Die TV-Reportage „Tiertransporte gnadenlos“ zeigt die Bedingungen von Tiertransporten ins Ausland: Wie steht es um den Tierschutz und was passiert am Zielort mit den Tieren? Die Reportage zeigt verstörende Bilder.
Tausende Tiere werden jeden Tag in Deutschland transportiert. Doch was passiert mit den Transporten ins Ausland? Tierschützer*innen von Animal Welfare und ein Kamerateam begleiten verschiedene Tiertransporte von deutschen Kühne ins Ausland, zum Beispiel nach Asien und Nordafrika. Insgesamt mehr als 30.000 Rinder werden jedes Jahr angeblich zu Zuchtzwecken in Länder außerhalb der EU exportiert. Und schnell wird klar: Niemand überwacht diese Tiertransporte und niemand interessiert sich dafür, was mit den Tieren passiert. Dabei sind die Gesetze in Deutschland und Europa eigentlich klar.
TV-Tipp: Tiertransporte gnadenlos (ARD)
Wegen der europäischen Agrarpolitik gibt es hier Rinder im Überfluss und sie sind ein lukratives Exportgut geworden. In der Türkei oder in Ägypten können die Händler doppelt so viel für ein Rind bekommen wie in Deutschland. Da deshalb viele Tiere aus der EU über tausende Kilometer exportiert werden, gibt es strenge Vorschriften: Sie müssen nach 29 Stunden Fahrt für einen ganzen Tag zum Füttern und Tränken aus dem Fahrzeug geholt werden.
Die TV-Reportage „Tiertransporte gnadenlos“ zeigt jedoch, dass außerhalb der Grenzen die Vorschriften mit Füßen getreten werden. Der LKW mit den Rindern, den das Kamerateam begleitet, hält nicht an und füttert die Tiere auch nicht. Stattdessen fährt er 4.000 Kilometer bis nach Usbekistan. „Am Ende stehen die Tiere in ihren eigenen Exkrementen, vollkommen erschöpft“, heißt es.
Anderes Land, ähnlicher Fall: In Marokko entdecken die Tierschützer*innen ein Tier, das laut Ohrmarke aus der Nähe von Hannover stammt. Exportiert wurde es zur Zucht, doch tatsächlich geht es ins Schlachthaus, wo es grausam geschächtet wird. In Europa ist dies fast ausnahmslos verboten, in vielen Ländern außerhalb Europas jedoch nicht.
- Ausstrahlung: Montag, den 20. Juli 2020, um 23.00 Uhr
- Sender: ARD
- Dauer: 30 Minuten
- Vollständiger Titel: Die Story im Ersten: Tiertransporte gnadenlos – Viehhandel ohne Grenzen
- Vorschau in der Mediathek: zur ARD-Mediathek
TV-Reportage über Tiertransporte rüttelt wach
Die Bilder in der Reportage sind nichts für schwache Nerven: Rinder werden beim Transport geschlagen und getreten und am Zielort an einem Haken aufgehangen, ihnen werden alle Knochen gebrochen, die Augen ausgestochen – nicht einmal eine Betäubung gibt es. Schon der Transport lässt erahnen, dass Tierschutz keine Rolle spielt: Das Leiden der Kälber, ihr lautes Brüllen, ist in der Reportage immer wieder zu hören.
Die Reportage über Tiertransporte rüttelt wach und macht auf ein wichtiges Thema aufmerksam. Denn es stellt sich die Frage, warum deutsche Landwirt*innen überhaupt ihre Tiere zu einem Spottpreis ins Ausland verkaufen? In der Reportage berichtet ein Landwirt, dass er für seine Bullenkälber gerade einmal zwischen 0 und 10 Euro bekommt und froh ist, wenn er sie los wird. „Schlimmer als ein Abfallprodukt“ so der Landwirt, denn für Milchviebetriebe sind nur die weiblichen Kälber etwas wert. Sie verkaufen die Tiere an Viehhändler*innen, haben aber kaum eine Chance zu erfahren, was mit dem Tier dann passiert. Geht es in der Region in die Zucht oder auf einen anderen Kontinent zum Schächten ins Schlachthaus? Wenn selbst der Bauer das nicht weiß, können es Verbraucher*innen erst recht nicht wissen.
Utopia meint: Konsument*innen scheinen machtlos und solange es keine strengeren Kontrollen und Gesetze gibt, bleiben Fleisch- und Milchprodukte eine Blackbox für Verbraucher*innen. Denn selbst bei Bio-Produkten ist es möglich, dass die Milch von einer Kuh stammt, dessen Bullenkalb als „Abfallprodukt“ durch die halbe Welt transportiert wird. Nur eine einzige, kleine Lösung gibt es bisher: Das Demeter-Siegel „Zeit zu zweit – für Kuh und Kalb“ garantiert, dass die Bullenkälber nicht schon nach wenigen Tagen von der Mutterkuh getrennt und verkauft werden, sondern auf dem Hof aufwachsen. Bisher ist das Siegel aber nicht weit verbreitet und findet sich fast ausschließlich in Süddeutschland.
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