch für 2025, in der Ausgabe 05/2024 von Öko-Test sowie online auf oekotest.de.
Utopia meint: Bio-Senf ist eine gute Wahl: Alle Produkte im Test sind frei von Glyphosat, einige der Senfsaaten stammen außerdem aus Deutschland – anders als bei konventionellen Senfen. Hier verwenden Hersteller oft Körner aus Kanada, Tschechien und der Ukraine. Selbst im Bautz’ner Senf stecken nicht nur Senfsaaten aus Ostdeutschland.
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