Hitzewellen, Überflutungen, Tigermücken: Die Klimakrise verändert unseren Alltag bereits jetzt. Doch statt in Panik zu verfallen, können wir uns gezielt vorbereiten – mit praktischen Tipps aus einem neuen Buch.
Hitzewellen, Überflutungen, exotische Insekten: Unser Alltag hat sich durch die Klimakrise bereits geändert und wird es bei steigender globaler Durchschnittstemperatur weiter tun. Dieses Wissen kann sich belastend und lähmend anfühlen. Doch es kann uns auch dazu animieren, zu handeln – und uns auf die geänderten Bedingungen einzustellen.
Genau hier setzt ein kürzlich erschienenes Buch an. „Eis gegen Heiß“ (erhältlich u..a. bei Buch7 und Amazon) fasst zusammen, wie wir uns an die Folgen des Klimawandels anpassen müssen. Die Autor:innen Christian Serrer, Karoline Möller, Lukas Neuwirth und Franziska Koert haben mit über 70 Wissenschaftler:innen praktische Lösungsansätze für den Alltag zusammengetragen, die Privatpersonen helfen, sich vor Hitzewellen, Überschwemmungen, psychischer Belastung und anderen Klimafolgen zu schützen. Einige besonders wichtige praxisnahe Alltagstipps hat Utopia.de hier zusammengefasst:
1. Für den Notfall gewappnet sein
Installiere die NINA-Warn-App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Sie warnt zuverlässig vor extremen Wetterereignissen wie Starkregen, Hitze oder Hochwasser und gibt gleichzeitig wertvolle Handlungsempfehlungen. Wichtig ist auch, sich bereits im Vorfeld mit dem richtigen Verhalten in Notsituationen vertraut zu machen – zum Beispiel bei Hochwasser oder bei Sturm – denn unter Stress fällt das Lernen deutlich schwerer.
Was du sonst zusätzlich beachten solltest:
- Packe einen Notfallrucksack mit den wichtigsten Sachen, den du im Ernstfall sofort griffbereit hast.
- Jeder Haushalt sollte zudem ausreichend Lebensmittel und Trinkwasser für mindestens drei Tage vorrätig haben. Utopia hat eine Liste zusammengestellt, die sogar zehn Tage ausreicht:
2. Haus oder Wohnung gegen Extremwetter absichern
Wie gut du dein Eigentum schützen kannst, hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Lage deines Zuhauses sowie der Art und dem Ausmaß von Extremwetter. Doch es gibt Vorsorgemaßnahmen.
Um Schäden durch Hagel, Sturm und Gewitter zu vermeiden, solltest du zum Beispiel umliegende Bäume regelmäßig auf abgestorbene Äste kontrollieren. Prüfe außerdem regelmäßig Rohre auf Leckagen und Abflüsse sowie Regenrinnen auf Verstopfungen. Bringe gegebenenfalls Rückstauverschlüsse an und installiere eine Pumpanlage und reinige beides regelmäßig.
Zudem gibt es zahlreiche bauliche Maßnahmen, um dein Haus besser abzusichern, etwa hochwasserfeste Türen und Fenster oder hagelresistente und sturmsichere Materialien für Dächer, Fassaden. Ein Überspannungsschutz schützt vor Spannungsspitzen durch Blitzeinschläge. Auch wichtig: Prüfe, welche Schäden dein Versicherungsschutz abdeckt.
Dies ist nur eine kleine Auswahl von möglichen Maßnahmen. Viele weitere und Tipps zum richtigen Verhalten bei Extremwetter findest du im Buch oder bei Behörden wie dem Umweltbundesamt.
3. Schutz vor Hitze: Die wichtigsten Tipps
Eine steigende Umgebungstemperatur geht mit diversen Gesundheitsrisiken einher. Um dein Risiko zu Hause zu verringern, kannst du diverse Maßnahmen ergreifen. Hier nur eine kleine Auswahl: Fenster verdunkeln, energieeffiziente Haushaltsgeräte nutzen, die weniger Abwärme abgeben und Schlafzimmer oder Büro – falls möglich – in Keller oder auf die Nordseite verlegen.
Besonders wichtig ist das richtige Verhalten: Trage helle, leichte Kleidung. Trink mindestens 1,5 Liter, am besten Mineralwasser (gegen Nährstoffverlust durch Schwitzen). Iss ausreichend, am besten leichte, wasserreiche Lebensmittel. Denke unterwegs an Sonnenschutz und Kopfbedeckung mit UV-Schutz.
Achte auf deinen Körper und kühle ihn, wenn nötig, durch kalte Fußbäder, Sprühflaschen oder lauwarme Duschen. Informiere dich zu Anzeichen für Hitzschlag und Co. und ruf im Ernstfall den Notruf. Wenn es in deiner Familie oder deinem Bekanntenkreis ältere oder kranke alleinlebende Menschen gibt, plant gemeinsam, wer sie bei Hitze versorgt und nach ihnen sieht.
Wichtig: Wie belastend das Wetter ist, zeigt die „gefühlte Temperatur“. Diese gibt der Deutsche Wetterdienst an, inklusive Gesundheitsrisiko.
4. Tipps zu invasiven Arten: Die Tigermücke
Mit steigenden Temperaturen können sich einige Lebewesen, die Krankheiten übertragen, besser vermehren und verbreiten. Die globale Erwärmung hat bereits dazu geführt, dass sich die Asiatische Tigermücke in Deutschland ausbreitet. Sie kann über 20 Viren übertragen, darunter Denguefieber.
Um ihre Verbreitung einzudämmen, kannst du darauf achten, ihr keine Brutstätte zu bieten. Vermeide auch kleine Wasseransammlungen, zum Beispiel in Blumentopfuntersetzern und Gießkannen. Verschließe Behälter mit stehendem Wasser, leere Vogelbäder wöchentlich aus. Bringe in deiner Wohnung Fliegengitter oder Mückennetze an und trage – wann nötig – geeignete Kleidung und Mückenschutzmittel, um dich zu schützen.
Verirrt sich doch eine Mücke in deine Wohnung, kannst du sie einfangen und an den Mückenatlas senden. Dieser bestimmt die Art und kann so die Verbreitung verfolgen.
Woran du eine Tigermücke und ihren Stich erkennst, erfährst du in diesem Artikel:
Auch Zecken können sich durch die Klimakrise besser vermehren. Im Buch „Eis gegen Heiß“ findest du zahlreiche Tipps zu Schutz und dem richtigen Verhalten.
5. Eigene Risiken identifizieren und bewerten
Nicht alle Maßnahmen sind für alle Menschen relevant. So vielfältig die Folgen des Klimawandels sind, so zahlreich sind auch die Maßnahmen, die uns zur Anpassung zur Verfügung stehen. Lass dich von den Informationen nicht erschlagen, sondern prüfe, inwiefern ein bestimmtes Klimarisiko deine eigene Lebenssituation betrifft. Zum Beispiel kannst du mittels entsprechenden Karten überprüfen, ob dein Zuhause in einem Hochwassergebiet liegt.
„Wenn-dann“-Pläne helfen, das eigene Vorhaben zielgerichtet anzugehen. Beispiel: „Wenn ich am Samstag einkaufen gehe, dann besuche ich auch den Baumarkt, um passende Rückstauventile zu kaufen.“
6. Stärkung der eigenen Psyche
Der Klimawandel kann die Psyche auf vielfältige Weise belasten. Zu den Auslösern zählen etwa die Auseinandersetzung mit den prognostizierten negativen Folgen – beispielsweise durch wahrgenommenen Veränderungsdruck oder Zukunftsängste –, oder auch das Erleben einzelner Extremereignisse. Atemtechniken, Austausch mit anderen oder eine gute Tagesstruktur können helfen, die eigene Widerstandskraft in Krisenzeiten zu stärken. Selbst aktiv zu werden, kann gegen das Gefühl der Machtlosigkeit helfen und Gefühle wie Selbstwirksamkeit, Kontrolle und Sinnhaftigkeit fördern.
7. Gemeinschaft stärken
Engagiere dich aktiv im Bevölkerungsschutz, etwa beim THW, der Feuerwehr, dem DRK, der DLRG, den Maltesern, Johannitern oder dem Samariterbund. Diese Organisationen leisten einen zentralen Beitrag zur Sicherheit in Katastrophenfällen – und jede helfende Hand stärkt unsere gemeinsame Widerstandsfähigkeit. Eine Ausbildung erfolgt direkt vor Ort, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Bonustipp: Biodiversität im Alltag fördern
Dass wir uns an die Klimakrise anpassen, ist essenziell. Doch wir Privatpersonen haben auch einen großen Spielraum, wenn es darum geht, die Klimakrise und das Artensterben zu bekämpfen.
Besonders das eigene Konsumverhalten hat großen Einfluss: Wer weniger tierische Produkte konsumiert, Bioprodukte bevorzugt und auf Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft achtet, schützt aktiv natürliche Lebensräume. Zudem lässt sich lokale Biodiversität durch kleine Maßnahmen im Garten oder an Gebäuden stärken – etwa durch mehrjährige heimische Pflanzen, Nisthilfen oder dem Verzicht auf nicht zwingend erforderliche Außenbeleuchtung.
Wieso wir dringend handeln müssen
Die Klimakrise ist im vollen Gange. Ein Bericht für das Jahr 2025 geht davon aus, dass die weltweiten Emissionen des Treibhausgases weiter steigen, voraussichtlich um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wenn die Emissionen sich auf diesem Niveau fortsetzen, wird das verbleibende CO2-Budget, das ein Einhalten des 1,5-Grad-Ziels aus dem Pariser Übereinkommen ermöglichen soll, noch vor 2030 aufgebraucht sein.
Erst kürzlich veröffentlichte das UN-Umweltprogramm einen Bericht, der bis Ende des Jahrhunderts eine globale Erwärmung von 2,8 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter vorhersagt. Was das konkret bedeuten würde, liest du in folgendem Artikel:
Über das Buch „Eis gegen Heiß“
„Eis gegen Heiß“ ist im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen und für 15 Euro erhältlich bei Amazon und Buch7. (ISBN: 978-3462009910) Eine Leseprobe kannst du hier herunterladen.
Das Buch liefert zahlreiche weitere praxisnahe Tipps auf persönlicher Ebene, unter anderem zu Erste-Hilfe-Maßnahmen und dem Umgang mit Falschinformationen. Außerdem geht es darauf ein, wie wir uns als Gesellschaft an den Klimawandel anpassen müssen, wieso das relevant ist und es vermittelt die Grundlagen über Ursachen des Klimawandels, seine Folgen und Lösungsansätze. Einige der Tipps darin sind recht bekannt, doch das Buch liefert auch weniger verbreitete Hinweise – und vor allem einen praktischen Überblick.
Dem interdisziplinären Autor:innenteam ist es besonders wichtig, zu betonen, dass ein bestmöglicher Schutz nur gelingt, wenn wir uns sowohl individuell vorbereiten als auch gemeinschaftlich gegenseitig unterstützen. Statt Panik zu verbreiten, macht dieses Buch Mut, als Gesellschaft zusammenzuhalten, sich im Bevölkerungsschutz zu engagieren und gemeinsam widerstandsfähiger zu werden – für eine sichere und lebenswerte Zukunft.
Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.
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