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Talkum: Wirkung, Verwendung und mögliche Gefahren

talkum
Foto: Colourbox.de/AtlasStudio

Talkum findet sich vor allem in Babypuder und vielen Kosmetikartikeln. Doch der Stoff steht unter Verdacht, krebserregend zu sein. Was ist dran an diesen Vorwürfen?

Talkum ist ein Mineral aus Magnesiumsilikat, Talkumpulver besteht aus zerkleinertem Talk. Das natürliche Mineral ist Hauptbestandteil von Speckstein. Es hat die Eigenschaft, Wasser zu binden und wird oft als Trenn- und Schmiermittel verwendet. Aus diesem Grund findest du Talkum häufig in folgenden Bereichen:

  • Medizin: Hier wird Talkum zur Pleurodese eingesetzt. Bei dieser Operation wird das Lungenfell mit dem Brustfell verbunden, um zu verhindern, dass Luft in den Pleuraspalt gelangt – das kann im schlimmsten Fall zum Atemstillstand führen. Das Talkum verklebt den Zwischenraum und soll somit Luft- und Flüssigkeitsansammlungen vermeiden. 
  • Lebensmittel: Talkum wird in der Lebensmittelindustrie vor allem als Trennmittel und Rieselhilfe eingesetzt. An der E-Nummer E553b erkennst du, ob ein Lebensmittel Talkum als Zusatzstoff enthält.
  • Kosmetik: Talkum findest du vor allem in Puder für Babys und für den vaginalen Genitalbereich, weil es Feuchtigkeit aufsaugt. Aber auch Kondome und Diaphragmen sind mit Talkum versehen, ebenso wie Rouge und Kajalstifte.
  • Außerdem wird Talkum als Trenn- und Schmiermittel in unterschiedlichen Produkten verwendet, zum Beispiel Gummi oder Buntstiften.

Talkum mit Asbest verunreinigt

Talkum ist in vielen Pflege- und Kosmetikprodukten enthalten.
Talkum ist in vielen Pflege- und Kosmetikprodukten enthalten.
(Foto: CC0 / Pixabay / MurrrPhoto)

Talkum steht schon lange in der Kritik – denn die Mineralien, aus denen es gewonnen wird, können mit krebserregendem Asbest kontaminiert sein. 

Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Forschung daher mit der Frage, ob von Talkum möglicherweise eine Krebsgefahr ausgeht. Dem Puder wird nachgesagt, mit Lungenkrebs und Tumoren in den Eierstöcken in Verbindung zu stehen. 2017 musste ein Pharmakonzern einer krebskranken US-Amerikanerin Entschädigungen in Millionenhöhe zahlen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass ihre Erkrankung durch Talkumpuder ausgelöst worden war, den sie jahrelang benutzt hatte. Allerdings ist sich die Forschung bisher uneinig, ob Talkumpuder zweifelsfrei krebserregend ist. Studien lieferten widersprüchliche Ergebnisse.

Talkum ist oft Bestandteil von Babypuder, weil es Flüssigkeit aufnimmt. Doch wenn das Baby zu viel des Puders einatmet, können sich seine Atemwege entzünden und schwere Lungenschäden entstehen. Deshalb haben sich zwischen 1979 und 2008 diverse Giftinformationszentren mit Talkum in Babypuder beschäftigt. Kinder, die zu viel Puder eingeatmet hatten, mussten teilweise intensivmedizinisch behandelt werden, trugen aber keine bleibenden Schäden davon. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) riet 2011 sogar dazu, talkumhaltige Babypuder zu verbieten. 

Weltgesundheitsorganisation: Talkum „wahrscheinlich krebserregend“

Auf Basis der aktuellen Studienlage stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Talkum seit 2024 alswahrscheinlich krebserregend“ ein. Früher galt es als weniger gefährlich, nur die Intimanwendung von Talkumpuder wurde als „möglicherweise krebserregend“ bewertet.

Die WHO hat Studien ausgewertet, die zeigen, dass Frauen, die Talkum im Intimbereich verwenden, häufiger an Eierstockkrebs erkranken. Die Expert:innen der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) der WHO sehen in diesen Studien jedoch nur einen begrenzten Beweis, da sie methodische Fehler aufwiesen. Außerdem war das verwendete Talkum häufig mit Asbest verunreinigt. Auch Frauen in der Papierindustrie hatten in Studien ein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs, wobei eine Asbestexposition nicht ausgeschlossen werden konnte.

In den untersuchten Tierversuchen führte Talk zu seltenen Tumoren und Laboruntersuchungen zeigen, dass Talk chronische Entzündungen auslöst, das Zellwachstum beeinflusst und Gewebeveränderungen wie Zellvermehrung (Hyperplasie) hervorruft. Die WHO kommt daher zu dem Schluss, dass auch asbestfreies Talkum krebserzeugend sein kann.

Für Talkum gelten deshalb bestimmte Vorschriften: Laut Anhang IV Nr. 1 der Gefahrenstoffverordnung (GefStoffV) dürfen mineralische Rohstoffe nicht mehr als 0,1 Prozent Asbest enthalten. Das gilt für alle Verarbeitungsprozesse, von der Gewinnung bis zur Herstellung von Talkumpulver.

Mit der Neubewertung von Talkum als wahrscheinlich krebserregend müssen nun Apotheken Talkum strenger kennzeichnen, spezielle Sicherheitsmaßnahmen einhalten und die Hygienevorschriften bei der Verarbeitung noch genauer beachten.

Alternative: Puder ohne Talkum

Bei der Babypflege empfehlen sich Produkte ohne Talkum.
Bei der Babypflege empfehlen sich Produkte ohne Talkum.
(Foto: CC0 / Pixabay / tung256)

Dich als Verbraucher:in muss die (Neu-)Bewertung von Talkum in Bezug auf das Krebsrisiko nicht in Panik versetzen, so Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes. Sie betont, dass sich Menschen, die bisher Talkumpuder verwendet haben, keine allzu großen Sorgen machen müssen. Die Neubewertung bedeutet nicht automatisch, dass alle bisherigen Anwendungen gefährlich waren. Es handelt sich vielmehr um eine vorsichtige Einschätzung, die vor allem für Menschen relevant ist, die Talkum regelmäßig im Intimbereich oder in anderen sensiblen Bereichen anwenden. Wenn du auf Nummer sicher gehen möchtest, kannst du auf andere Produkte umsteigen, besonders bei der Babypflege.

In diesem Bereich sind Öl oder Cremes bessere Alternativen als talkumhaltige Puder. Auch für Menschen, die Talkum für die Intimpflege verwenden, gibt es andere Optionen. Erkundige dich am besten in der Apotheke oder bei deinem Arzt oder deiner Ärztin danach.

Tipp: Auch in Lebensmitteln und Kosmetika kannst du Talkum vermeiden. Achte darauf, ob das Produkt laut Verpackung „Talkum“ oder „E553b“ enthält.

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Überarbeitet von Annika Reketat

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