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Trash Talk im Sport: Das steckt dahinter

Trash Talk tritt gerade im Fußball häufig auf
Foto: CC0 / Pixabay / phillipkofler

Durch Trash Talk erhoffen sich Sportler:innen einen unfairen Vorteil im Wettkampf. Sie nutzen Sticheleien und Provokationen, um das gegnerische Team abzulenken und leistungsschwächer zu machen. Mehr darüber erfährst du hier.

Beschimpfungen, Provokationen und gemeine Sprüche, die die Gegner:innen verärgern und aus der Fassung bringen sollen: Das ist Trash Talk. Dieses taktische „Müll-Gerede“ ist in vielen Sportarten weitverbreitet. Du kennst es vielleicht vom Fußball, wenn Spieler:innen auf dem Rasen Streit vom Zaun brechen, oder von Wutausbrüchen unter Tennisspieler:innen.

Als Meister des Trash Talks gilt der Boxer Muhammad Ali. Auf YouTube gibt es sogar mehrere Zusammenschnitte seiner Trash-Talk-Reden. 1963 veröffentlichte die Sport-Legende mit „I am the Greatest“ ein ganzes Album, das zum Teil aus Trash Talk bestand. 

Doch was bringt diese Taktik wirklich? Und: Ist sie überhaupt erlaubt? 

Trash Talk: Das steckt dahinter

Trash Talk kann während eines Wettkampfs eine manipulative Wirkung haben.
Trash Talk kann während eines Wettkampfs eine manipulative Wirkung haben.
(Foto: CC0 / Pixabay / 12019)

Trash Talk kommt in allen Sportarten vor. Selbst in der Gamer-Szene sind die verbalen Attacken verbreitet. Das Ziel hinter Trash Talk ist, Gegner:innen derart zu verwirren und provozieren, dass sie die Fassung verlieren und im Wettkampf Fehler machen. Und leider geht diese Strategie ganz oft auf. Auf dieses Ergebnis kam die Wissenschaftlerin Karen C. P. McDermott, die an der University of Connecticut forscht. In einer Studie untersuchte sie, welche Auswirkungen Trash Talk während eines Rennspiels am PC auf die Spieler:innen hat. 

Das sind die Ergebnisse: 

  • Es ist nicht die Beleidigung an sich, die die Teilnehmer:innen aus der Fassung brachte.
  • Viel mehr schnitten die Spieler:innen in dem Rennspiel durch die Emotionen, die der Trash Talk in ihnen auslöste, schlechter ab.
  • Trash Talk hat also eine manipulative Wirkung und führt dazu, dass aus Unsicherheit Fehler gemacht werden.

Beispiele für Trash Talk im Sport

Da Trash Talk so verbreitet ist, konnten Sportpsycholog:innen bereits verschiedene Typen davon feststellen.

  • Gegner:innen können versuchen, ein Flashback hervorzurufen – also eine blitzartige Erinnerung, zum Beispiel an einer Verletzung. „Ist dein Knie verheilt, Kollege?“ ist demnach zum Beispiel kein Ausdruck von echter Sorge, sondern soll das Gegenüber an seine Verletzung erinnern und damit verunsichern.
  • Eine falsche Entschuldigung ist ebenfalls ein häufig eingesetztes Mittel zum Trash Talk. Für Zuschauer:innen sieht es beispielsweise wie eine nette Geste aus, sich nach einem Foul während des Spiels bei der Gegnerin zu entschuldigen. Sie allein hört aber vielleicht den sarkastischen Tonfall oder die unterschwellige Stichelei – und fühlt sich daraufhin provoziert, was ihre Leistung für den Rest des Spiels beeinträchtigt.
  • Wortspiele oder -witze und Reime sind besonders eingängig. Der Fußballer Herbert Finken wurde zum Beispiel bekannt durch den Kommentar „Mein Name ist Finken und du wirst gleich hinken“ einem generischen Spieler gegenüber.
  • Übertreibungen und Vergleiche werden genutzt, um Gegner:innen direkt zu beleidigen. Football-Spieler Hollywood Henderson versuchte zum Beispiel einmal, einen Gegenspieler mit folgenden Worten aus dem Gleichgewicht zu bringen: „Er ist so dumm, er kann noch nicht einmal ,Cat‘ buchstabieren, wenn man ihm ein C und ein A vorgibt.“

Ist Trash Talk im Sport verboten?

Trash Talk kann bestraft werden.
Trash Talk kann bestraft werden.
(Foto: CC0 / Pixabay / planet_fox)

Für Trash Talk gibt es beim Fußball schon mal eine gelbe oder rote Karte, wenn Schiedsrichter:innen etwas von den verbalen Attacken mitbekommen. Auch beim Basketball kann der:die Schiedsrichter:in eingreifen, wenn es zu Trash Talk kommt.

Trash Talk an sich ist nicht verboten, doch übertreiben es die Spieler:innen, können sie eine Verwarnung bekommen. Das trifft vor allem zu, wenn es sich dabei nicht mehr um harmlose Sticheleien handelt, sondern die Provokationen rassistisch, sexistisch oder homophob werden. Wie Deutschlandfunk berichtet, kann es sogar möglich sein, dass bei rassistischen Beleidigungen das Spiel abgebrochen wird. Im Computerspiele-Bereich gibt es oft Community-Richtlinien, die Trash Talk untersagen. 

Was du dagegen tun kannst

Egal bei welcher Art von Spiel oder Sport: Trash Talk ist eine recht gängige Strategie, auch wenn sie nicht gern gesehen wird. Wenn du selbst Trash Talk erlebst oder mitbekommst, empfehlen Sportpsycholog:innen, dich so zu verhalten: 

  • Gehe nicht auf die Provokationen ein, indem du versuchst, „schlagfertig“ zu kontern. Versuche stattdessen, Distanz zu schaffen und dich auf das Spiel zu konzentrieren. Stoizismus zu praktizieren, kann dir helfen, in allen Lebenslagen die Ruhe zu bewahren. Das könntest du auch auf den Sport übertragen.
  • Stärke deine Selbstwirksamkeit. Damit ist der Glaube an dich, deine Fähigkeiten und Leistungen gemeint. Ist dieser Glaube tief in dir verwurzelt, gelingt es dir besser, verbale Attacken an dir abprallen zu lassen. 
  • Gehen die Sprüche zu weit oder die Sticheleien hören nicht auf, ist es sinnvoll, diese an die Trainer:innen oder Schiedsrichter:innen zu melden.

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