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Studie: Wer nachsalzt, stirbt früher?

Salz
Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Lorena Martinez

Der Konsum von zu viel Salz kann bis zu zwei Jahre deines Lebens kosten, zumindest wenn es nach den Ergebnissen einer aktuelle Studie geht. Was ist dran?

Zu viel Salz ist nicht gesund, das ist bereits weitreichend bekannt. Doch wieviel Salz es sein darf, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Erwachsene täglich eine Menge von maximal 6 Gramm. Das entspricht circa einem Teelöffel. Andere Organisationen, wie zum Beispiel die Weltgesundheitsorganisation WHO, legen den empfohlenen Höchstwert für Erwachsene bei nur 5 Gramm fest.

Im Durchschnitt essen wir jedoch wesentlich mehr Salz: Männer 10,0 Gramm und Frauen 8,4 Gramm Salz am Tag. Rund die Hälfte der Männer und mehr als ein Drittel der Frauen nehmen täglich sogar mehr als 10 Gramm Salz zu sich.

Ab welcher Menge Salz es gesundheitsschädigend werden kann, auch dazu haben die Wissenschaftler:innen unterschiedliche Meinungen. Eine neue Studie wird nun konkret, wenn es um die Gesundheitsrisiken von Salz geht. Dabei ist die Studie nicht unkritisch zu bewerten.

Wer nachsalzt, zahlt mit Lebenszeit – so die Studie

In der aktuellen Ausgabe der medizinischen Fachzeitschrift „European Heart Journal“ veröffentlichten Forscher:innen der Tulane University in New Orleans die Ergebnisse ihrer Studie zu Salzkonsum. Das Team um den Ernährungswissenschaftler Lu Qi kommt zu dem Schluss, dass besonders Nachsalzen potenziell gesundheitsschädigend ist. Es kann einzelne Personen sogar etwa 2 Jahre Lebenszeit kosten, so die Wissenschaftler:innen. Notorische Nachsalzer:innen haben laut Studienergebnisse sogar ein um 28 Prozent erhöhtes Risiko, früher zu sterben. Bei Männern kann dies sogar bedeuten, mehr als 2 Jahre zu verlieren. Bei Frauen liegt der Wert laut Studie bei etwa 1,5 Jahren. Das kann laut der Studie damit zusammenhängen, dass zu viel Salz den Blutdruck in die Höhe treibt. Vor allem konstant zu hoher Blutdruck führt oft zu ernsten Herz- und Kreislaufkrankheiten, die lebensgefährlich sein können.

Was erstaunlich ist: Nicht das Salz, das während des Kochens den Speisen beigefügt wird, sei laut Studie ausschlaggebend, sondern potenziell gefährlich sei das Salz, das man sich vor dem Verzehr noch zusätzlich auf das Essen streut. Die Folge sei laut Forscher:innen: Zu hoher Blutdruck oder Herz- und Kreislaufkrankheiten, die oft mit zu hohem Salzkonsum einher gehen.

Kochtöpfe sollten aus robusten, langlebigen Materialien hergestellt sein.
Ausschlaggebend sei, laut Studie, nicht das Salz, das dem Essen beim Kochen zugesetzt wird, sondern das Salz, das später beim Essen zusätzlich auf die Speisen gestreut wird. (Foto: CC0 Public Domain / Pexels - One Shot)

Die Ergebnisse sind nicht eindeutig

Die Studienergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn: Was im Studienverlauf nicht gemessen wurde, ist die genaue Menge an Salz, die beim Zubereiten der Speisen und später durch Nachsalzen dem Essen und somit den einzelnen Proband:innen zugeführt wurde. Die Teilnehmer:innen der Studie wurden lediglich dazu befragt, wie oft sie vor dem Verzehr zusätzlich salzen.

Außerdem wird in der Studie deutlich, dass es bei den Proband:innen mit hohem Blutdruck eine Korrelation mit ungesunder Ernährungsweise, zum Beispiel zu viel gebratenes und fettiges Essen, sowie mit einem zu hohen BMI gab. Diese Faktoren begünstigen ebenfalls Herz- und Kreislaufkrankheiten, die wiederum zum Tod führen können. Die Studie belegt somit nicht ausreichend, welche Faktoren korrelativ und welche kausal mit der verkürzten Lebensdauer zusammenhängen.

Weiter kommen die Forscher:innen zu dem Ergebnis, dass der vermeintlich negative Effekt des Nachsalzens durch eine ausgewogene Ernährung (mit ausreichend Gemüse) ausgeglichen werden kann. Dass Nachsalzen allein also schon zu einem erhöhten Risiko für Krankheiten und sogar zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate führen kann, ist demnach nicht eindeutig belegt.

Daten zu einer halbe Million Menschen

Im Rahmen der Studie konnte auf einen weltweiten Datenpool zugegriffen werden, der von 2006 bis 2010 aufgebaut wurde. So standen den Wissenschaftler:innen Daten aus einem Biobank-Projekt mit 500.000 Teilnehmer:innen zwischen 40 und 69 Jahren zur Verfügung. Darunter biomedizinische Informationen zu den Proband:innen, die auf freiwilliger Basis erhoben wurden. Die Kandidat:innen gaben in Fragebögen Auskunft zu ihrem Lebensstil, Krankengeschichte und zu Ernährungsgewohnheiten. Gewicht, Größe und Blutdruck wurden darüber hinaus regelmäßig gemessen.

Die Freiwilligen stellten zudem Blut- und Urinproben zur Verfügung, die wiederum konserviert und anschließend für DNA-Untersuchungen verwendet wurden. Der maximale Beobachtungszeitraum der einzelnen Proband:innen lag im Idealfall bei 30 Jahren. Die in dem Projekt erhobenen Daten stehen auch anderen Untersuchungen zur Verfügung. Auch für die Salz-Studie waren sie die Basis.

Die Dosis macht das Gift – Salz in Maßen ist wichtig

Salz nun zu verteufeln, ist nicht sinnvoll, zumal die Studienergebnisse nicht eindeutig sind. Und, obwohl sich das weiße Streu in den letzten Jahren zunehmend zu einem Lebensmittel entwickelte, vor dem Ernährungswissenschaftler:innen warnten, braucht es der Körper, um optimal zu funktionieren. Zu viel Salz kann krank machen, das Gleiche gilt jedoch auch für zu wenig Salz. Der Organismus braucht Nährstoffe wie das in Salz enthaltene Natrium oder Chlorid.

Diese beiden Stoffe sind an vielen lebenswichtigen Prozessen in unserem Körper beteiligt. Sie regeln zum Beispiel den Flüssigkeitshaushalt in den Zellen und den Herzrhythmus. Etwa die Hälfte der Natriums befindet sich dabei jedoch nicht in den Körperzellen, sondern im Knochengewebe. Dies ist entscheidend für ein Gleichgewicht, ohne das unsere Zellen nicht optimal funktionieren könnten. Einer Studie von 2018 zufolge kann zu wenig Natrium sogar die Ursache für Herz-/ Kreislaufkrankheiten sein. Der Grund: Es werden durch die verringerte Zunahme des Nährstoffs Hormone ausgeschüttet, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken – oder sogar zu erhöhter Sterblichkeit führen.

Chlorid ist ebenfalls essenziell für die optimale Funktion der Zellen. Darüber hinaus reguliert das Elektrolyt den Säure-Basen-Haushalt und die Abwehr von Krankheitserregern. Darauf zu verzichten wäre für die Gesundheit verheerend. Der Verzehr von Natrium und Chlorid sollte sich aber dennoch in Maßen halten. Die empfohlenen Mengen für Erwachsene liegen bei 1500 Milligramm für Natrium und 2300 Milligramm für Chlorid. Auch bei Salz sollte der empfohlene Höchstwert nicht überschritten werden. Da es keine einheitlichen Empfehlungen zur idealen Salzmenge pro Tag gibt, kannst du die empfohlenen Höchstwerte zur Orientierung verwenden und zusätzlich deinen Arzt konsultieren.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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