Terra Preta ist die schwarze Erde aus dem Regenwald und gilt unter Hobby-Gärtner:innen als Geheimtipp. Denn sie kommt ohne Dünger, Pestizide und andere Zusätze aus. Mit ihr kannst du ganz natürlich gärtnern.
Terra Preta, oft als „Schwarze Erde“ bezeichnet, ist ein bemerkenswertes Bodenverbesserungsmittel mit Ursprung in den Amazonasgebieten Südamerikas. Diese außergewöhnlich fruchtbare Erde wurde über Jahrhunderte von indigenen Völkern gepflegt und gilt als ein herausragendes Beispiel nachhaltiger Landwirtschaft.
Terra Preta setzt sich aus einer Kombination von Pflanzenresten, Holzkohle und organischen Abfällen zusammen und kann Nährstoffe langfristig speichern, den Boden regenerieren und CO₂ binden. Angesichts des Klimawandels und der Erschöpfung der Böden bietet diese Erde vielversprechende Ansätze für eine nachhaltige landwirtschaftliche Praxis.
Terra Preta: Erde wie zu Urzeiten
Die Terra Petra (portugiesisch für „Schwarze Erde“) haben Forschende erstmals an hochwassergeschützten Anhöhen nahe des Amazonas entdeckt. Fest steht zwar, dass diese spezielle Erde von Menschen gemacht wurde – wie genau, ist den Wissenschaftler:innen aber bis heute ein Rätsel. Allerdings gibt es Hypothesen, wie die Terra Preta entstanden ist:
- Die indigene Bevölkerung soll ihre (organischen) Abfälle zusammen mit Holzkohlepulver auf dem Boden verteilt haben, sodass sich eine fruchtbare Humus-Schicht gebildet hat. Außerdem legten sie Mischkulturen an (statt Monokulturen wie heutzutage üblich) und gaben dem Boden über Jahrzehnte hinweg alle Nährstoffe zurück, die sie abernteten.
- Ein besonderes Phänomen: Terra Preta wächst offenbar selbstständig weiter. Unter dem Waldboden soll sich Terra Preta in Brasilien neugebildet haben, so die Autoren des Buches „Terra Preta“ (siehe Buchtipps). Dies könnte an einem Schimmelpilz liegen, der den Boden zersetzt.
Auch in Deutschland gibt es Terra-Preta-Böden: unter anderem in der Hildesheimer und Magdeburger Börde und im Thüringer Becken.
Eigenschaften der Terra Preta
Der Zustand unserer Erdböden hat sich durch schwere Maschinen, das Pflügen und Düngen, die Monokulturen und die Erosion stark verschlechtert. Die Terra Preta ist so besonders, weil sie genau das Gegenteil von den in Mitleidenschaft gezogenen Böden in sich vereint:
- sehr lockerer Boden,
- sehr fruchtbar, sodass Düngen nicht mehr nötig ist,
- benötigt nur wenig Wasser,
- kaum anfällig für Schädlinge und Schnecken,
- speichert viel CO₂ im Boden.
Im Vergleich mit unserer hochindustriellen Landwirtschaft hat die Schwarze Erde daher viele Vorteile: Hobby-Gärtner:innen und landwirtschaftliche Betriebe können auf Dünger verzichten, der den Boden und das Grundwasser schädigt. Da Terra Preta kaum Wasser benötigt, können auch Landwirt:innen in wasserarmen Regionen bessere Erträge erzielen. Zudem kann die Ressource Wasser besser genutzt werden. Auch chemisch-synthetische Pestizide sind nicht nötig, da die Terra Preta Schädlingen kaum eine Chance lässt.
Besonders ist der hohe Anteil an Pflanzenkohle im Erdboden, die das CO₂ der Pflanzen speichert. Das macht die Terra Preta zu einem aktiven Teil des Klimaschutzes.
So funktioniert Gärtnern mit Terra Preta
Die fruchtbare Schwarzerde kannst du bei vielseitig verwenden:
- fürs Gemüsebeet
- fürs Blumenbeet
- für Obststräucher
- für Bäume und Sträucher
- für einen satten Rasen
- für Balkonkübel
- für Zimmerpflanzen
- für ein Hochbeet
- zum Anzüchten von Gemüsepflanzen
Tipp: Im Buch „Natürlich Gärtnern mit Terra Preta“ findest du ausführliche Beschreibungen, wie du die Schwarzerde zu den verschiedenen Gelegenheiten am besten verwendest. Manchmal genügt es schon, die Terra Preta mit gewöhnlicher Erde zu mischen oder bei manchen Pflanzen im Sommer noch einmal eine Extra-Portion Terra Preta nachzulegen.
Terra Preta selber herstellen: Was brauche ich?
Terra Preta besteht klassisch aus Pflanzenkohle, Gesteinsmehl und effektiven Mikroorganismen in aktivierter Form (EM-a). Bei den Mikroorganismen handelt es sich neben anderen Bakterienarten in erster Linie um Milchsäure- und Fotosynthesebakterien. Sie verhindern zum Beispiel Fäulnis, machen Pflanzen weniger krankheits- und schädlingsanfällig und sind für Abbau- und Umbau-Prozesse verantwortlich. Aus diesen Gründen sind sie auch nötig, um Haushalts- und Gartenabfälle zu fermentieren. Anders als beim normalen Kompostieren bleiben mehr Nährstoffe enthalten. Außerdem kannst du beim Fermentieren so gut wie nichts falsch machen, während du beim Kompostieren auf viele Dinge achten musst.
Pflanzenkohle, Gesteinsmehl und EM-a lassen sich mit etwas Aufwand selbst herstellen, jedoch auch günstig kaufen. Die EM-a kosten circa sechs Euro pro Literflasche, die Pflanzenkohle ist der teuerste Bestandteil der Terra Preta. Doch auch die Kohle kannst du mit einem Holzvergaserofen oder einem offenen Pyrolyseofen (Kon-Tiki) selber machen. Mit einem Sampada-Ofen kannst du sogar grillen und die anfallende Pflanzenkohle für die Schwarzerde nutzen.
Für 10 Liter Terra-Preta-Konzentrat brauchst du:
- 9 Liter Pflanzenkohle
- 2 Kilo Gesteinsmehl
- 1 Liter EM-a
Ist Terra Preta im heimischen Garten sinnvoll?
Martin Krumbein vom Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Erfurt sagt in einem Interview mit MDR, dass Terra Preta bei den Bodenbedingungen in Deutschland nicht unbedingt notwendig ist. „Wer Kompost im Garten hat, auf die Fruchtfolge achtet und seinen Boden richtig bearbeitet, braucht keine Terra Preta zu verwenden“, so Krumbein. Unser einheimischer Boden lasse sich besser mit Humus und anderen Nährstoffe anreichern, verglichen mit der Erde im Amazonas.
Anwendung: Terra-Preta selbst machen
Das Terra-Preta-Konzentrat reicht für 100 Liter Schwarzerde, die du mit einem Stapelkompost herstellen kannst:
- Rindermist oder ähnliches Material sollte die unterste Schicht des Kompostes bilden.
- Darauf folgt eine Schicht Kompost und eine Schicht des Terra-Preta-Konzentrats. Für den Kompost kannst du alle pflanzlichen Abfälle aus Garten und Küche nehmen – von Unkraut bis Kaffeesatz.
- Jetzt solltest du dreimal Kompost und Terra-Preta-Konzentrat im Wechsel hinzugeben sowie etwas Wasser.
- Dann alles festtreten und mit einer Plane abdecken.
- Nach sechs bis acht Wochen ist die Schwarzerde fertig.
Auf einem Flächenkompost und mit Bokashi-Eimern (Küchen- und Gartenabfälle im Eimer) kannst du auch Terra Preta herstellen. Das Verhältnis mit dem Terra-Preta-Konzentrat und den organischen Abfällen beträgt ebenfalls 1:10.
Zwei Buchtipps zum Thema:
1. „Terra Preta: Die schwarze Revolution aus dem Regenwald“ liefert spannende Hintergründe zur Herkunft und der Bedeutung von Terra Preta heute. Die Autoren reflektieren Umweltprobleme und Missstände im Agrarsektor und zeigen, wie diese mit Terra Preta behoben werden können. Zudem erklären sie, wie du leicht selbst die Schwarzerde herstellst und verwendest.
- oekom Verlag
- ISBN: 978-3-96238-026-7
- Preis 22,00 Euro
- eine Leseprobe gibt es beim Verlag
- zu kaufen: am besten lokal beim Buchhändler deines Vertrauens oder online beim Oekom Verlag oder bei Buch7
2. „Natürlich gärtnern mit Terra Preta“ ist ein praxisnaher Ratgeber, der jedem den Einstieg ins natürliche Gärtnern erleichtert. Der Fokus liegt auf der eigenen Herstellung der Zutaten für das Terra-Preta-Konzentrat, der Terra-Preta-Mischung und der Anwendung in verschiedenen Bereichen des Gartens.
- oekom Verlag
- ISBN: 978-3-96238-015-1
- Preis 19,00 Euro
- eine Leseprobe gibt es beim Verlag
- zu kaufen: am besten lokal beim Buchhändler deines Vertrauens oder online beim Oekom Verlag oder bei Buch7
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English version available: Terra Preta: What’s So Special About Amazonian Dark Earths?
Überarbeitet von Jennifer Watzek
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