Der Begriff „Social Battery“ dient manchmal dazu, die Kapazität einer Person für soziale Kontakte zu beschreiben. Wir erklären dir genauer, was es mit dem Konzept auf sich hat.
Auch wenn wir als Menschen nicht wirklich eine Batterie oder einen Akku besitzen, haben wir doch eine begrenzte Energie, bestimmte Dinge zu tun. Das gilt auch für soziale Kontakte. In diesem Zusammenhang hat sich der Begriff „Social Battery“ etabliert. Was eine „Social Battery“ ist, wie und warum diese leer werden kann und wie du deine Energie wieder aufladen kannst, erfährst du hier.
Was ist eine Social Battery?
Bei dem Begriff der „Social Battery“ oder des „sozialen Akkus“ handelt es sich um eine Metapher, die beschreiben soll, dass soziale Kontakte einem Menschen Energie rauben können. Denn jeder:r hat begrenzte Kapazitäten, mit Menschen Zeit zu verbringen und mit ihnen zu interagieren. Wenn dieser Akku leer ist, können sich Menschen müde, abgeschlagen, gereizt und unglücklich fühlen. Dann kann es von Vorteil sein, sich aus den sozialen Interaktionen rauszuziehen und den Akku sozusagen erst einmal wieder aufzuladen.
Wie schnell dein Akku sich entleert, hängt von unterschiedlichen Dingen ab. Ob du introvertiert oder extrovertiert bist, kann zum Beispiel einen Einfluss auf deine sozialen Kapazitäten haben. Jedoch gibt es auch noch weitere Faktoren, die eine Rolle spielen.
Social Battery: Nicht nur die Persönlichkeit hat einen Einfluss
Die Psychologin Dr. Meg Arroll erklärt gegenüber dem britischen Magazin Stylist, dass die Mischung unterschiedlicher Faktoren bestimmt, wie schnell unsere „Social Battery“ leer wird. Zu diesen Faktoren gehören:
- unser Bindungsstil
- unser Stressempfinden
- unsere eigene Persönlichkeit
- die Persönlichkeit unseres Gegenübers
So kann es dann sein, dass manche Menschen dir besonders viel Energie rauben. Besonders extrem ist dieses Phänomen bei sogenannten Energieräuber:innen. Andere Menschen tragen hingegen dazu bei, dass du deine Energien wieder aufladen kannst. Dr. Arroll weist dabei darauf hin, dass es nicht nur darauf ankommt, ob du intro- oder extrovertiert bist. Auch Dinge, wie die Größe einer Gruppe, die Länge des sozialen Kontakts und deine aktuelle mentale Situation können deine sozialen Kapazitäten beeinflussen.
Die eigene Social Battery einschätzen lernen
Für manche Menschen leert sich laut Arroll die „Social Battery“ auch schneller, weil sie die Stimmungen der anderen besonders stark wahrnehmen. Dadurch empfinden sie soziale Interaktionen generell als anstrengender. Dies ist vor allem bei Hochsensibilität besonders ausgeprägt. Andere benötigen hingegen immer wieder neue Eindrücke und neue soziale Interaktionen, um sich lebendig zu fühlen.
Wie schnell sich unsere soziale Batterie also leert oder auflädt, kann von Person zu Person ganz unterschiedlich sein. Arroll empfiehlt deshalb, achtsam mit den eigenen Gefühlen umzugehen und sich so selbst gut kennenzulernen. Denn so kann auch jede:r für sich selbst herausfinden, wie sich die eigene soziale Batterie am besten wieder aufladen lässt.
So kannst du deine Social Battery wieder aufladen
Je nach deinen individuellen Voraussetzungen benötigst du also unterschiedliche Dinge, um wieder Kapazität für soziale Kontakte zu haben und dein Wohlbefinden zu steigern. Folgende Aspekte können dabei hilfreich sein:
- Kommunikation: Kommuniziere deine Bedürfnisse gegenüber Freund:innen, Partner:in sowie Kolleg:innen. Scheue dich dabei nicht, auch mal Nein zu sagen oder Verabredungen abzusagen.
- Zeit in der Natur: Verbringe Zeit in der Natur, um Stress zu reduzieren und ruhiger und entspannter zu werden.
- Achtsamkeit: Achtsamkeitsübungen, wie Meditationen, Atem- und Entspannungstechniken, können dir ebenfalls dabei helfen dein Stresslevel zu senken und deine eigenen Bedürfnisse stärker wahrzunehmen.
- Alternativen finden: Du bist eigentlich verabredet, hast aber gar keine Lust auf eine überfüllte Bar oder ein Restaurant? Und ganz allein möchtest du heute auch nicht sein? Statt abzusagen, kannst du vielleicht in manchen Situationen ersatzweise ein Telefonat oder einen Videoanruf anbieten.
- Weniger Reizüberflutung: Wenn dir mal wieder alles zu viel wird, versuche die Reize um dich herum zu minimieren. Schalte dein Smartphone also am besten aus und lege es weit weg, halte dich von Social-Media-Kanälen fern und schaffe bewusst Zeitfenster, in denen du dich der Selbstfürsorge widmen kannst.
- Schütze deine Energie: Manche Menschen in deinem Leben rauben dir immer wieder besonders viel Energie, ohne dir etwas zurückzugeben? Vielleicht handelt es sich gar um eine toxische Freundschaft. Dann kann es sinnvoll sein, diese Menschen darauf anzusprechen, den Kontakt gegebenenfalls einzuschränken oder die Freundschaft zu beenden.
Wenn du für dich herausgefunden hast, wie du deine „Social Battery“ am besten aufladen kannst, dann versuche am besten diese Methoden regelmäßig in dein Leben zu integrieren. Damit deine Mitmenschen deine Handlungen oder Absagen besser verstehen, ist es jedoch wichtig, dass du ihnen deine Lage klar kommunizierst.
Andersherum ist es genauso wichtig, dass deine Mitmenschen dir ebenfalls ihre Bedürfnisse mitteilen können. Sagt dir eine Freundin ab, weil sie gerade keine sozialen Kapazitäten mehr hat, solltest du ihr also keine Vorwürfe machen. Natürlich kannst du enttäuscht sein. Und bei mehreren Absagen lohnt es sich auch deine Enttäuschung anzusprechen. Achte jedoch darauf so zu reagieren, wie du es dir umgedreht auch wünschen würdest.
Die Social Battery als Muskel
Eine andere Art und Weise, das Konzept zu betrachten, ist wie bei einem Muskel: Ihn zu trainieren, macht zwar erstmal erschöpft, aber langfristig stärker. Weil die „Social Battery“ kein anerkanntes medizinisches oder psychologisches Konzept ist, gibt es dazu jedoch keine robuste Studienlage. Was man bisher herausgefunden hat:
Es gibt Forschung, die darauf hinweist, dass man soziale Fähigkeiten durch gezieltes Training verbessern kann. Dadurch wird das soziale Miteinander dann auch weniger stressig und anstrengend. Das Ergebnis könnte man als gestärkte soziale Batterie interpretieren.
Das Strength Model of Self-Regulation (also etwa Stärke-Modell der Selbstkontrolle) vertritt diese Ansicht. Es gibt jedoch in der Psychologie auch rivalisierende Theorien oder Modelle und es wird immer noch viel dazu geforscht.
Eine Studie aus 2025 zeigt: Soziale Begegnungen können kurzfristig emotional belebend wirken, aber wenige Stunden später zu erhöhtem Erschöpfungsgefühl führen. Der Effekt war hauptsächlich davon abhängig, ob die Personen ein Gefühl der Kontrolle über die Situation hatten – wenn ja, dann erholten sie sich schneller von dieser Erschöpfung. Das weist darauf hin, dass man das auch durch Training von Selbstwirksamkeit auch eine robustere soziale Batterie erreichen könnte.
Überarbeitet von Denise Schmucker
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