Wespen sind im Sommer oft ungeliebte Gäste – zu Unrecht. Nur zwei von unzähligen Wespenarten können im Sommer lästig werden und sind selten aggressiv.
Wespen haben, im Gegensatz zu Bienen, bei uns Menschen meistens einen schlechten Ruf. Sie belästigen uns beim Picknicken, dem sommerlichen Essen im Garten oder beim Grillen auf der Terrasse.
Aber auch Wespen haben eine wichtige Aufgabe in der Natur. Für ihre Brut brauchen sie tierisches Eiweiß und jagen daher Insekten wie Fliegen, Mücken, Spinnen und Raupen. Der Mensch bekämpft diese in der Landwirtschaft stattdessen oft mit Chemie.
In Deutschland gibt es laut NABU einige hundert Wespenarten – die meisten davon leben solitär, indem ein Weibchen die Brut alleine versorgt und keine Arbeiterinnen aufgezogen werden. In Kontakt kommen wir Menschen aber häufig nur mit den sozial lebenden Wespenarten, auf die wir uns in diesem Artikel beschränken wollen.
Soziale Wespenarten in Deutschland
Die neun sozialen Wespenarten in Deutschland werden in drei Gruppen unterteilt:
- Langkopfwespen
- Kurzkopfwespen
- Echte Wespen
Alle drei Gruppen bilden sogenannte Sommerstaaten: Die Königin gründet zwischen März und Mai nach dem Winterschlaf einen neuen Staat und baut die erste Wabe. Wespen bauen ihr Nest nicht wie Bienen aus selbstgemachtem Wachs, sondern aus gesammelten Holzspänen und Speichel.
Die im letzten Sommer begattete Jungkönigin legt ihre Eier in die Zellen der Wabe und zieht ein neues Volk heran. Hat sie genug Arbeiterinnen groß gefüttert, kümmert sie sich nur noch um das Eierlegen.
Im Sommer werden neue Königinnen und aus unbefruchteten Eiern Männchen herangezogen. Den Winter überleben nur die jungen Königinnen, sofern sie befruchtet wurden. Die Männchen, die alte Königin und das gesamte restliche Volk sterben.
Die Langkopfwespe
Zu den sozialen Langkopfwespen gehören die heimischen Arten:
- Sächsische Wespe
- Waldwespe
- Norwegische Wespe
- Mittlere Wespe
Die Langkopfwespen können sich sehr schnell vermehren, weshalb sie im Frühling und Hochsommer zahlreich auftauchen. Sie verschwinden jedoch wieder fast so schnell, wie sie kommen. Mitte oder Ende August sind die Nester meist schon völlig ausgestorben.
Sie bauen ihre Waben gerne in Dachböden oder Schuppen. Die nur noch selten vorkommende und daher auch unter besonderem Schutz stehende Mittlere Wespe baut als einzige ihre Nester freihängend an Gebäuden oder in Sträucher und Bäumen.
Keine der Langkopfwespen geht auf Jagd nach Süßspeisen oder Grillfleisch.
Die Kurzkopfwespe
Zu den Kurzkopfwespen gehören in Deutschland:
- Die Deutsche Wespe
- Die Rote Wespe
- Die Gemeine oder Gewöhnliche Wespe
Im Gegensatz zu den Langkopfwespen leben die Kurzkopfwespen sehr lange. Das liegt auch an ihren versteckten Nistplätzen, zum Beispiel im Dach oder unter der Erde. Manche Völker können daher bis in den November hinein überleben. Ein Volk kann bis zu 10.000 Wespen heranziehen.
Die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe sind die zwei einzigen Vertreter der lästigen Kuchen- und Schinkenräuber. Während die Gemeine Wespe auch im Nestbereich recht aggressiv sein kann, ist die Deutsche Wespe kein angriffslustiges Tier, das nur gefährlich werden kann, wenn es sich bedroht fühlt. Oft spielt dabei auch unsere Unaufmerksamkeit eine Rolle.
Um dich vor teilweise gefährlichen Stichen zu schützen, solltest du bei Mahlzeiten im Freien immer darauf achten, dass die süßen Speisen oder Wurst und Schinken abgedeckt sind. Auch aus blickdichten Flaschen und Dosen solltest du nicht trinken, wenn Wespen in der Nähe sind. Eine kleine Schale mit Marmelade, als eigene Futterstelle für die Tiere, kann ein gutes Ablenkungsmanöver vom Rest der Speisen sein.
Auf keinen Fall solltest du nach den Wespen schlagen oder sie durch hektische Bewegungen in Angriffsstimmung versetzen. Wespen stechen nur, wenn sie glauben sich verteidigen zu müssen.
Die Echte Wespe: Die Hornisse
Die echten Wespen werden in Deutschland nur durch eine Art vertreten:
Hornissen sind in ganz Deutschland verbreitet und nisten sowohl in Hohlräumen an Gebäuden, als auch innerhalb. Gartenschuppen oder Dachböden sind zum Beispiel beliebte Nistplätze.
Hornissen sind die größten Vertreter der Wespen. Ihre Königinnen können bis zu 35 Millimeter lang werden. Durch ihre Größe und ihr Abwehrverhalten haben sie den gefährlichsten Ruf unter den Wespen. Sie können bis zu dreimal hintereinander zustechen.
Sie sind von Natur aus aber sehr friedlich und scheu und können, wenn man sie in Ruhe lässt, auch für uns als Insektenvertilger nützlich sein. Sie sind Fleischfresser und ernähren sich von Spinnen, Mücken und sämtlichen Fliegen- und Bremsenarten. Sogar kleinere Wespen stehen auf ihrem Speiseplan.
Wirklich gefährlich können Hornissen nur für Allergiker oder durch Stiche im Hals und Mundbereich werden. Auch Hornissen stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen.
Hornissenvölker bestehen höchstens aus 700 Tieren. Sie sind aber in der Lage mit ihrem ganzen Volk umzuziehen, wenn es im alten Nest zu eng wird. Gleichzeitig sind sie nachtaktiv und können auch bei vollkommener Dunkelheit jagen. Sie überleben meistens bis Mitte Oktober. Da sie nur noch selten vorkommen, sind sie durch die Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) und das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützt.
Weitere heimische Wespenarten
Weitere heimische Arten bilden die Feldwespen. Sie gelten aber als eigene Gattung und bevorzugen sonnenbeschienene Nistplätze. Zu ihnen gehört die:
- Haus-Feldwespe
- Heide-Feldwespe
- Zierliche Feldwespe
- Berg-Feldwespe
Unter den meisten Wespenarten gibt es auch die sogenannten sozialparasitischen Kuckuckswespen. Sie schleichen sich in Nester ein, töten die Königin und lassen das fremde Volk für sich arbeiten. Zu ihnen gehört die:
- Falsche Kuckuckswespe (Langkopfwespe)
- Österreichische Kuckuckswespe (Kurzkopfwespe)
- Bergfeldwespen-Kuckuckswespe (Feldwespe)
Seit 2014 wird in Deutschland auch die asiatische Hornisse gesichtet. Sie baut ihre Nester gerne in Baumkronen oder in die Nähe des Bodens. Aber auch sie ist in Dachböden und Gartenschuppen zu erwarten.
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