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Warum selbst ein Glas Wein am Abend deinem Körper schadet

Warum jedes Glas Wein schadet
Foto: CC0 Public Domain / Unsplash.com – Jp Valery

Lange Zeit galt ein Feierabendbier oder ein Glas Wein am Abend als unproblematisch oder sogar gesundheitsfördernd. Inzwischen ist klar: Jeder Schluck Alkohol schadet deinem Körper.

Alkohol ist in unserer Kultur allgegenwärtig: Das Bier zum Feierabend, das Glas Wein beim Abendessen und wenn es etwas zu feiern gibt, dann wird mit Sekt angestoßen. Inzwischen gibt es neue, eindeutige Empfehlungen: Alkohol schadet ab dem ersten Schluck.

Neue Warnung: Jeder Schluck Alkohol schadet

Bis vor wenigen Jahren hieß es, dass kleine Mengen Alkohol unbedenklich, wenn nicht sogar gesundheitsförderlich seien. Damals galt folgende Empfehlung als risikoarmer Konsum: Maximal 24 Gramm Reinalkohol pro Tag bei Männern und 12 Gramm bei Frauen. Das entspricht in etwa zwei Bier (für Männer) beziehungsweise einem kleinen Bier (bei Frauen).

Im Jahr 2023 hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) eine neue Empfehlung herausgegeben: Demnach schadet jeder einzelne Schluck – egal, wie viel man trinkt. Die Expert:innen der DHS betonen, dass es keinen gesundheitsförderlichen und keinen sicheren Alkoholkonsum gibt:

„Alkoholkonsum sollte von jeder Person reduziert werden, unabhängig davon, wie viel sie trinkt. Am besten ist es, keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Alkoholische Getränke bergen Risiken, wenn es um die physische Gesundheit der Menschen geht.“

DHS

Keine sichere Alkoholmenge: Aktuelle Einschätzungen von WHO und DGE

Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät im Positionspapier von 2024 dazu, gar keinen Alkohol zu trinken. Sie ändert damit eine frühere Einschätzung. Auch in Maßen sei Alkohol nicht gesund – es gebe keine potenziell gesundheitsfördernde und sichere Alkoholmenge für einen unbedenklichen Konsum.

“Alkohol ist eine psychoaktive Droge”, schreibt die DGE. Er sei als Ursache von mehr als 200 negativen gesundheitlichen Folgen wie Krankheiten und Unfällen identifiziert worden.

Die internationale Weltgesundheitsorganisation WHO teilt diese Einschätzung: Sie betont, dass es beim Alkoholkonsum keine gesundheitlich unbedenkliche Menge gibt. Alkohol schadet also ab dem ersten Tropfen. Schließlich handelt es sich um eine toxische und abhängig machende Substanz.

Warum selbst ein Glas Wein schadet

Alkohol wirkt in vielerlei Hinsicht schädlich auf den menschlichen Körper: Dabei gibt es sowohl physische als auch psychische Risiken und: Schon ein Glas Wein schadet.

Alkohol erhöht die Sterbewahrscheinlichkeit

In der Empfehlung der DHS wird betont, dass „Studien für einzelne Erkrankungen eine lineare Beziehung zwischen dem Ausmaß von Alkoholkonsum und Sterbewahrscheinlichkeiten zeigen. Sie sind am geringsten, wenn kein Alkohol getrunken wird“.

Für die körperliche Gesundheit ist es am besten, keinen Alkohol zu trinken, lautet das Resümee. Denn selbst bei Menschen mit nur geringen Trinkmengen sind die Wahrscheinlichkeiten für Krankheiten und einen vorzeitigen Tod höher als bei Menschen, die keinen Alkohol trinken.

Laut der DHS gab es im Jahr 2016 in Deutschland 19.000 Todesfälle bei Frauen und 43.000 Todesfälle bei Männern, die auf Alkohol zurückzuführen sind. Das waren vier Prozent aller Todesfälle bei Frauen und 9,9 Prozent aller Todesfälle bei Männern.

Herzprobleme durch Alkohol

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2021 zeigt, dass selbst geringe Mengen Alkohol das Risiko für Herzleiden erhöht: Selbst Teilnehmenden mit einem mäßigen Alkoholkonsum (1,2 Drinks pro Tag) hatten ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Vorhofflimmern. Zudem begünstigt der Konsum von Alkohol Bluthochdruck und Schlaganfälle.

Alkohol steigert das Krebsrisiko

Laut der WHO gehört Alkohol zu den Karzinogenen der Gruppe 1. Die Gruppe 1 umfasst die Substanzen, von denen das höchste Risiko ausgeht, Krebs zu erzeugen. Neben Alkohol zählen dazu etwa auch Strahlung oder Asbest. Alkoholkonsum wird aktuell mit mindestens sieben verschiedenen Krebsarten in Verbindung gebracht, darunter beispielsweise Brust- und Darmkrebs.

Schäden an Leber und Gehirn

Alkohol wirkt sich besonders schädlich auf die Leber aus und kann deshalb verschiedene Lebererkrankungen – wie beispielsweise Leberzirrhose – auslösen.

Und auch das Gehirn wird von der Droge beeinträchtigt: Chronischer Alkoholkonsum kann dazu führen, dass das Hirngewebe schrumpft und sich dadurch kognitive Funktionen verschlechtern. Diese Schäden sind irreparabel. Und: Selbst moderates Trinken kann zu einem kleinen aber signifikanten Verlust an Gehirnvolumen führen.

Alkohol verursacht Schlafprobleme und schwächt das Immunsystem

Alkohol vermindert die Qualität des Schlafes, wie eine Untersuchung aus dem Jahr 2018 herausfand: Menschen, die Alkohol tranken, regenerierten schlechter während des Schlafes. Über einen längeren Zeitraum schwächt schlechter Schlaf das Immunsystem.

Und auch Alkohol selbst schwächt das Immunsystem: Er macht den Körper anfälliger für virale oder bakterielle Infektionen und Pilzerkrankungen.

„Flüssiges Depressivum“

Auch für die Psyche ist Alkohol riskant, wie die Journalistin und Suchtexpertin Nathalie Stüben im Interview mit Utopia erklärt. Nicht umsonst gelte Alkohol als „flüssiges Depressivum“.

Stüben, die selbst jahrelang viel trank, sagt heute über Alkohol: „Er macht nicht nur traurig. Ab einem gewissen Punkt führt er auch dazu, dass unser sogenanntes Belohnungssystem sich umbaut. Im Alltag macht sich das oft dadurch bemerkbar, dass wir uns nach und nach nur noch mit Alkohol wirklich entspannen, wohlfühlen oder Freude empfinden können.“

Alkohol wirkt sich in vielerlei Hinsicht auf die psychische Gesundheit aus: So wird er unter anderem mit Ängsten, Depressionen und Persönlichkeitsveränderungen in Verbindung gebracht.

Hier kannst du das ganze Interview mit Nathalie Stüben lesen:

Und hier findest du eine Podcast-Folge mit Nathalie Stüben zum Thema Alkohol:

Negative Auswirkungen auf die das soziale Umfeld

Alkohol schadet nicht nur der Person, die ihn trinkt. Auch auf das soziale Umfeld kann der Alkoholkonsum schädliche Auswirkungen haben: Wird in der Schwangerschaft Alkohol getrunken, kann es zu Entwicklungsstörungen beim ungeborenen Kind kommen.

Alkoholkonsum begünstigt zudem Unfälle, Verletzungen, Straftaten, Gewalt, Aggressionen und psychosoziale Beeinträchtigungen von Menschen, die Alkohol trinken, sowie ihrem sozialen Umfeld.

Kosten für das Gesundheitssystem

Alkoholkonsum wirkt sich auf das gesamte Gesundheitssystem aus: In einer Untersuchung geht der Gesundheitsökonom Dr. Tobias Effertz von rund 57,04 Milliarden Euro direkten und indirekten Kosten durch den Alkoholkonsum in Deutschland aus. Davon entfallen 16,59 Milliarden Euro auf direkte Kosten für das Gesundheitssystem (Behandlungskosten, Krankenhausaufenthalte und Medikamente) sowie 40,44 Milliarden Euro auf indirekte Kosten (Arbeitsunfähigkeit, Arbeitslosigkeit, Frühverrentung und vorzeitiger Tod).

Alkohol? Am besten gar nicht und wenn, dann sehr bewusst

Selbst ein einzelnes Glas Wein am Abend schadet deinem Körper. Deshalb: Konsumiere Alkohol im besten Fall gar nicht – oder zumindest aber nur in Maßen und bewusst. Vielleicht interessiert dich das Konzept der Sober Curiosity oder du probierst mal Dry January aus. Viele alkoholfreie Alternativen wie alkoholfreies Bier und alkoholfreien Wein erleichtern inzwischen den Umstieg. Auch viele Cocktails sind ohne Alkohol lecker.

Bitte lies unseren Hinweis zu Gesundheitsthemen.

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