Trockenshampoo: Haare waschen ohne Wasser. Ideal, wenn’s schnell gehen muss, weil man verschlafen hat. Oder doch nicht? Öko-Test hat Trockenshampoo getestet – und Utopia erklärt, was drin steckt, wie man es anwendet, welche umweltfreundlicheren Alternativen es gibt.
Fettige, widerspenstige Strähnen kleben an der Stirn oder am Hinterkopf, zum Haarewaschen bleibt keine Zeit, dabei steht heute ein wichtiger Termin an. Alle mit langen Haaren waren vermutlich schon einmal in dieser Situation. Zusätzlich schadet häufiges Haarewaschen den Längen und Spitzen, weil es diese austrocknet.
Abhilfe verspricht hier Trockenshampoo, das überflüssigen Talg von Kopfhaut und Haaransatz entfernen soll. Angeblich funktioniert das heute zuverlässig, schnell, ohne Wasser und ohne lästige Nebeneffekte wie Grauschleier. Soweit, so gut. Die Sache hat allerdings einen (oder mehrere) Haken.
Öko-Test: Trockenshampoos
Öko-Test hat sich Trockenshampoos näher angesehen. Schön: Im Trockenshampoo-Test konnte sich jedes zweite Shampoo die Bestnote sichern, 7 von 13 getesteten Trockenshampoos enthielten keine bedenklichen Inhaltsstoffe.
Öko-Test Trockenshampoo – Alle Testergebnisse als PDF**
Aber auch keine Geheimrezeptur. Denn genau genommen basieren sie alle auf einem einfachen Hausmittel, das wir weiter unten vorstellen. Ein Bindemittel (häufig Stärke) saugt das Fett am Haaransatz auf und nach wenigen Minuten lässt es sich mit dem Fett leicht herauskämmen. Das Schlusslicht im Test enthält allerdings eine ziemlich fragwürdige Mixtur, so Öko-Test.
- Alternative: Trockenshampoo selber machen
Trockenshampoo-Preiskracher fällt bei Öko-Test durch
Mit gerade einmal 1,45 Euro pro 200 ml-Flasche ist das Algemarina Trocken Shampoo für Echt- und Kunsthaar ein richtiges Schnäppchen. Doch die Inhaltsstoffe sind laut Öko-Test alarmierend: Als einziges Trockenshampoo enthält es die fünf umstrittenen Stoffe Lilial, Lyral, künstlichen Moschusduft, Diethylphthalat und halogenorganischen Verbindungen. Sie stehen unter anderem im Verdacht, schädlich für die Fortpflanzung und ursächlich für Leberschäden zu sein. Aus diesem Grund fällt das Trockenshampoo durch.
Die Eigenmarken von zwei großen Drogerieketten sind ebenso gut wie viele Marken-Trockenshampoos. Die Testsieger der Drogerieketten:
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Müller Drogeriemarkt / Aiko Styling Factory Blitzschnelle Haarwäsche
(2,45 Euro / 200 ml) -
dm / Balea Trocken Shampoo für dunkles Haar
(1,75 Euro / 200 ml)
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Aber nicht alle Eigenmarken sind auch top. So landete etwa die Eigenmarke der Drogeriekette Rossmann nur im Mittelfeld.
Bei Marken-Trockenshampoos gab es fünfmal die Bestnote
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Aussie Miracle Dry Shampoo Instant Clean
(4,95 Euro / 180 ml) -
Aveda Shampure Dry Shampoo
(als Pulver, 22,95 Euro / 56 g) -
Church & Dwight / Batiste Trockenshampoo mittelbraun & brünett
(4,99 Euro / 200 ml) -
Schwarzkopf & Henkel / Schauma Cotton Fresh Trocken-Shampoo
(2,45 Euro / 150 ml) -
Schwarzkopf & Henkel / Syoss Volume Lift Trocken-Shampoo
(3,95 Euro / 200 ml)
Öko-Test: Daumen hoch für Naturkosmetik
Die Trockenshampoos aus zertifizierter Naturkosmetik können einen Doppelsieg einfahren: Beide getesteten Produkte überzeugten auf ganzer Linie und erhielten die Bestnote. Sie sind allerdings nicht als Spray, sondern als Puder erhältlich.
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dm / Alverde Trocken-Shampoo Bio-Brennnessel Bio-Zitronenmelisse
(2,45 Euro / 25 g) -
H&M Conscious Dry Shampoo
(9,98 Euro / 35 g)
Trockenshampoo ersetzt Haarewaschen nicht!
Die Wirkung von Trockenshampoo ist zwar verlockend, Expert:innen warnen aber davor, das „richtige“ Haare waschen durch Trockenshampoo zu ersetzen. Vielmehr handelt es sich beim Trockenshampoo um ein kurzfristiges Haarauffrischen – keine gründliche Reinigung.
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Wie wirkt Trockenshampoo eigentlich?
Das Wirkprinzip von Trockenshampoos ist schon seit mehreren Hundert Jahren bekannt. Puder aus Pflanzenstärke oder Talkum wird auf dem Kopf verteilt und in den Haaransatz einmassiert. Gerade im 18. und 19. Jahrhundert, als eher selten gebadet wurde, war diese Methode sehr beliebt. Die in Gemälden aus dieser Zeit oft grauen Haare sind ein Ergebnis dieses Verhaltens – die gepuderten Haare bekamen einfach einen deutlichen Grauschleier.
Aus diesem Grund war Trockenshampoo lange verpönt, feiert jedoch in den vergangenen Jahren sein Comeback in der Schönheitsindustrie. Moderne Produkte saugen überflüssiges Fett auf und sorgen gleichzeitig für mehr Volumen. Ihre Zusammensetzung verhindert dabei einen Grauschleier, da nur wenig Trockenshampoo benötigt wird und es leicht wieder ausgebürstet werden kann.
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Wie du Trockenshampoo richtig anwendest
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Trockenshampoo: solches zum Aufsprühen und die in Puderform aus einer normalen Dose. Die Sprühdosen-Produkte musst du vor Gebrauch sehr gut schütteln, damit sich die Shampoo-Partikel auch gleichmäßig verteilen. Anschließend auf die gewünschten Stellen aufsprühen, mit einem Handtuch einmassieren und kurz (etwa drei Minuten) einwirken lassen. Ausbürsten, fertig.
Bei Puder aus der Dose ist die Anwendung ein bisschen trickreicher. Am einfachsten gelingt das mit einem großen Makeup-Pinsel, denn die Öffnungen der Puderdosen lassen meist kein genaues Dosieren direkt im Haar zu. Also gibst du nur wenig (!) Trockenshampoo auf die Handfläche oder in eine kleine Schale und trägst es dann mit dem Pinsel auf die gewünschten Stellen auf. So sorgst du für eine gleichmäßige Verteilung im Haar. Einmassieren, einwirken, ausbürsten, fertig.
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Problematische Inhaltsstoffe im Trockenshampoo
Wer schön sein will, muss leiden, lautet ein Sprichwort. Im Fall von Trockenshampoo leidet aber eher die Umwelt. Zwar ist der Grundbestandteil fast aller Trockenshampoos ökologisch unbedenkliches Reismehl, doch speziell bei Sprühshampoos sind die weiteren Bestandteile eher fragwürdig. Die für eine einfache Anwendung notwendige feine Verteilung wird mit dem Einsatz von Treibhausgasen wie Butanen erreicht. Allein deswegen solltest du um diese Produkte einen Bogen machen.
Hinzu kommen in beiden Arten von Trockenshampoo noch Substanzen wie ätherische Öle (für den Duft), Silikone, Lösungsmittel (Propylene) oder Alkohol, die Menschen mit Allergien oder empfindlicher Haut schaden können. Manche Produkte verwenden als Basis auch Talkum, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein. Du solltest dir also immer genau durchlesen, was im Produkt deiner Wahl enthalten ist, willst du mögliche Gesundheitsrisiken vermeiden.
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Alternativen: Trockenshampoo aus Hausmitteln
Da die Basis von Trockenshampoo natürliche Inhaltsstoffe sind, findest du auch passenden Alternativen in der Naturkosmetik. Diese sind immer in Puderform und teilweise sogar vegan. Aber auch sie enthalten zum Teil Inhaltsstoffe, die uns von einer Produktempfehlung absehen lassen.
Dafür wollen wir dir eine andere Alternative präsentieren: Mach dein Trockenshampoo einfach selbst. Die „Zutaten“ dafür hast du wahrscheinlich sogar zuhause – und billiger sind unsere Tipps allemal:
Zum Test: Den vollständigen Öko-Test Trockenshampoo findest du in Öko-Test 10/2017.
S.Schulz/J.Pfliegl/aw
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