Tornados kennen viele aus den USA, wo sie regelmäßig große Zerstörungen anrichten. Doch auch bei uns gibt es jedes Jahr Tornados. Wie häufig kommen Tornados bei uns vor? Und welche Rolle spielt dabei der Klimawandel?
Tornados sind bei uns in Deutschland zum Glück eher selten, denn sie können großen Schaden anrichten. Dennoch, jedes Jahr gibt es auch bei uns mehrere starke Tornados. Was ist eigentlich ein Tornado? Wie entsteht er? Und werden Tornados bei uns durch den Klimawandel häufiger? Diesen Fragen sind wir nachgegangen.
Was ist ein Tornado?
Der Deutsche Wetterdienst definiert einen Tornado als „Luftsäule mit Bodenkontakt, die um eine mehr oder weniger senkrecht orientierte Achse rotiert und sich unter einer cumuliformen Wolke befindet.“ Wir bezeichnen einen Tornado manchmal auch als Windhose oder, wenn er über dem Meer oder einem See auftritt, als Wasserhose. Im Sprachgebrauch werden die Begriffe „Tornado“ und „Hurrikan“ oft durcheinander gebracht. Während ein Tornado räumlich gesehen meist kleiner als ein Kilometer ist, sind Hurrikans ausgewachsene tropische Tiefdruckgebiete mit oft mehreren Hundert Kilometern Durchmesser.
Tornados können entstehen, wenn in der Atmosphäre große Temperaturgegensätze herrschen und Luft aufsteigt. Oftmals stehen Tornados in Zusammenhang mit gewaltigen, rotierenden Gewittern, den Superzellen. Durch eine Änderung der Windrichtung und -geschwindigkeit mit der Höhe sowie frei werdende Kondensationswärme kann ein rotierender Luftschlauch, der Tornado, entstehen. Der Tornado erzeugt dann je nach Stärke Windgeschwindigkeiten von bis zu mehreren hundert Kilometern pro Stunde.
Tornados sind eher kurzlebig: Bei uns lösen sie sich meistens schon wenige Minuten nach Entstehung wieder auf. Besonders starke Tornados können allerdings auch mehrere Stunden ihr Unwesen treiben.
Wo kommen Tornados vor?
Tornados kommen prinzipiell in ganz Deutschland vor, wie die Abbildung des Deutschen Wetterdienstes zeigt. Am 20. Mai 2022 beispielsweise kam es in Deutschland zu einer regelrechten Tornadoserie mit mindestens acht Tornados.
Im Vergleich zu anderen Regionen der Erde kommen Tornados in Deutschland jedoch eher selten vor. Deutlich häufiger gibt es sie etwa in der berüchtigten „Tornado-Alley“ im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten von Amerika. Dort gibt es häufiger extreme Temperaturunterschiede, welche die Bildung von Tornados begünstigen. Bei uns in Deutschland sind diese großen Temperaturgegensätze seltener, deswegen treten hier auch seltener Tornados auf.
Tornado: Diese Schäden kann er anrichten
In einem Tornado können Windgeschwindigkeiten von mehreren hundert Kilometern pro Stunde erreicht werden. Die Stärke eines Tornados wird mit der Fujita-Skala angegeben. Die Skala beinhaltet sechs Stufen von F0 bis F5. Dabei werden schwache Tornados mit Windgeschwindigkeiten von unter 117 Kilometern pro Stunde als F0-Tornado bezeichnet. Die bisher stärksten beobachteten Tornados der Kategorie F5 haben Windgeschwindigkeiten von über 500 Kilometern pro Stunde. Diese extrem starken Tornados sind glücklicherweise sehr selten.
Ein Tornado kann sehr starke Schäden und Zerstörungen anrichten. Je nach Stärke entsprechend der Fujita-Skala musst du etwa mit folgenden Schäden rechnen:
- F0: Äste brechen ab und flach wurzelnde Bäume können umstürzen.
- F1: Dachziegel lösen sich, Wohnwagen werden umgeweht.
- F2: Ganze Dächer werden abgedeckt, große Bäume werden abgebrochen.
- F3: Dächer und Wände von stabilen Häusern werden zerstört, ganze Wälder können verwüstet werden.
- F4: Häuser mit Fundament werden völlig zerstört, Autos werden durch die Luft geschleudert.
- F5: Gebäude werden aus ihren Fundamenten gehoben, Autos werden hunderte Meter durch die Luft geschleudert.
Werden Tornados durch den Klimawandel häufiger?
Diese Frage lässt sich nicht ganz so leicht beantworten. Im Interview mit dem Westdeutschen Rundfunk erklärt der Klimaforscher Mojib Latif, dass theoretisch mit einer Zunahme von Tornados im Klimawandel zu rechnen ist. Andere Klimaforschende sehen keinen solch deutlichen Zusammenhang: Weil Tornados so kleinräumig auftreten und meist nur sehr kurzlebig sind, werden sie von Klimamodellen nicht gut abgebildet. Deswegen untersuchen Klimaforscher:innen stattdessen, wie sich der Klimawandel auf die Wetterbedingungen auswirkt, die die Entstehung von Tornados begünstigen. Und diese zeigen unterschiedliche Trends. Zurzeit wissen wir also noch nicht genug, um zuverlässig sagen zu können, wie sich die Stärke und Häufigkeit von Tornados mit dem Klimawandel verändern werden.
Die aktuelle Datenlage des Deutschen Wetterdienstes von beobachteten Tornados in Deutschland zeigt bisher auch keinen eindeutigen Trend. Bis zum Jahr 2000 wurden Tornados in Deutschland nicht gut erfasst. Dank des Internets und digitaler Fotografie werden Tornados seit den 2000er Jahren häufiger und besser dokumentiert. Dadurch nimmt die Anzahl der dokumentierten Tornados zu. Es gibt jedoch auch heute noch eine Dunkelziffer an nicht dokumentierten Tornados.
Aus den Daten seit dem Jahr 2000 geht hervor, dass Tornados in Deutschland in diesem Zeitraum weder häufiger noch stärker geworden sind. Die Daten zeigen jedoch, dass es Phasen gibt, in denen es mal mehr und mal weniger Tornados gibt. Im Mittel gibt es jährlich 47 Tornados, im Jahr 2022 gab es beispielsweise nur 34 registrierte Tornados.
Was tun, wenn Tornados angekündigt sind?
Du kannst einiges tun, um dich vor Tornados zu schützen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat eine Liste mit Empfehlungen herausgegeben, wie du dich bei Sturm und Tornados verhalten solltest.
Sind Tornados angekündigt, kannst du bereits vorbeugend einige Dinge tun:
- Schließe alle Fenster und Türen.
- Sichere lose Gegenstände (Mülltonnen, Balkon- und Gartenmöbel, Blumenkästen sowie alles, was auf Menschen herabfallen kann).
- Meide Orte, an denen du von Gegenständen getroffen werden könntest, die der Sturm mitreißt.
- Falls du dich im Freien aufhältst, suche ein festes Gebäude auf (kein Zelt und auch kein Wohnwagen!).
- Bereite dich auch auf einen möglichen Stromausfall vor.
- Parke dein Auto nicht in der Nähe von Häusern oder hohen Bäumen.
Wenn du eine stark rotierende Gewitter- oder Schauerwolke beobachtest, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich in diesem Augenblick ein Tornado in deiner Nähe befindet. Dann musst du dich schnell in Sicherheit bringen. Beachte dabei folgendes:
- Bleibe im festen Gebäude und halte dich von Fenstern fern.
- Meide Räume, die von umstürzenden Bäumen geschädigt werden können.
- Meide Räume unmittelbar unter dem Dachstuhl.
- Schalte Radio und Fernseher ein, um weitere Informationen zu erhalten.
- Wähle bei einem Notfall den Notruf der Feuerwehr (112).
Wenn du einen Tornado beobachtet haben solltest, kannst du diesen auf einem Meldeportal des Deutschen Wetterdiensts melden. Das hilft den Meteorologen:innen vom Deutschen Wetterdienst, andere Menschen besser und präziser zu warnen.
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